Mahmud Baki (1526-1600)

Ghaselen aus dem Divan

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)



Der Buchstabe Be
(Ghaselen 8-10)

8.
Die Sonn' ist so vom Wein der Lieb' des Freund's befallen,
Daß sie von Mauern ist auf Mauern hingefallen.*

Es traf den rothen Wein das harte Aug' der Welt;
Denn Augen sind es, was als Blasen scheint zu wallen.

Kein Wunder, wenn der Vogt den Wein so streng behandelt,
Der Braten und der Wein sind beyd' in's Blut gefallen.

Zuletzt muß Liebende der Schmerz der Liebe tödten,
Der Trunk'ne muß zuletzt in tiefen Schlaf verfallen;

Dir hat entsaget Baki niederträcht'ge Welt,
Seitdem er wallet in des mächt'gen Kaisers Hallen.

* Wie ein rasender Verliebter stürzt sich die Sonne
von einer Wand auf die andere.
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9.
Locken, die fallen verschleyernd auf Wangen,
Sind Hyacinthen, vom Wasser umfangen;

Brodem der Seufzer gestaltet zu Wolken,
Lös't sich in Wasser der Ros' aus Verlangen*;

Sonne, die leuchtende, ist nur Juwele,
Welche im Schachte der Liebe ward empfangen.

In dem Vergleich mit dem Meere der Thränen,
Ist als ein Bläschen die Nilfluth vergangen;

Kümmere, Baki, dich nicht um hienieden,
Leb' im beständigen Rausche befangen.

* Das Verlangen nach deinen Wangen.
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10.
Deiner Füße Staub
Essen am Himmel die Sterne,
Deiner Thüre Pforten
Neiden an Höhe die Sterne;

Gibt es gleich am Himmel
Viele der glänzenden Sterne,
Leuchtet wie dein Maal
Keiner der strahlenden Sterne;

Schließest Du die Augen,
Bleiben unwissend im Finstern
Mit dem Wangenmaale
Bloß um zu eifern, die Sterne;

Viele Seufzer warf ich
Schleudernd als Steine zum Himmel,
Gold'ne Kiesel sind es,
Die Dir erscheinen als Sterne;

Suchst du Glück, so brenne
Brandmaal der Lieb' in den Busen;
Denn du weißt es Baki,
Glücklich sind wenige Sterne.
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