Mahmud Baki (1526-1600)

Ghaselen aus dem Divan

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)



Der Buchstabe The
(Ghaselen 12-13)
 

12.
Dein Mundrubin liegt mit dem Glas des Nichts im Streit,*
Nicht nur das Recht, das Seyn behauptet er im Streit.

Das Silberrohr, von Meisterhand noch nicht geschmeidigt,
Soll sich nicht wagen mit dem zarten Leib in Streit;

Aus Knospenmund hat man noch nie ein Wort vernommen,
Wiewohl mit dem Rubin des Munds er liegt im Streit;

Mit Deiner Schönheit liegt die Sonne und der Mond,
als wären sie nicht aufgegangen, stets im Streit;

O Baki! einzig in dem Wort, laß ab vom Streit,
Du hast im Voraus Recht, begib dich nicht in Streit.

* Der Becher des Nichts ist das Entgegengesetzte
des hermetischen Bechers der Schöpfung;
der Mund ist so klein, daß derselbe sich
mit dem Nichts streitet, ob er wohl existiere.
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13.
Da über Deinen Bart* zu wundern sich nicht Ursach',
Daß doch Dein Mundrubin so lacht, was ist die Ursach'?

Die Wolke hat Begier des Lockenhaars ergriffen,
Daß sie des Regens Thränen weint, das ist die Ursach';

Da Tag und Nacht die Lock' und Wangen traulich leben:
Daß jene so zerrüttet ist, was ist die Ursach'?

Als Docht verbrennen Heilige den Bund, die Kutte,
Daß sie entblößet sind ist Deine Liebe Ursach';

Damit Dein Kopf der Lust zum Spiel als Ballen diene,
Trägst, Baki, du den Schlägel stets; dieß ist die Ursach'.

* Über den Stand Deines Bartflaumes.
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