Teil 10
Vor deinem Blick zu leiden vermag ich nicht,
Und doch dich zu vermeiden vermag ich nicht.
Von aller Hoffnung scheid' ich entschieden mich,
Doch mich von dir zu scheiden vermag ich nicht.
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Gib den versprochnen Kuss aus Huld,
Denn fordern darf ich nicht die Schuld.
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Wer ist ein Verliebter? jener, welchem Wunden tausendfach
Schlägt der Kränkung Pfeileregen, und ihm nicht entlockt ein Ach.
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Wenn das Liebchen Gäste hat zu Wein und Schmaus geladen,
Macht's am Feuer der Eifersucht zuerst mein Herz zum Braten.
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Sobald mein trotziger Türke sich setzt im Bügel gerade,
Macht Miene gegen den Mond er, und gegen die Sonn' Parade.
Eh' unter ihm der Sattel noch warm geworden ist,
Manch Herz an Ruh und Frieden schon arm geworden ist.
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Wenn Gott nicht Wohlgefallen hätt' an der Gefangner Liebesqual,
Wie schüf' er Schönen einen Leib von Silber und ein Herz von Stahl!
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Kummerfeuer ist des Kummerabgebrannten Ruhestätt';
Auf des Ziegelofens Aschen ist des Ziegelbrenners Bett.
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Wenn ihr aus dem blut'gen Herzen sein Geschoss reisst, wird es bloss
Klagen, statt um seine Wunde, ums entrissene Geschoss.
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Dschami, wie du blutvergiessend machest tausend Lieder fliessend,
Wird in deines Diwan's Riefen* einst ein Meer von Blute
triefen.
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Die Riefen, Rinnen oder Bächlein, die farbigen Einfassungsstreifen
zierlich geschriebener Liederbücher, Bewässerungsrinnen gleichsam,
von denen die Blumenstücke durchzogen sind.
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Käme mir im Schlummer einer Nacht das Mondenangesicht!
Doch wer fern ist solchem Angesicht, dem kommt der Schlummer nicht.
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Lustdienste mag der Liederhall beim Festgelag des Chosro thun;
Ferhaden genügt der Widerhall der Herzensklag' am Bisutun.
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Wie der Schlanke kommt geschritten, meinen Busen möcht' ich spalten,
Um in Herz- und Seelenmitten eingepflanzt ihn zu behalten.
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Meine Sonne, schrecke mich nur, deinen Staub, nicht mit dem Schwerte!
Denn was auch vom Himmel kommt von Ungemach, erträgt die Erde.
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Lippenknospe, Wangenrose, Bartflaumgras und Brustjasmin;
Himmel, dieser Schönheitsfrühling, komme nie der Herbst an ihn!
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Wenn ein Duft von deinem Hemde durch die Luft des Gartens kreist,
Fällt die Nachtigall in Klagen, weil die Ros' ihr Kleid zerreisst.
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Wer einmal nur mit Willen nach deinem Gaue ging,
Geht ohne seinen Willen dann hundertmal dahin.
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Sei mir zum Ruhekissen an deiner Schwell' erlaubt
Ein Stein, den deine Wächter mir werfen Nachts ans Haupt!
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Wenn ein Blutkraut wachsen wird, wo man mich hat begraben,
Soll an jedem Aestchen es ein Blättchen Treue haben.
Wie die Thräne will ich laufen, fragen wie dirs gehe,
Wo ich einen Freund aus deinem Gaue kommen sehe.
Höre wohl, dass ich es bin, wenn einst in stiller Nacht
Eines Bettlers Klag' in deiner Gasse laut sich macht!
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Dschami, viel vom Auge weinen musst du Herzensblut,
Bis dir einen Wunsch des Herzens ein Herzräuber thut.
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Geh, o Leben eines Armen, meinem Haupt vorbei! es sei
Dir dies Haupt gelegt zu Füssen, eh mein Leben ging vorbei.
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Wer hat die Kraft, vom ziehnden Freund Abschied zu nehmen? bittet ihn,
Versagen soll er Armen nicht die letzte Gunst, und heimlich ziehn!
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Reisen soll der Freund nicht! Herzen weinen allerwegen;
Nicht geziemt's der Karawane auszuziehn im Regen.
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Mit deinem Traum ging aus der Brust die Seele; ja! wenn er will gehn,
Dem Gast zu geben das Geleit, ist von dem Herrn des Hauses schön.
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Ein standhaltender Verliebter wird vom Ort, wo sein Verehrter
Wohnt, nicht das Gesicht abwenden, ob aufs Haupt es regne Schwerter.
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Alles was ich Trunkner aufbring', ist dies alte Bussgewand;
Wehe mir, wenn es der Wirth nicht anerkennen will als Pfand!
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Rosenwasser
Die Rose gleicht nicht deiner Wange, doch in der Hoffnung wird sie Flut,
Dass sie dereinst das Glück erlange, zu baden deiner Wangen Glut.
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Wie Vögel, die den Herbst gesehn, lässt Dschami schweigen seine Lieder;
Wo ist Lächelknospenmund, der ihn zum Singen bringe wieder?
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Wem auf den Zipressenzweig im Mantel dort ein Blick gefallen,
Fühlt dem Busen Fassung, Muth dem Herzen, Sinn der Seel' entwallen.
Ach des Unglücks, jenes Unholds jeden Augenblick zu denken;
Könnt' ichs machen, dass er mir möcht' einen Augenblick entfallen!
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Meinem Seufzer muss ichs neiden, der mich einsam hier im Winkel
Sterben lässt von Trennungsweh, und geht zu deinem Ohr zu wallen.
Mir ist nicht vergönnt, die Seite nur an deine Wand zu lehnen,
Und Verräther lehnen Schulter dir an Schulter nach gefallen.
Einmal wiesest du die Wangen; wehre nun nicht Dschami's Klagen!
Wenn sie sahn die Ros' im Glanz, wer hemmt das Lied der Nachtigallen!
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Zum Haar hat Gram mich aufgezehrt; Briefträgerin Taube, bringe
Mich selbst gewickelt in den Brief hin, unter deiner Schwinge!
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Wie sollt' er mit Absicht nach mir blicken, da er mir missgönnte
Selbst ein Seitenblickchen, das mich unversehens streifen könnte!
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O Peri, gingst du einmal das Paradies nur auf und nieder,
Engel breiteten als Teppich untern Fuss dir ihr Gefieder.
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O wie oft, dich nicht erblickend, durch mein zutrittloses Glück,
Trag' ich zum Verstossungswinkel das Gesicht der Schmach zurück!
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O so schwer ist dich erblicken, schwerer doch, dich nicht zu sehn;
Was beginn' ich? wem erzähl' ich alle meine schweren Wehn!
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Schöne lieben, ist für Dschami sein Beruf, und mag ihn nun
Alle Welt darob berufen, den Beruf wird er doch thun.
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Lass mir deinen Pfeil die Brust durchlöchern gleich der Flöte,
Dass ich meinen Schmerz einmal aushauch', eh' er mich tödte!
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Meinem Herzen kam der Pfeil, und halberlegt ich weile,
Harrend, ob du selber kommest hinter deinem Pfeile.
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Froh der Funken meines Achs, bring' ich meine Nacht um ihn,
Wie die Kerze mit der eignen Flammenzunge spielend, hin.
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So ganz ward meine Nacht von seinem Antlitz klar,
Wie finster einst mein Tag von seinem schwarzen Haar.
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Der Brunnen (das Grübchen) des Kinns
Wasser aus dem Silberbrunnen wär' es jenem Kinne feil,
Zög' ich aus dem Leib die Seel' und machte sie zum Brunnenseil.
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Meine Liebeseinigung mit dir sei dieses, dass du sprengest
Mit der Unhuld Schwert mein Blut und deinem Gassenstaub es mengest.
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Ueber Dschems Thron, über Dschemschids Stuhl erheb dich, lasse,
Dschami, dich im Staube nieder von des Liebchens Gasse!*
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Dschem, eigentlich Dschemschid selbst, neben diesem aber Salomo
bezeichnend, wodurch Salomo, der weise Richter, mit dem indischen
Todtenrichter Jama (etymologisch = Dscham) identificirt ist.
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An der Bilderpracht im Buch der Zeit nicht hänge dein Gemüthe,
Sondern, losgerissen lebend, deines Herzens Einfalt hüte!
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Schön ist nicht beständ'ge Härte, Güte auch dabei mag frommen;
Mögest du mir bald in Liebe nahen, bald im Zorne kommen!
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Da ich du ward, wie ich stets dich dem Gemüthe bildet' ein;
Magst du nun von mir dich trennen, magst du mir verbunden sein!
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Ein Gebrechen der Gestalt ist vor des Geistes Aug' ein Tand;
Ist aus Griechenland die Seele, sei der Leib aus Mohrenland.
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Auf der Wange weizenfarben ist des Maales Korn mir lieb,
Sei's dass von des Lebens Speicher mir kein Körnchen Vorrath blieb.
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Ein paar Tage möcht' ich noch an meines Freundes Thür verweilen;
Zög're doch, o Tod, ein wenig! hemm', o Leben, dein Enteilen!
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Als Zipress' im Boden wurzl' ich, tragend deinen Wuchs im Sinn;
Schwanke du als Rosenzweig nicht stets zu einem andern hin!
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Herzanziehend sind Geschichten, die von Schönen uns berichten;
Aber du bist Jusuf, deine ist die schönste der Geschichten.
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Der du machst, dass Liebeskenner auf mich, als den Neumond, weisen;
In des Leibes Käfig zog den Geist die Lust, dein Korn zu speisen.
Schneidende Beweisstell' hat dein Schwert, um, wen du willst, zu tödten;
Dürfte Dschami wohl sich sträuben vor den schlagenden Beweisen?
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Um den Tod hab' ich gebeten, ob durch ihn vielleicht ich sähe
Mich erlöst von deiner Ferne und des Widersachers Nähe.
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Unter ging, um dich zu suchen, meines Auges Mann im Blut,
Wie verlangend nach der Perle stürzt der Taucher in die Fluth.
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Machen ich will ein gefangnes Herz zum Ziele des Pfeiles;
Sprachst du. Ich hoff', auf mich habe die Rede gezielt.
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Ohne die Substanz, o Dschami, kann das Accidens nicht sein,
Sein Rubinmund ist Substanz, sein Accidens der Liebe Pein.
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Krank an Sehnsucht deines Schwertes ist der Leib; o komm herbei,
Seele; denn in deiner Hand ist dieser Krankheit Arzenei.
Sterben ist's nicht, wenn dein Wild in seinem Blute sinket hin;
Zur Vergeltung deines Pfeiles giebt es nur sein Leben hin.
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Die Kerze hat vor deinen Wangen sich in den Kopf gesetzt zu prangen;
Was Wunder, wenn darüber stutzte die Scheer' und ihr den Kopf wegputzte!
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Hitziger durch Schelten, renn' ich deiner Liebe Weg zum Ziel,
So wie durch Beschneiden schärfer nun im Schreiben geht der Kiel.
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Ebb' und Flut im Schat (Tigris)
Wenn ein Gruss mir kommt aus Bagdad, wo mein Schöner Rasttag hat,
Wird stromaufwärts zu ihm steigen meine Thräne durch den Schat.
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Minnespiel mit dir steht wohl nicht jedem Saumbefleckten an;
Pfuhles Ente mit des Schahes Federspiel nicht fliegen kann.
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Weißt du, warum zur Weltlust das Lachen sich gesellt?
Weil lachenswerth die Lust ist, die man hat an der Welt.
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Höb' ein Herrlein wohl den Kopf so vornehm über Alles,
Käm' ihm jemals in den Sinn die Möglichkeit des Falles!
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Da aus Ehrlichkeit und Freundschaft niemand dir wird sprechen zu,
Besser des Verkehres Pforten vor den Leuten schliesse zu!
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Hundert Stricke sind der Lieb' im Weg auf jedem Schritte;
Wohl dem Pilger, der behutsam setzet seine Tritte!
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Aus dem Busen will ich graben, was sich eingeprägt mag haben
Ausser dir; radirt ja hat man wohl ein fehlgeschrieb'nes Blatt.
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Der du unsre Hoffnung all in Hoffnungslosigkeit verkehrest;
Hoffnungslosigkeit ist alles, was du Hoffenden gewährest.
Wäre deiner Füsse Staub nicht ihm ein Kissen unterm Haupte,
Welchen Trost in deiner Gasse hätte wohl der Grambestaubte!
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Deiner muskverstreuenden Ringel einen Duft beim Thymian
Fand er wohl; was hätte sonst der Wind von seiner Gartenbahn?
Klagte nicht wie ich ein Sänger dir von jeder Seite zu,
Was vom Schönheitsfrühling endlich, Rosenwange, hättest du?
Dschami's schlummerloses Auge ward vom Wangenglanz belohnt;
Wem sollt' auch zu Gute kommen, als Nachtwachenden, der Mond?
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Mir sei's genug, der Liebe Wein zu Nutze mir zu machen;
Ein Lehrer in Collegien betreib' unnütze Sachen.
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Sieh nur nicht mit Verachtung drein! der alte Landwirth sagt dir das:
Gewachsen ist auf diesem Feld zum Spasse nicht ein Hälmchen Gras.
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Ach, der Freund sinnt mich zu tödten mit der Trennung Schwertesschlag;
Jeder bebt vorm Todesabend, und ich vor dem Scheidetag.
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Zur Frühlingszeit hat alle Welt den Sinn auf Lust gestellt;
Doch Dschami, deinem Schmerz gesellt, ruht von der Lust der Welt.
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Aus jedes Weltgeschäftes Saum hab' ich gezogen meinen Fuss,
Und sitz' am Spiegel meines Knies, vertieft in deines Bilds Genuss.
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Zur Zeit der Rosen thut man mir den Garten auf; was nun?
Mein Herz ist keine Knosp', um sich im Garten aufzuthun.
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Mir auf dem Weg zur Kaaba deines Huldvereins
Ist Tigris meiner Augen eins und Eufrat eins.
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Nach jedermann kehrt sich dein Aug', o sieh',
Warum an meinen Zustand kehrt sich's nie?
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Auf deine Braue, die als Mond des Fests erschien,
Weist alles, was nur Augen hat, mit Fingern hin.
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Des goldnen Schmuckes mag des Weibes Hand sich freun;
Der Hand des Mannes dient zum Schmuck nur Gold verstreun.
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Des Schahes Festzelt
Ist es eine Frühlingswolke, unter deren Grossmuthschatten
Voll von Perlen und Juwelen wird der Schooss der grünen Matten?
Nein o nein, ich irre, sondern seines Zeltes Wonnebau
Hat der Schah, um Huld zu spenden, aufgespannt ins Aetherblau.
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Für Verliebte giebt's kein Dasein ausserhalb des deinen,
Wie die Sonnenstäubchen in der Sonne nur erscheinen.
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Wer könnte dich erreichen? du trägst an jedem Haar
Ein paar ererbte Reize, erworbne auch ein paar.
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Türk' an Schönheit, und Araber bist du an Wohlredenheit,
Ja an Anmuth unter Persern eine wahre Seltenheit.
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Mond war dein Vater, Sonne war der Grossvater dein;
O Gott, welch hohen Stammbaums rühmt sich der Abgott mein!
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Von dir fern ist die Nacht nicht schwarz mir allein;
Meinen Tag sieh, der schwärzer ist als die Nacht.
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Eine schöne Palm' ist deine Gestalt,
Die zur Dattel hat den würzigen Mund.
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Nur aus deinem Mund ein Scheltwort ist mein Wunsch im Herzensgrund,
Oder auch aus einem Munde, der es hat aus deinem Mund.
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Eine Himmelshuri warst du; weil Verstörung der Gemüther
Dort dein Auge schuf, verbat sich deine Näh' der Himmelshüter.
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An des Schuhes Sohle reib' ich meine Wang', um zu beschwichten
Meines Herzens Sehnsucht, die den Fuss zu küssen muss verzichten.
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Das Opferfest (Bairam)
Ein Opfer deines Schwerts zu sein, das ist mein Opferfest allein;
Nach solchem Feste schmachtend gebe ich meine Seel' hin, seit ich lebe.
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Wenn nicht mir im Auge ziemet deines Weges Staub als Trost,
Zürne mir nicht! das Verbrechen ward begangen von dem Ost.
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Wenn nach meinem Tod ein Vogel wird aus meinem Staube,
Wird er nirgend fliegen als nach deiner Gartenlaube.
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Durch Gebet will man ein Unheil von sich wenden früh und spät;
Gott, was bist du für ein Unheil, das ich suche durch Gebet!
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Wie die Ros' aus Dornen blühet, blühn in Dschami's Herzen
Trauerrosen aus den Dornen deiner Kränkungsschmerzen.
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Seit von der Wange die Rose den Schleier der Knospe gelöst hat,
Ward die Narciss' ein Aug' einzig um an sie zu sehn.
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Mich ins Haus der Trennung mit Verdruss und Gram verschliessen,
Besser ist's als wär' ich bei dir und säh' dich's verdriessen.
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Nichts Böses kommt von dir; und mag von dir auch Böses kommen,
Von dir wird mir das Böse mehr als and'rer Güte frommen.
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Der Vogel meiner Seel' hatt' einst ein Nest auf Edens Weide,
Doch deines Harems Taube sieht er immer noch mit Neide.
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Dich rufe nicht der Gärtner zu schau'n das Lenzgehege,
Eh' er den Weg mit Lilien und Rosen dir belege.
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Seit zur Schau du trägst die Lipp' und die Grube des Kinnes,
Liegt in der Grube mein Herz, schwebt auf der Lippe mein Geist.
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Wo, wie der Mond, du dein Zelt aufschlägst, o Sonne der Schönheit,
Geben aus Fäden der Seele Verliebte dazu dir die Seile.
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Mache meine Nacht zum Tag durch deinen Blick,
Du, durch dessen Locke ward mein Tag zur Nacht.
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"Mein Antlitz will ich einst von fern dir zeigen"
Sprachst du. O wäre mir schon nah dies Glück!
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Dschami's
Trauer
Aus einer Todtenklage um den Bruder
Auf, o Luft, die Wege nach des Gartens Prangen frage du;
Alle Blumen dort und Blätter voll Verlangen frage du!
Bei der Rose, die das grüne Todtenhemd der Knospe bricht,
Nach dem Theuern, dort vom Todtenhemd umfangen, frage du!
Sieh der neuerblühten Gartenbräute frisches Antlitz an;
Beim Jasmin nach uns'res Freunds erblich'nen Wangen frage du!
Suche die Zipress am Rande der bewegten Fluth; bei ihr
Nach der Tanne, die von dannen ist gegangen, frage du!
Wo, das Gartenbeet erleuchtend, hell der Tulpe Lampe brennt;
Nach der Lamp', in der Gesellschaft ausgegangen, frage du!
Wo dein Fuss gewürzter Kräuter sanften Seidenteppich tritt;
Welche rauhen Wurzeln dort an's Herz ihm drangen, frage du!
Wo die Lilie Gespräche in der Pflanzensprache führt;
Nach dem Mund voll süsser Worte, die verklangen, frage du!
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Herbst, der du nach jedem Frühling kommst und seinen Glanz entfärbst!
Ach, gekommen meinem Garten ist der Frühling selbst als Herbst.
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Aus der Todtenklage um ein Kind
(Das dritte der sieben Gasele)
Du gingest, eh' das Auge sich satt an dir geschaut,
Das Ohr von deinen Lippen gehört der Rede Laut.
Dich hat, o junge Knospe, des Todes Hand zerdrückt,
Eh' du vom Baum der Hoffnung selbst einen Zweig gepflückt.
Ach, dass so viele Wehen dein schwacher Leib erlitt,
Da noch dem kleinsten Wurme nicht weh gethan dein Tritt!
Dir ward ein Schwert des Schmerzes am Haupte jedes Haar,
Eh' dir die Kinderlocke vom Haupt geschoren war.
Wie schenkte dir im Becher dies Gift der Himmel ein,
Eh' du im Becher trankest ein Tröpfchen Honigwein!
Um dich hinabzuschlingen, that auf den Mund das Grab,
Bevor man deinem Munde den ersten Bissen gab.
Sie trugen auf den Händen dich nun des Todes Bahn,
Da noch den ersten Schritt nicht dein zarter Fuss gethan.
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Mein Leben ist von Sechzig dem Siebenzig genaht;
Nie hat mein Herz erfahren, was ihm so wehe that.
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Vierzeilen
1.
Ich
bin dein armer Sperling, du reiches Wonnespiel,
Der schwach und ganz abhängig dir in die Hände fiel.
Ob du mich fliegen lassest, den Faden lang am Fuss,
Doch hältst du fest den Faden, zurück zu dir ich muss.
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2.
Vor's Auge gestellt mir warst du, ich merkt' es nicht;
Im Herzen gesellt mir warst du, ich merkt' es nicht.
Bei sämmtlicher Welt sucht' ich nach einer Spur von dir;
Selbst sämmtliche Welt mir warst du, ich merkt' es nicht.
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3.
Vierzehnjähriger Mond im Schönheitsüberschwang,
Gleich dem vierzehnnächtigen Mond mit voller Wang!
Deiner Schönheit drohe nie der Niedergang;
Bleib' mir vierzehnjährig hundert Jahre lang!
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4.
Grabbesuch
Jeden Tag geh' ich zum Rosenhag voll Leid,
Knospengleich zerreissend meiner Fassung Kleid,
Ob mir die dem Staub entspross'ne Rose dort
Von dir, staubgeword'ne Rose, sag' ein Wort.
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5.
Rostig ward dem Sonnenschwert die Schneid', o Leid!
Es verbarg sich in der Wolken Scheid', o Leid!
Von der Schöpfung Schönheit bist du Spiegel all;
Wenn der Spiegel sich verdunkelt, Leid, o Leid!
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6.
Ich bleib' im Trennungsgram, und im Anschaun schwelgt das Herz;
Der Leib im Trennungsgram, und im Anschaun schwelgt das Herz.
Wie lange noch, dass schwimmend in Sehnsucht sich das Aug'
Aufreib' im Trennungsgram, und im Anschaun schwelgt das Herz!
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7.
Wann wird, o wann, des Daseins Kleid zersprenget,
Und deine Schönheit strahlen unbeschränkt!
Die Seel' im Andrang deines Lichts versenget,
Das Herz im Ausbruch deiner Lust versenkt!
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8.
In
der Nacht sei von den Frühaufstehenden,
In der Frühe von den Thränenflehenden;
Häng' an dem, von welchem du nicht lassen kannst,
Und entschlag dich allem abwärts gehenden!
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9.
An
dem Tische dieser Welt so Alt als Jung
Leidet um den Bissen tausend Kümmerung.
Auch sogar des Säuglings Augenkelch vergiesst
Hundert Tropfen, eh' das Tröpflein Milch ihm fliesst.
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10.
Gegen Todestrommel Herrschaftpauke schützet nicht;
Königlicher Ruhm von Kai und Ka'us stützet nicht.
Ueber solchen Kummer ward zum Ache jeder Hauch
Meines Odems; ach, dass dieses Ach auch nützet nicht!
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11.
Wer
ein Liebender will sein, vor Schwertes Zuck nicht zuck' er;
Und das Gift, das man ihm einschenkt, schlürf' er ein wie Zucker.
Ob kein Tröpfchen Feuchtigkeit ihm in der Gurgel bleibe,
Meeresfluth um Meeresfluth von Herzensblut verschluck' er.
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12.
Der Faule unterm Birnbaum; ein Sprichwort
Bei
des kranken Herzens Regen und Bewegen
Da mir nichts herauskam auf des Suchens Wegen,
Ging ich hin, mich unter Gottes breitem Schatten,
Wie der Faule unterm Birnbaum, hinzulegen.
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13.
Dank sei dem Herrn der Geister! kein Jünger und kein Meister
Ward ich, kein Weisheitsstreber und auch kein Weisheitsgeber.
Den Menschen überhoben, den feinen wie den groben,
Sitz' ich in einer Zelle, mir selbst allein Geselle.
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14.
Nicht meines Gartens Knospe blüht in Wöhligkeit,
Noch meines Lebens Becher schmeckt nach Fröhlichkeit.
Giebt man mir Wein vom Fass der Seligkeit, er nimmt
In meinem Glas die Farb' an der Trübseligkeit.
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15.
O
Pein, o Pein, o tausendfache Pein,
Dass heut' verborgen mir soll morgen sein.
Wenn morgen Freund und Feind allein mich lässt,
Erbarm' dich mein, Herr, lass mich nicht allein!
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16.
Aus
der Himmelsgegend der Erhörung wehten Säuselungen,
Und erquickt ward unser Herz von Liebesdufts-Umschmeichelungen.
In dem Thale der Verbannung starben wir schon dursteslippig,
Und von dem Gewölk der Huld des Feundes kamen Träufelungen.
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17.
Kann von der Welt Atomen ein Atom auch nur erscheinen,
In dem nicht müsst' ein Glanz von dir, o Glanznatur, erscheinen!
Ich suchte gestern auf der Welt die Spur von dir bei anderm;
Heut seh' ich von nichts anderm als von dir die Spur erscheinen.
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18.
Mein Lebelang um Tugend wollt' ich mich selbst beloben,
Und habe mich im Scheine der Frömmigkeit erhoben.
Als Liebe kam, war Tugend und Frömmigkeit zerstoben;
Gott sei gedankt! ich lernte mich endlich selbst erproben.
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19.
Bald als Becher, bald als Wein erkenn' ich dich;
Bald als Körnchen, bald als Netz; wie trenn' ich dich?
Auf dem Blatt der Welt kein Buchstab' steht als dein
Nam' allein; mit welchem Namen nenn' ich dich!
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20.
Gesell in Trab und Trott, in Grab und Grott', ist Er allein;
In Königspracht und Bettlerkuttenspott ist Er allein.
In des Zerstreuens Gesellschaft und der Sammlung stillem Haus
Ist Er – bei Gott! und noch einmal: bei Gott! – ist Er allein.
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21.
Was
ist in dem, was Staub und Fluth gestaltet, ausser dir?
Was ist in dem, was Herz und Seel' umfaltet, ausser dir?
Du sprachst: Aus deinem Herzen räum' hinweg, was ausser mir! -
O Waltender, in Will' und Welt, was waltet ausser dir?
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22.
Dich hatt' ich ausser mir geglaubt in meinem Wahn,
Zu finden hofft' ich dich als Ziel von meiner Bahn.
Nun ich dich fand, weiss ich's, wie dort ich dich gesucht,
Hatt' ich den ersten Schritt vor dir vorbei gethan.
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23.
Zu
der Welt von Gott ein Weg führt ohne Hehl,
Von der Welt zu Gott ein Weg auch ohne Fehl.
Wen man bringt auf jenen Weg, vollbringt den Lauf;
Wen man wirft auf diesen Weg, der steht nicht auf.
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24.
Ein
Sophist, der von Vernunft kein Wort versteht,
Nennt die Welt ein Scheinbild das vorübergeht.
Ja, ein grosses Scheinbild ist die Welt, allein
Eine Wirklichkeit erscheint in jedem Schein.
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25.
Du
flohest, da ich Niemand liebt' als dich bei Tag und Nacht.
Ja, Freunde pflegen so zu thun! wohl hast du's, wohl gemacht!
Ich dachte mir's, mit deiner Flucht mich tödten würdest du;
Beim Himmel, alles hast du so gemacht, wie ich gedacht!
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26.
Jedes Auge, das nur deine Schönheit einen Tag geschaut,
Wie ist's möglich, dass, von dir getrennt, es nicht in Blut zerthaut!
Ob ich selber ohne dich am Leben sein mag, staun' ich doch
Ueber einen, der von dir getrennt zu leben sich getraut.
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27.
Moschus mag nach deiner Locken Dufte geizen,
Mond sich eitel nicht vor deiner Wange spreizen.
Sieh den Reiz nur deiner Lippen an! das Bläschen,
Das auf diese Lippen kam, ist selber reizend.
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28.
Durch Fiebergluth dein Rosenblatt verglühte,
Dein Lippenglanz durch's Blätterchen verblühte.
Als krankes Auge schlummerst du, als Braue
Bieg' ich mich d'rüber, dass dein Bett ich hüte.
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Aus: Zeitschrift der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft
44 Band (1890) S. 98-141
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