Die Troubadours

Lieder - Nachdichtungen der Troubadours
 

 

 

 

Alfonso II König von Aragon
(regierte von 1162 - 1196)

 

Freud' und Lust hat diese Welt
Viel und oft mir aufgehellt,
Grüne Gärten, Wies' und Feld,
Blatt und Blüt' im Frühlingsschein
Unterm blauen Himmelszelt
Mit der Vögel Melodein.
Doch, ob Schnee, ob Regen fällt,
Meinen Sängerbusen schwellt
Nur der Gott der Lieb' allein.

Freilich mir nicht misgefällt
Sonne, die die Welt erhellt,
Lied des Vogels, das durchgellt
Garten und Gebüsch und Hain,
Da so hold umstrickt mich hält
Allerschönster Frauen ein',
Und in Ihr ans Licht gestellt
Ist, was nur der Erdenwelt
Werth und Reiz vermag zu leihn.

Doch, obgleich die ganze Welt
Mir so lieblich ist erhellt,
Zweifl' ich, wie's mit mir bestellt.
Sollt' es nur Bethörung sein?
Hätte Hoffart mich geschwellt?
Wär' es Wahrheit sonder Schein? -
Nie, seitdem ich auf der Welt,
Hat sich Lust mir so gesellt,
Fern von aller Qual und Pein.

Ihre Schönheit hat die Welt
Und Ihr Werth mir süß erhellt;
Besser ist's um mich bestellt,
Wenn durch Sie ich leide Pein,
Als wenn sich mir zugesellt
Andrer Frauen Liebesschein.
Sklave, den im Band Sie hält,
Werd' ich mehr, wenn's Ihr gefällt,
Als all' andre Männer sein.

Drum es noch ins Ohr mir gellt,
Was ich, lust- und schmerzgeschwellt,
Hört', als lieblich wir gesellt,
Und es must' geschieden sein.
Denn Sie sprach: "Beim Heil der Welt,
Kehre schnell, Geliebter mein;"
Drum kehr' ich, wie Sie's bestellt,
Da Sie einzig mir gefällt,
Und mir schmeckt Ihr Kuss allein.


Nachgedichtet von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Aus: Gedichte der Troubadours
im Versmaaß der Urschrift übersetzt
von Karl Ludwig Kannegießer
Tübingen 1852 (S. 95-97)

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Biographie (engl.): http://en.wikipedia.org/wiki/Alfonso_II_of_Aragon


 

 


 

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