Die Troubadours

Lieder - Nachdichtungen der Troubadours
 

 

 


Beatritz Gräfin von Dia
(um 1160)



Ob ich nicht will, ich muß es dennoch singen,
Ihn klag' ich an, dem all mein Sinnen eigen;
Das Herz, um das ich muß in Liebe ringen,
Will sich in Gnade nicht noch Güte neigen.
Was blüht mein Leib, was frommt des Geistes Flug,
Wenn Geist und Schönheit mich verraten zeigen,
Der Häßlichen zur Kränkung noch genug?

Das ist mein Trost, daß meine Treu' geblieben,
Wie einz'ger Lieb' sie jemals nur entstiegen,
- Nich mocht' Seguin Valensa treuer lieben -
Fast freu' ich mich, in Lieb' dich zu besiegen.
Der Liebste doch, der Beste bleibst mir du.
Du willst nur mir erzwungne Kälte lügen
Und neigst dich allen andern gütig zu.

Mir diesen Stolz! ich kann es nimmer fassen,
Und billig geht mein Herz darum in Klagen,
Wie du um fremde Liebe mich verlassen,
Was immer sie auch bieten mocht' und sagen.
Gedenk' der Zeit, da deine Lieb' und Huld
Noch mein begehrte, Gott magst du befragen,
Da es nun anders, ob das meine Schuld.

Dein adlig Herz, so reich an milder Güte
Und hohem Wert, hält bannend mich gefangen.
Wenn nah', wenn fern in Lieb' ein Herz erglühte,
Ich zweifle nicht, um deines müßt' es bangen.
Doch kennst du wohl - der Frauen bist du kund -
Der Allertreusten Sehnen und Verlangen:
Es ruft dir süß der alten Liebe Bund.

Stolz ist mein Stamm, und adlig ist mein Sinnen,
Schön ist mein Leib, und mehr als Leibesschöne
Ist meine Treu'; mein Bote trägt mein Minnen
Im Lied zu dir, daß es dein Herz versöhne,
Zu fragen dich, warum, Geliebter mein,
Ich dich verlor, ob Übermut mich höhne,
Ob ich auf immer soll verlassen sein.

Und nun, mein Lied, ins Herz ihm sorglich töne:
Der Hochmut trügt, und manchem bracht' er Pein.


Nachgedichtet von Hermann Spanuth (1900)

Aus: Geschichte der Französischen Literatur
von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart
Von Prof. Dr. Hermann Suchier
und Prof. Dr. Adolf Birch-Hirschfeld.
Leipzig und Wien 1905 (S. 70-71)

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Zum Sang, nicht wollend, fühl' ich mich gezogen,
Um meinen Freund treib' ich auf Schmerzes Wogen,
Dem ich vor Allen auf der Welt gewogen.
Von ihm bleibt meine Huld zwar unerwogen,
Verstand, Verdienst auch und Holdseligkeit.
Ich seh' mich so verrathen und betrogen,
Als hätt' ich gegen ihn verletzt den Eid.

Das hab' ich nicht; des Trostes kann ich leben,
Hab' Ursach auch zum Argwohn nie gegeben,
Mehr als Seguin Valensa euch ergeben;
Mehr fühl' als ihr ich Liebe mich durchbeben,
Denn euch, mein Freund, ward höchste Trefflichkeit;
Nur gegen mich wollt ihr euch überheben,
Der gegen All' ihr mild und freundlich seid.

Wohl muß mich euer Stolz, Freund, Wunder nehmen,
Und wohl darf ich darob mit Recht mich grämen.
Soll eure Neigung für mich lähmen
Ein andres Weib, wie sichs auch mag benehmen?
Daß ihr des Anfangs nicht gedenk mehr seid
Von unsrer Lieb', und mög' in Schutz mich nehmen
Gott, daß ich schuld nie an der Trennung Leid!

Mich hat besiegt der Edelmut, der hehre,
Der in euch wohnt, samt Adlichkeit und Ehre.
Wo ist die Dame, die bei Huldbegehre,
Nah oder ferne, nicht geneigt auch wäre?
Doch ihr erkennt, Freund, mit Einsichtigkeit,
Welche die stärkste Treue euch gewähre.
Ihr denkt an euren auch und meinen Eid.

Mein Rang wohl sollt' euch und mein Werth gefallen,
Mein Reiz auch, und mein treues Herz vor Allen,
Drum mög' als Bote hin zu euren Hallen
Diß Lied, das ich an euch gedichtet, wallen.
Geliebter Freund, o sagt, warum ihr seid
So herzlos gegen mich? Seid ihr befallen
Von Hochmut oder von Böswilligkeit?

Doch laß' auch das der Bot' ins Ohr euch schallen,
Daß zu viel Stolz und Hochmut nicht gedeiht.


Nachgedichtet von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Aus: Gedichte der Troubadours
im Versmaaß der Urschrift übersetzt
von Karl Ludwig Kannegießer
Tübingen 1852 (S. 77-78)

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Ich war von heißer Glut entbrannt
Einstmal für einen Kavalier.
Allzeit sei er gegrüßt von mir,
Da ich ihn überherrlich fand.
Um Verrath jetzt führ' ich Klage;
Denn Liebe schenkt' ich ihm zuvor.
Nun seh' ich wohl, ich war ein Thor
In der Nacht sowie bei Tage.

Ich schläng' um ihn der Arme Band,
Wenn mein er wär; der Kavalier
Hielt' auch behütet sich von mir,
Ans Lager neben mir gebannt,
Nach dem eifriger ich jage,
Als Floris einst nach Blancaflor.
Daß aller meiner Reize Chor,
Aug', Herz, Leben ihm behage!

Hielt' ich euch in der Arme Schluß,
Mein Freund, so schön und wohlgemeint,
Dicht neben euch zur Abendzeit,
Und gäbt ihr mir der Liebe Kuss,
Welcher Lust das werden sollte!
Denn gleichwie meinem Ehgemahl,
Versprochen habt ihr mirs einmal,
That' ich euch dann, wie ich wollte.


Nachgedichtet von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Aus: Gedichte der Troubadours
im Versmaaß der Urschrift übersetzt
von Karl Ludwig Kannegießer
Tübingen 1852 (S. 79)

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Vida:
"Die Gräfin von Dia war die Ehefrau Guillems de Peitieus, eine schöne und gute Dame, und sie verliebte sich in Herrn Raembaut d'Aurenga und machte viele gute Lieder über ihn, wie ihr hier sehen und hören können werdet."

zitiert aus:
Angelica Rieger - Trobairitz
Der Beitrag der Frau in der altokzitanischen höfischen Lyrik
Edition des Gesamtkorpus
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1991
 


Biographie:
http://de.wikipedia.org/wiki/Beatriz_de_Dia

 

 

 


 

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