Die Troubadours

Lieder - Nachdichtungen der Troubadours
 

 

 


Raimbaut Graf von Orange
(gest. 1173)

 

Nicht Blum' und Vogel lob' ich mir;
Schneegeflock' und Frostesbeben,
Lenzflur und Sonnenwärm', auch ihr
Seids nicht, die ich will erheben
Nichts Holdes sonst auch soll es sein,
Lied und ich, was wir besingen;
Ihr, der Geliebten ganz allein
Will ich Preis und Ehre bringen.

Von jener, die so feindlich mir,
Hab' ich ganz mich wegbegeben,
Und liebe nun die schönst' an Zier,
Die man jemals kann erstreben.
Nun acht' ich alles Andre klein
Von Personen wie von Dingen;
Ich leb' in Hoffnung, sie wird mein,
Denn ich möchte sie erringen.

O lohntet Ihr, Gebieterin, mir
Doch mit höchster Lust und Streben!
O werden noch einst liebend wir
Uns umarmen, uns umweben?
Ja, wollten Hunderte mich frein -
Wahrlich, Lug kann ich nicht singen -
Ich möchte lieber Euch allein
Als ein Königreich erringen.

Nach etwas trag' ich Glutbegier,
Nach solch einem Hemde eben,
Wie ihrem Tristan einst von ihr,
Von Isolden, ward gegeben.
Ich würde froh wie Jener sein.
Möcht' es meine Bitt' erringen!
Sei nicht, o schöner Bruder mein,
Neidisch, sollt' es mir gelingen!


Nachgedichtet von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Aus: Gedichte der Troubadours
im Versmaaß der Urschrift übersetzt
von Karl Ludwig Kannegießer
Tübingen 1852 (S. 70-71)

_____

 

Biographie (engl.): http://en.wikipedia.org/wiki/Raimbaut_d'Aurenga


 

 


 

zurück

zurück zur Startseite