Sufi - Weisheiten

Islamische Mystiker (7. - 13. Jh.)
(Teil 3)



Ebu Turab er-Remli (um 850)

Halt dich an was ich sage von den Zeichen,
Die Liebender, wie ich, vor And'ren tragt;
Er freu't des Bitt'ren sich, das Unglück bringet,
Und jeder Handlung, die ihm Pflicht auftragt;
Er weigert sich Geschenke anzunehmen,
Weil Armuth nicht auf Gaben machet Jagd;
Du siehst ihn stets gehorsam dem Geliebten
Und wenn ihn dieser auch mit Vorwurf plagt;
Beweis ist es, wenn du ihn lachend schauest,
Indess' das Herz ihm hoch vom Kummer schlagt,
Beweis ist es, wenn er sogleich verstehet
Ein jedes Wort, um das der Frager fragt,
Beweis ist uns (wenn er auch reich gekleidet),
Betrachtung, die in Allem was er sagt.
(S. 210-211)

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Ahmed Ben Aassim el-Anthaki (gest. 864)

Die gewisse Einsicht entfernt allen Zweifel aus dem Herzen, und der Zweifel alle gewisse Einsicht.
Der Mangel an Furcht (Gottes) im Herzen kommt vom Mangel der Traurigkeit, und wenn im Herzen wenig Traurigkeit, geht es zu Grunde, wie ein Haus, das nicht bewohnt wird.
Wer die Geduld verliert, seinen Feind zu heilen, begünstigt das Ankämpfen seines Feindes, und er verdient, dass man ihn auslache.
Je mehr einer Gott erkennt, desto mehr wird er ihn fürchten. (S. 211)

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El-Mohasibi (gest. 857)

Gefragt, was Verstand sei, antwortete er: Natürliches Licht mit Erfahrung, verstärkt durch Wissenschaft und Sanftmuth.
Drei Dinge finden sich nicht bei drei Dingen: Schönheit mit Enthaltsamkeit, schöne Worte mit Rechtschaffenheit, und Bruderschaft mit Treue.
Wer sein Inneres mit Betrachtung und Aufrichtigkeit ausschmückt, dessen Äusseres verziert Gott mit Glaubenskampf und Beobachtung der Sunna.
(S. 212-213)

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Ebu Turab en-Nachschebi (gest. 868)

Er sagte: Der Kundige ist der, dem Nichts die Seele drückt, und dem Alles klar und hell.
Wer sich mit Gott von Gott aus beschäftigt, wird ihn zur gehörigen Zeit erkennen. (S. 214)

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Mohammed Ben Manssur eth-Thusi (gest. 867)

Er sagte: Vier Dinge machen die Glückseligkeit aus: die gewisse Einsicht im Herzen, die Eingezogenheit in der Religion, die Enthaltsamkeit in der Welt, die Schamhaftigkeit in der Wissenschaft.
An sechs Dingen wird der Unwissende erkannt: am Zorn ohne Ursache, am Worte ohne Nutzen, an unzeitiger Ermahnung, an Ausschwätzung des Geheimnisses und daran, dass er auf Ideen sich verlässt, und dass er seinen Freund nicht von seinem Feinde unterscheidet. (S. 214)

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Mohammed Ben Ali el-Hakem et-Tirmidi (um 850)

Er sagte: Die wahre Freundschaft Gottes besteht in der häufigen Erwähnung desselben.
Die Dankbarkeit ist die Anhänglichkeit des Herzens an Wohlthaten.
(S. 215)

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Sirr es-Sakathi (gest. 867 oder 870)

Er sagte: Der Stärkste ist, wer seine Begierde bezwingt, der Schwächste, der sich von ihr beherrschen lässt.
Ssofi sei der, bei dem das Licht der Erkenntnis das Licht der Bescheidenheit nicht auslöscht, der im Innern nicht von der Wissenschaft spricht, die im Äusseren fehlt, und den fromme Wunderwerke nicht verleiten, die Gebote Gottes zu übertreten.
Der kürzeste Weg zum Paradiese sei, keine Gabe zu begehren und Nichts zu besitzen, was man geben könne.
Der Anfang der Erkenntnis Gottes ist die Abgezogenheit der Seele von Allem, was nicht Gott. (S. 217-218)

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Ebu Abdallah el-Anthaki (um 870)

Er sagte: die nützlichste Armuth ist die, womit du zufrieden.
Die Schönheit, welche das Volk anstrebt, besteht in schöner Einrichtung, die vom Fakir angestrebte in der Entfernung derselben. (S. 219)

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Ahmed Ben Ibrahim el-Mesuhi (um 870)

Er sagte: wer Etwas von Gott erhält, ohne dass er darum bat, war desselben bedürftig. (S. 219)

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Ebu Abdallah es-Salimi (um 870)

Man fragte ihn, an welchen Zeichen man die Heiligen Gottes unter den Menschen erkenne? Er sagte: an der Anmuth der Zunge, an schönen Eigenschaften, an frischem Gesichte, an der Liberalität der Seele, und an der Bereitwilligkeit Entschuldigungen anzunehmen. (S. 220)

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Jahja Ben Moas (gest. 871)

Er sagte: wie soll der ein Einsiedler sein, der keine Bescheidenheit besitzt.
Der Hunger ist für die Jünger Übung, für die Reuigen Probe, für die Einsiedler Disciplin, für die Erkennenden Wohlthat.
Die Einsamkeit ist der Genosse des Wahrhaftigen.
Durch Übersehen Etwas verderben, ist ärger als Sterben, denn das Versehen trennt von der Wahrheit, der Tod nur von den Leuten.
Die Ascetik besteht in drei Dingen: in wenigem Besuch, in der Abgeschiedenheit und im Hunger.
Wer Gott im Geheimen verräth, bricht das Geheimnis dann öffentlich.
Die Rede ist schön, schöner als die Rede ist der Sinn derselben, schöner als ihr Sinn ist ihr Gebrauch, schöner als ihr Gebrauch ist das Gute, das sie wirkt.
Die wahre Liebe wird nicht durch Wohlthat vergrössert, nicht durch Unbill vermindert.
Wer nicht dem Äusseren nach mit dem gemeinen Volke Silber, mit den Jüngern des beschaulichen Lebens Gold, mit den kundigen Eingeweihten Perle und Edelstein ist, ist nicht unter die Weisen des beschaulichen Lebens zu zählen.
O mein Herr! wie soll ich Dein vergessen, da ich keinen Herrn habe als Dich.
Wenn der Mensch das Feuer fürchtete wie die Armuth, würde ihm das Paradies sicher sein.
Wer sich mit der Enthaltsamkeit genau beschäftigt, wird nicht zu grossen Gaben gelangen. (S. 220-221)

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Ebuseid Thaifur el-Bosthami (gest. 874)

Er sagte: seht ihr einen Mann, der Wunder wirkt, und wenn er auch flöge, lasst euch diess nicht irren, sondern seht, ob er Gottes Gebote beobachtet.
Nicht der ist der Mann (des beschaulichen Lebens), der die Nacht hindurch mit der Karawane reiset, sondern der bis an den Morgen schläft, und wenn er erwacht, doch dem bei Nacht Reisenden zuvorgekommen.
Einem Manne, der an Thore seines Hauses klopfte und sagte, dass er den Ebu Jesid suchte, sagte er: Ist denn im Hause Jemand ausser Gott? Einem Anderen, der ihn fragte, sagte er: Ich suche den Ebu Jesid seit Jahren, und kann ihn nicht finden, dadurch anzeigend, dass er nicht mehr unter den Menschen, sondern nur bei Gott zu finden.
Man fragte ihn: wovon lebst du? er antwortete: Gott mein Herr nährt den Hund und das Schwein, wie sollte er den Ebu Jesid nicht nähren?
Er sagte: Anfangs irrte ich in vier Dingen: ich bildete mir ein, ich erwähne Gott, und kenne Gott, und liebe Gott und suche Gott; bei genauer Betrachtung fand ich, dass seine Erwähnung und seine Kenntnis bei mir, seine Liebe in mir, und dass ich mein Herz in seinem gefunden.
Der Wissende ist nicht der, welcher sein Wissen aus Büchern schöpft, und der, wenn er es vergisst, unwissend, sondern der, so die Wissenschaft von seinem Herrn ohne Unterricht empfängt; dieser ist der Gelehrte der Religion.
Ich hatte die Huris im Traume gesehen, und indem ich dieselben ansah, meine Zeit verloren; ich wendete mich von ihnen ab und hatte meine Zeit gewonnen.
Die äusseren Handlungen verbürgen inneren Segen.
Dreissig Jahre lang habe ich, so oft ich Gottes Namen nannte, aus Ehrfurcht vor demselben, ehe ich ihn nannte, den Mund ausgewaschen.
Das Zeichen des Vernünftigen ist, dass er nur von Einer Speise isst, und Gott dem Herrn seine Geschäfte überträgt.
Die Heiligen freuen sich des erhörten Gebetes, welches die Quelle aller Wunderwerke, wie des Gehens auf dem Wasser, des Fliegens in der Luft.
Die drei Gott Wohlgefälligsten sind: der Ascete durch Bussübungen, der Andächtige durch Gottesdienst, der Gelehrte durch Wissenschaft.
(S. 222-224)

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Ibrahim Ben Isa (gest. 890)

Er sagte: die Erkenntnis Gottes wird dem Herzen aus Gottes Grossmuth verliehen.
Das Zeichen vollkommener Genügsamkeit besteht darin, dass beide Welten gleichgültig.
In der Natur des Gläubigen besteht das Wort Nein nicht.
Erfreue dich nicht der Gaben, sondern des Gebers, nicht der Gnade, sondern des Wohlthäters.
Wenn Gottesfürchtige weinen, zählen die zwei Engel, welche die Thaten der Menschen aufzeichnen, ihre Thränen.
Der grösste Genuss, den Gott den Geistern der Heiligen bereitet, besteht darin, dass sie zu ihm gelangen.
Wenn Gott seinen Diener heiligen will, so eröffnet er ihm das Thor der Erwähnung Gottes, hernach das Thor der Nähe, dann erhöht er ihn in die Kreise der Vertraulichkeit, dann lüftet er den kleinen Schleier, der zwischen dem Menschen und Gott, dann führt er ihn in das Haus der Vereinzelung und lüftet den grossen Schleier und er geht ein in die Herrlichkeit Gottes.
Er sagte: wie soll der seine Seele kennen, der seinen Herrn nicht kennt?
Die wahre Leitung besteht darin, dass dir Nichts Wohlthat, was dir nicht vom Geliebten kommt. (S. 227-228)

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Sehl et-Tusteri (gest. 896)

Er sagte: jede Handlung, welche der Diener Gottes ohne Nachäffung für sich unternimmt, ist entweder Gehorsam oder Empörung, das Leben oder der Tod der Seele; jede Handlung aber, die er nur nachahmend unternimmt, sei es gute oder böse, ist Pein der Seele. (S. 230)

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Ibrahim Ibn Ahmed el-Chawwass (gest. 903)

Er sagte: Wer nicht geduldig, trägt nicht den Sieg davon, und die Pein der Herzen ist die schärfste der Peinen.
Die Menschen sind Freie und Sclaven, die ersten beherrschen ihre Begier, die zweiten fröhnen derselben.
Der Wissende ist der, so nach seinem Wissen handelt, und wär es auch noch so wenig.
In dem Masse, als der Gläubige die Gebote Gottes ehrt, bekleidet ihn Gott mit Ehre, und flösst dem Herzen des Menschen Ehre ein.
Selbstrühmung verhindert die Ruhe, Dünkel verhindert die Erkenntnis seiner Fehler, Hochmuth verhindert die Erkenntnis des Guten, Geiz verhindert die Bescheidenheit.
Die Arzeneien des Herzens sind fünf: die Lesung des Korans, die Leere des Bauches, das Aufstehen bei Nacht, das Gebet des Morgens und der Umgang mit Frommen.
Die Liebe löscht allen Willen aus und verbrämt alle Mängel und Fehler.
(S. 230-231)

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Ebu Said Charras (gest. 899)

Sehnsüchtigem verleiht die Sehnsucht Ruh,
In Gott gewahrest keine Sehnsucht du,
Lass mich der Sehnsucht freu'n, die bald verschwindet,
Sobald die Seele den Ersehnten findet.
(S. 233)

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Ahmed Ibnon-Nuri (gest. 907)

Er sagte: die seltenste Erscheinung zu unserer Zeit ist ein Weiser, der nach seiner Wissenschaft handelt.
Man fragte ihn über die Ergebung und er sagte, wenn ich im Grunde der Hölle mich befände, wäre ich mehr Gottergeben als der im höchsten Paradiese Thronende.
Die Versammlung in Gott ist die Zerstreuung von anderen Dingen, die nicht Er.
Der Forschende gelangt nicht zur Erkenntnis, bis er nicht sieben Meere durchgeschifft hat, deren jedes heftiger als ein Meer von Feuer.
Gott hat die Wissenschaft allen Menschen gemein gemacht, die Erkenntnis nur seinen Heiligen, die Enthüllung seinen Reinen, sein Anschauen seinen Geliebten vorbehalten.
Das Wesen der Mystik bestehe in der Entsagung allem Vergnügen der Seele.
Die beiden kostbarsten Dinge in unserer Zeit sind ein Gelehrter, der nach seiner Wissenschaft handelt, und ein Erkennender, der nach seiner Überzeugung spricht.
Lass dich nicht betrügen durch die Reinheit der Unterthänigkeit, denn sie bringt die Vergessenheit der Herrlichkeit (Gottes) mit sich.
Man fragte ihn, wie er den Weg zu Gott gefunden, er sagte: durch Gott.
Was ist denn die Vernunft, fragte man weiter, ein Schwächling, der nur Schwachen den Weg weisen kann.
Eine Stunde, in der sich der Kundige mit Gott beschäftigt, ist ihm angenehmer als der tausendjährige Dienst von Andächtigen. (S. 235-236)

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Dschoneid (gest. 910)

Auf die Frage: wer der wahre Kundige sei, antwortete Dschoneid: Wer von deinem Geheimnisse spricht, während du schweigst.
Auf die Frage, worin die Dankbarkeit gegen Gott bestehe? antwortete er: darin, dass man Gottes Gnaden nicht als Mittel zu verbotenen Dingen missbrauche.
Er sagte: Das Aufgehen der liebenden Begeisterung in der Wissenschaft ist dem Aufgehen der Wissenschaft in der Begeisterung der Liebe vorzuziehen.
Die edelste Lage ist, auf der Rennbahn der Einswerdung mit Gott in der Betrachtung Gottes zu sitzen.
Wende deine Gedanken zu Gott und hüte dich, etwas Anderes als Gott mit demselben Blicke zu beobachten, damit du nicht von dem Blicke Gottes ausgeschlossen seiest.
Man fragte ihn, ob es Gaben Gottes ohne Werke (wodurch dieselben verdient werden), gäbe. Er antwortete: jedes gute Werk sei eine freiwillige Gabe Gottes.
Gott sei gelobt, der mich als Fisch im Meer erprobt!
Wer selbst sich findet, freut sich, dass er Ruh gefunden,
In Gottes Gegenwart hat dieser Fund nicht Platz,
Des Freundes Freude füllt gar manche leeren Stunden,
Das Schau'n des Freundes fasst des Fundes ganzen Schatz.
(S. 241-243)

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Ali Ben Sehl Ben el-Esher el-Assfahani (um 910)

Man fragte ihn um die Wahrheit der Einswerdung mit Gott. Er antwortete: dieselbe ist nahe dem Wahn und weit von der Wahrheit und setzte dann die arabischen Verse hinzu:
Die Sonne, sprach ich, wärmet in der Näh',
Indess' ich sie nach fernem Himmel steigen seh'
.
(S. 246)

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Ruweim (um 910)

Man fragte Ruweim, wer ein wahrer Ssofi? Er antwortete: der Nichts besitzt und Nichts besitzen wird.
Man fragte ihn, was die Liebe sei, und er sagte: die vollkommene Übereinstimmung in allen Dingen
und sagte dann in Versen:
Wenn du mir sagest: stirb, so sterb' ich gern,
Und sag' dem Tod: gehorsam meinem Herrn.
Er sagte: der wahre ritterliche Geist oder das Heldenthum besteht darin, dass du jedes Unrecht, was dir die Brüder zufügen, entschuldigst, und denselben Nichts thust, was einer Entschuldigung bedarf.
Er sagte: Wenn dir Gott Wort und That verleiht, und das erste nimmt und die That lässt, so ist es eine Gnade, wenn er dir die That nimmt und das Wort lässt, so ist es Unglück, und wenn er dir Beide nimmt, eine Strafe.
Die Träume des Erkennenden sind besser als die reine Aufrichtigkeit der Jünger.
Die Armuth hat Selbstachtung, die darin besteht, dass sie sich versteckt; sie schändet sich durch Aufdeckung.
Er definierte das Vertrauen: das Fallenlassen der Mittel und das Ergreifen der höchsten Anhänglichkeiten, und die Liebe als die Übereinstimmung in allen Dingen.
Die wahre Mystik besteht in drei Dingen: in Ergreifung der Armuth, in der Selbsterniedrigung und in Aufgeben freier Wahl.
Man fragte ihn über den Reigen der Ssofi (der sich also schon aus dem dritten Jahrhunderte der Hidschret herschreibt). Er sagte: sie vernehmen den Ruf des Herrn: Zu mir! zu mir! und freuen sich dessen; der Schleier fällt und sie kommen ausser sich, Einige weinen, Andere lachen, Einige zerreissen ihre Kleider, Andere schreien im Zustande göttlicher Begeisterung.
(S. 246-247)

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Soreir Ibn Ismail (gest. 910)

Der Mann, sagt er, ist nicht vollkommen, bis ihm nicht Gewährung und Verweigerung, Ehre und Erniedrigung gleich.
Der Dank dessen, den Gott beehrt, ist Gehorsam und nicht Empörung.
Die wahre Anhänglichkeit an das Gute bewährt sich in der Beschränkung der Hoffnungen; so lange du deiner Lust folgst, bist du gefesselt, und nur frei und ruhig, wenn du dein Geschäft Gott überträgst.
Wisse, dass selbst die Erwähnung Gottes eine seiner Gnaden. (S. 247-248)

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Sahnun Ben Hamsa el-Chawwass (gest. 910)

Man fragte ihn: worin denn die mystische Liebe bestehe? - er sagte: in der Reinheit des liebenden Gefühles mit steter Erwähnung Gottes, und die Mystik in dem Mangel des Besitzes. (S. 248)

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Ebu Osman Ben Said Ben Ismail el-Hairi (gest. 910)

Er sagte: die Sehnsucht ist einer der Beweise der Liebe.
Die Vernachlässigung eines Dinges rührt von der Unkenntnis seines Werthes her. (S. 248)

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Ahmed Ben Mohammed (gest. 911)

Er sagte: Die Wissenschaft flieht aus dem Herzen dessen, der mehr auf andere Dinge als auf Gott schaut.
Der Gläubige stärkt sich durch Erwähnung Gottes, der Gleissner durch Essen und Trinken.
Die Liebe ist die Fessel der Liebenden, der Zaum in der Hand der Geliebten.
(S. 249)

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Ebu Said Ahmed Isa el-Dschessar (gest. 911)

Er sagte: Alles Innere, dem das Äussere widerspricht, ist eitel. (S. 249)

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Memschad ed-Deineweri (gest. 911)

Er sagte: Gott hat dem Erkennenden einen Spiegel gegeben, in welchem er, so oft er hineinsieht, Gott erblickt. (S. 249-250)

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Ebu Abdallah Ibnol-Dschella (gest. 912)

Man fragte ihn, was die Liebe sei? Er sagte: was habe ich und die Liebe gemein, der ich mich der Reue zugewandt.
Man fragte ihn: wann der Fakir den Namen eines Fakirs verdiene? Er sagte: wenn er Nichts begehrt von Aussen noch von Innen. (S. 250)

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Mahfus Ben Mahmud (gest. 916)

Er sagte: das Vertrauen bestehe darin, dass der Diener (Gottes) ohne Gier und ohne Furcht seine Nahrung geniesset. (S. 250-251)

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Jusuf Ben el-Hosein (gest. 916)

Er schrieb an Dschoneid: Gott lasse dich nicht verkosten das Gelüste deiner Seele, denn wenn du dasselbe einmal verkostet hast, so wirst du nimmer das ewige Gute verkosten. (S. 251)

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Ebu Mohammed Abdallah Ben Mohammed el-Chasas (gest. 921)

Er sagte: der Hunger ist die Sprache der Asceten und die Erwähnung Gottes die Speise der Erkennenden. (S. 252)

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Ebul-Abbas Ben Athar (gest. 923)

Man fragte ihn: auf welche Weise man am besten den Gehorsam gegen Gott beweisen könne; er sagte: durch die beständige Erinnerung an Ihn.
Man fragte ihn: worin die Bildung bestehe? er sagte: in dem Verweilen bei schönen Handlungen, öffentlich und insgeheim; wer diess thut, ist ein Gebildeter, wenn er auch Barbar (Adschemi):
Wenn du sprichst, so sprich nur Gutes,
wenn du schweigst, sei guten Muthes.
(S. 253)

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Aus: Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Erste Abtheilung
Die Zeit vor Mohammed und die ersten
drei Jahrhunderte der Hidschret
Vierter Band
Unter der Herrschaft der Beni Abbas, vom zehnten Chalifen
Motewekkil bis zum einundzwanzigsten Chalifen Mattaki
d. i. vom Jahre der Hidschret 232 (846) bis 333 (944)
Wien 1853
 

 

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