· Die Süße ·
in der deutschen Liebeslyrik
(ausgewählte Zitate aus Liebesgedichten)

 

(c) Dündar Karahamza pixelio.de
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  • Johanna Ambrosius (1854-1939)

    Nur einmal laß mich meine heiße Brust
    Ins Meer der
    süßen Liebesgluten tauchen,
    Nur einmal laß des Glückes volle Lust
    Mir seinen Kuß auf meine Lippen hauchen.
    _____

     

  • Theodor Apel (1811-1867)

    Im Herzen hab' ich längst gewußt:
    Du bist mein Glück, mein Leben!
    Warum, Du meine
    süße Lust,
    Soll nicht das Herz in Deiner Brust
    Mir wieder Liebe geben? -

    _____

     

  • Elsa Asenijeff (1867-1941)

    Heimlicher Jubel

    Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
    Mein Herz bricht vor Glück, wenn ich dich denke!
    O gib – o schenke,
    Ein leises Grüssen der Fernen!

    Herrlicher,
    Süsser, Schöner.
    Der du Grosses erstrebst!
    Ich jauchz es bis zu den Sternen:
    Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
    _____

    Mich zerreisst die Sehnsucht nach dir! Berstet Wände!
    Sturm trag mich zu ihm!
    O
    Süss – Einziger, sei da, nimm mich hin!
    Nur einen lichten Morgen, nur eine helle Stunde –
    Denn
    Wo du nicht bist, ist Nacht und Hölle!
    _____

    Wie die Liebende
    Dem
    süssen, süssen Geliebten
    Jauchzend in die Arme fliegen –!
    Und – in Jubels Überschwang –
    Ihn küssen – küssen
    Den ganzen lieben Körper entlang!
    _____


    Seufzer an den Einzig-Geliebten

    Und ist der Tod mir da
    Fern – oder nah –
    Ich will ihn lächelnd grüssen
    Denn ich sterbe leicht –
    Mit deinem
    süssen, süssen
    Namen aus der Lippen
    Letzten Hauch
    Löscht mein schwaches Leben aus. – –
    _____


    Ersehnte Seligkeit

    O wär das Lager uns bereitet,
    Von gleitender Seide linnenhaft umspannt . . .
    Läg deine blasse, kühle Hand
    Mir kosend
    Um den Hals gebreitet –
    Und wären unsre Lippen
    Purpurrosenhaft geeint . . .

    Ersehnte Seligkeit, die ich nicht kenne!
    O wühlte deiner Sehnsucht Flamme
    Meinen Körper aus,
    Bis ich verbrenne!
    – – – – – – – – –  - - - -
    Süsser, Süsser!
    Fach mich an und – lösch mich aus!
    _____

     

  • Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

    Du, mein Glück

    Meine Seele, eine Taube,
    Lang verflogen und verirrt,
    Regt nun zwischen lauter Blüten
    Auf dem schönsten Frühlingsbaume
    Ihre Flügel leis vor Glück.

    Du mein Baum voll lauter Blüten!
    Du mein Glück! Du meine Ruh!
    Meiner Sehnsucht weiße Taube
    Regt die Flügel, regt die Flügel
    Dir im Schoße.
    Süße! Süße!
    Welch ein Wunder: Ich und du!
    _____

     

  • Rudolf G. Binding (1867-1938)

    Seit ich von ihrem göttlichen Fleische genossen
    bin ich von Gottheit
    süß vergiftet.
    Rings von göttlichen Zeichen bin ich umschriftet.
    Göttlich Unsterbliches ist in mich übergeflossen.
    _____

    Wenn du einmal satt der Liebe bist
    will ich gern dich mit Konfekt versöhnen.
    Doch so lange du die Einzig-Liebe bist
    will ich dich nicht mit Konfekt verhöhnen.

    Weißt du nicht daß Liebe
    süßer ist? -
    süßer als mit Süßem dich verwöhnen.
    Wenn Konfekt der Liebebüßer ist
    wird dich Liebe auch nicht mehr verschönen.
    _____

     

  • Friedrich von Bodenstedt (1819-1892)

    Süße Bettelei

    Ein Bettler klopft' bei dir an
    Um einen Kuß - du gabst ihn mir!
    Ein Bettler kehrt' ich ein bei dir,
    Und kam hervor ein reicher Mann,
    So reich am höchsten Glück der Welt,
    Daß alles Gold und alles Geld
    Nicht solche Schätze kaufen kann!

    Doch, ob des Augenblicks Genuß
    Mein ganzes Leben auch verschönt,
    Hat mich dein Geben so verwöhnt,
    Daß ich stets weiter flehen muß
    Um einen Kuß - und nimmer frei
    Wirst du nun diese Bettelei
    Um einen Kuß! um einen Kuß!
    _____

    Ich singe dich, liebes Mädchen du!
    Du Herrliche, du
    Süße!
    Dir jauchzen all meine Gedanken zu,
    All meine Liebesgrüße!

    Das Glück, das du mir im Leben bescheert,
    Sing' ich im Liede wieder -
    Und ist mein Singen auch deiner nicht werth:
    Du adelst meine Lieder!
    _____

     

  • Ferdinande von Brackel (1835-1905)

    O Liebe, du mächt'ge und
    süße Gewalt,
    So lieblich dem Herzen in jeder Gestalt,
    Daß, wenn auf der Welt nichts schön mehr blieb,
    So wäre sie schön noch durch dich, o Lieb'!
    _____

     

  • Wilhelm Busch (1832-1908)

    Wärst du ein Bächlein, ich ein Bach,
    So eilt ich dir geschwinde nach.
    Und wenn ich dich gefunden hätt'
    In deinem Blumenuferbett:
    Wie wollt ich mich in dich ergießen
    Und ganz mit dir zusammenfließen,
    Du vielgeliebtes Mädchen du!
    Dann strömten wir bei Nacht und Tage
    Vereint in
    süßem Wellenschlage
    Dem Meere zu.
    _____

     

  • Georg Busse-Palma (1876-1915)

    ... Und bist du heute auch mein Weib,
    Das eine werd' ich nie vergessen,
    Daß ich den
    süßen, keuschen Leib
    Nicht so viel früher schon besessen!
    Und bist du heut auch zehnfach schön:
    Selbst wenn wir selig müd' uns küßten,
    Muß meine Sehnsucht suchen gehn
    Nach vierzehnjährigen Kinderbrüsten.
    _____

     

  • Ada Christen (1839-1901)

    Küsse mich, denn, ach! sie bluten
    Alle noch die alten Wunden,
    Küsse mich, daß ich vergesse
    Alle die verfluchten Stunden!

    Laß mich von den
    süßen Lippen
    Wieder Glück und Liebe saugen,
    Laß mich sterben, überstrahlet
    Von dem Himmel deiner Augen!
    _____

    Nichts mehr

    Nicht mehr die heißen,
    süßen Küsse,
    Nicht mehr die Worte mild und warm,
    Nicht mehr den treuen Blick der Augen,
    Nicht mehr den Druck von deinem Arm.

    Nichts mehr von allen jenen Wonnen
    Die Liebe hat und Liebe giebt,
    Nichts will ich - um noch fortzuleben -
    Sag' nur, daß du mich einst geliebt!
    _____

     

  • Peter Cornelius (1824-1874)

    Honig mag den Lippen munden,
    Aber Gift muß uns verwunden,
    Und wenn nun auf einmal trifft
    Honig uns und
    süßes Gift,
    Sag' wie soll das arme Herz gesunden?
    _____

    Nun laß mich träumen, laß mich schwärmen,
    Mich ruhen still an deiner Brust,
    Voll
    süßem Bangen, bittrem Härmen,
    Ach und unendlich hoher Lust.
    _____

    Der Mut, der wieder mir die Brust erhebt, bist du,
    Das Blut, das neu die Adern mir belebt, bist du!
    Der Labetrunk aus tausend
    süßen Blumenkelchen,
    Von dem beseelt mein Herz zum Himmel strebt, bist du!
    _____

     

  • Max Dauthendey (1867-1918)

    Küß mich auf den Mund, mein Lieb,
    Immer neue Küsse gib.
    Welkt am Weinstock Blatt um Blatt,
    Man den Most im Keller hat.

    Ach, das Leben ist
    versüßt
    Dem, der sich durchs Leben küßt.
    _____

    Von deinem Leib haben die Maienglocken ihren keuschen Geruch,
    Die Nachtigallen hast du heiß gemacht,
    Ihr Gesang malt dein Bild.
    Deine Lippen sind wie Kleeblüten klein und
    süß
    an meinem Weg gewachsen.
    Und drüber glänzt dein Haar festlich
    Wie bräutliche Hecken im Frühling.
    _____

    Du stehst wie eine Anemone in den Steinfeldern,
    Ihre Blütenwangen ziehen meine Hände an.
    Nie haben sich Bienen so
    süß genährt
    Wie meine Lippen.
    _____

     

  • Marie Eugenie Delle Grazie (1864-1931)

    Bei Blumenduft und Mondenschein
    Sprachst Du zuerst das
    süße Wort:
    "Ich liebe Dich."

    Da zog es in mein Herz hinein
    Wie Blumenduft und Mondenschein;
    Doch zog draus Ruh' und Friede fort,
    Als ich auch sprach das
    süße Wort:
    "Ich liebe Dich!"
    _____

    Ich denke hin, ich denke her,
    Mein Sinn wird trüb, mein Herz wird schwer,
    Meine Seele faßt ein Bangen;
    O sagt, wo ist die
    süße Zeit,
    Voll Liebeslust und Seligkeit?
    Vergangen, ach vergangen!
    _____

    Liebeshymne

    So bist Du mein?
    Bin ich Dein?
    O
    süße Lust!
    Von Deinem Arm umschlungen,
    Von Liebe ganz durchdrungen
    Ruh' ich an Deiner Brust,
    O
    süße Lust!

    Sieh', um uns blühen die Rosen
    Die lieben Vögelein kosen:
    Wie wir -
    Und liebeschützend gleitet
    Die Nacht heran und breitet
    Den Sternenschleier
    Über uns.
    _____

     

  • Carl Ferdinand Dräxler-Manfred (1806-1879)

    Mädchenhände, Zauberwaffen,
    Die ihr Schönes nur erschließt,
    Deren wunderbarem Schaffen
    Süßgeheime Lust entsprießt,
    Die zu Liebesparadiesen
    Alles ihr zu wandeln wißt:
    Seid zu tausendmal gepriesen,
    Seid zu tausendmal geküßt!
    _____

    Wenn die Liebe nun ein Brief ist,
    Der bedeutungsvoll und tief ist,
    Muß ein
    süßer Mund ihn siegeln,
    Sein Geheimniß streng zu zügeln;
    Schreiben muß ihn eine Seele,
    Daß ihm Innigkeit nicht fehle:
    Aber mit dem Herzen lesen
    Müssen ihn verliebte Wesen.
    _____

    Süß ist fürwahr
    Frühlingsgenuß,
    Rosen im Haar,
    Lippen im Kuß.
    Frühling entflieht,
    Eh man's versieht,
    Darum o Kind,
    Küsse geschwind!
    _____

     

  • Ludwig Eichrodt (1827-1892)

    Jetzt fliegest du mir in den Arm,
    O Mädchen, du bist so
    süß und warm!
    Und küßt die Sonne mit jedem Strahl,
    O laß dich küssen millionenmal!
    _____

    Laß dir aus dem lieben
    süßen
    Angesicht die Locken streichen,
    Lasse dir die Wange küssen
    Und den schönen Mund desgleichen.
    _____

    Schließe, Liebchen, schließe zu die Augenlieder,
    Laß versiegen deiner Rede holden Fluß!
    Deine Wange presse stürmisch an die meine,
    Auf den Lippen schlummre
    süß ein ewger Kuß.
    _____

     

  • Gustav Falke (1853-1916)

    Herz, Welt, Geliebte! Alles voll Begehren,
    in
    süßer Wirrnis und mit Sehnsuchtshänden,
    mit immer ausgestreckten Sehnsuchtshänden,
    und Lippen, die nach deinen Küssen dürsten.
    O
    süße Liebe, süße schlimme Liebe,
    die so mit Rosen peitscht, daß unser Blut
    die Schwelle färbt, wo unsere Sehnsucht kniet.
    _____

     

  • Johann Georg Fischer (1816-1897)

    Der Knabe sprach: "Lieb Mädchen mein,
    Dein schönes Auge das ist dein,
    Und drein zu schauen das ist mein;
    Dein rother
    süßer Mund ist dein,
    Dich drauf zu küssen das ist mein;
    Nun thu' mir auf die Arme dein,
    Drin liegen das ist dein und mein."

    _____

     

  • Ludwig August Frankl (1810-1894)

    Meine Seele lauscht
    Deiner Lippen Engelpaare;
    Eine
    süße, wunderbare,
    Gold'ne Botschaft rauscht.

    Lächeln wehmuthsvoll
    Muß ich zu den süßen Worten,
    Daß noch an des Alters Pforten
    Jugendlust mir werden soll.

    _____

     

  • Ferdinand Freiligrath (1810-1876)

    So bin ich fromm, so bin ich stille,
    So bin ich sanft, so bin ich gut!
    Ich habe dich - das ist die Fülle!
    Ich habe dich - mein Wünschen ruht!
    Dein Arm ist meiner Unrast Wiege,
    Vom Mohn der Liebe
    süß umglüht;
    Und jeder deiner Atemzüge
    Haucht mir ins Herz ein Schlummerlied!
    _____

     

  • Else Galen-Gube (1869-1922)

    Je länger je lieber leg mir auf den Mund
    deine Lippen, die wonnigen,
    süßen,
    und laß mich dir tief in die Augen sehn,
    so tief – es ist ja nun doch geschehn …
    du aber sollst es mir büßen!
    _____

    Sag, weißt du es wirklich nicht, mein Kind,
    wie
    süß die verbotenen Früchte sind?
    Im Garten der Jugend siehst du sie prangen,
    wo sie an goldenen Zweigen hangen.
    Für jeden sind sie leicht zu erreichen,
    der Mut hat, von der Herde zu weichen
    zum Pfad, der zu irdischen Wonnen führt - -
    _____

    Weißt du ihn noch den still-verschwiegnen Platz,
    dort hinter Erlen tief im Wiesengrunde?
    Weißt du ihn noch, du mein herzlieber Schatz?
    Glühkäfer schwirrten um mein rotes Haar,
    sag, denkst du noch der
    süßen, selgen Stunde,
    weißt du es noch wie lieb, wie traut es war?

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Weißt du das
    süße Beieinandersein …. ?
    _____

     

  • Emanuel Geibel (1815-1884)

    Das ist die köstlichste der Gaben,
    Die Gott dem Menschenherzen giebt,
    Die eitle Selbssucht zu begraben,
    Indem die Seele glüht und liebt.
    O
    süß Empfangen, sel'ges Geben!
    O schönes Ineinanderweben!
    Hier heißt Gewinn, was sonst Verlust.
    Je mehr du schenkst, je froher scheinst du,
    Je mehr du nimmst, je sel'ger weinst du -
    O gieb das Herz aus deiner Brust!
    _____

    So sing' ich denn durch Wald und Dorn
    Meine Weis' im Wanderzug:
    "Deine Lieb' das ist ein
    süßer Born,
    Deß trink' ich nie genug."
    _____

    So halt' ich endlich dich umfangen,
    In
    süßes Schweigen starb das Wort,
    Und meine trunknen Lippen hangen
    An deinen Lippen fort und fort.
    _____

     

  • Felix Grafe (1888-1942)

    Wundervoll gestirntes Schweigen
    atmet
    süß in meine Ruh -
    sieh: mir wird die Welt zu eigen
    und ihr ganzer Sinn bist du.
    _____

    An meinen Fingern hängt noch
    süß und tief
    der Duft von deinem Haar - an meinen Ohren
    tönt noch das Wort, mit dem dein Mund mich rief,
    das Lachen (ach, mir ewig unverloren)
    das hinter lieben Lippen schweigsam schlief.
    Zu welchem Ziel war alles dies geboren?
    und welchem Spruch zu willen? wem zu Dank?
    es wuchs, gab Glanz - ein Wimpernzucken lang.
    _____

     

  • Julius Grosse (1828-1902)

    Ist es denn Wahrheit, daß dein
    süßer Mund
    An meinem hing in innigem Umfangen?
    Ein heil'ges Feuer lodert noch zur Stund'
    Um Seel' und Leib, mir brennen Stirn' und Wangen.
    _____

     

  • Anastasius Grün (1806-1876)

    Eine Brücke kenn' ich, Liebchen,
    Drauf so wonnig sich's ergeht,
    Drauf mit
    süßem Balsamhauche
    Ew'ger Frühlingsodem weht.

    Aus dem Herzen, zu dem Herzen
    Führt der Brücke Wunderbahn,
    Doch allein der Liebe offen,
    Ihr alleinig untertan.
    _____

    Eins und zwei

    Warum, o Mutter, o Natur,
    Gabst deinem Sohn, dem Menschen nur
    Ein Herz du, um in
    süßen Trieben
    Geliebt zu werden und zu lieben,
    Und einen Mund nur, um zu küssen,
    Und Wonn' und Seligkeit zu saugen;
    Jedoch zum Weinen, ach! - zwei Augen? -
    _____

     

  • Alfred Grünewald (1884-1942)

    Gleichnis der Liebenden

    Gerne erinnern wir uns,
    ausruhend auf sonnigem Gipfel,
    des steiler werdenden Steiges,
    der uns - ein sachter Verführer -
    allmählich zur Höhe gelockt.

    Also gedenken wir gerne,
    Erfüllung genießend und spendend,
    der ersten Lächeln und Blicke
    und ihres zagen Erwiderns:
    des
    süßen Beginnes der Lust.
    _____

     

  • Ida von Hahn-Hahn (1805-1880)

    "Dein Bild allein" läßt nicht in Worte fassen,
    Nicht malen mit den ird'schen Farben sich;
    Und ach, ich kann, ich kann es nimmer lassen;
    Denn wenn ich's ließe, niemals ließ' es mich.
    Nie war mir etwas treu, so ganz, so mein,
    Als wie dein Bild, dein
    süßes Bild allein.
    _____

    Wohin flüchten? – Was beginnen? -
    Ach, umsonst wär' all' mein Sinnen,
    Tönte nicht dein
    süßes Wort.
    Deiner Liebe reiche Fluten
    Löschen meiner Sehnsucht Gluten,
    Tragen friedlich mich zum Port.
    _____

     

  • Adolf Hain (1825-1854)

    Die erste Saite regt der reine Glaube,
    Der Glaube an den Vater in der Höh':
    Die Unschuld hört den Laut, die weiße Taube,
    Oft klingen in des Lebens Freud' und Weh!

    Die zweite Saite schlägt die holde Liebe,
    Die Liebe: ach! wie ist der Klang so
    süß!
    Er weckt in uns die seligsten der Triebe,
    Es wandelt sich die Erd' in's Paradies!
    _____

     

  • Robert Hamerling (1830-1889)

    Ich sehne mich nach gold'nen Glückes Zielen,
    Nach
    süßem Munde, holderblühten Wangen;
    Von weichen Armen wär' ich gern umfangen,
    Und meine Lippen fänden gern Gespielen.
    _____

    Noch zarter, als die ich dir sang, die Lieder,
    Noch
    süßer als ein Kuß, von dir gegeben,
    Ist jenes holde Du, mein
    süßes Leben!
    Das traulich zwischen uns geht hin und wieder.
    _____

    O knüpfe los die langen, gold'nen Flechten,
    Und laß sie lieblich flatternd niederhangen!
    Viel
    süßer ist's mit wildumlockten Wangen
    Der Küsse holden Wettkampf auszufechten!
    _____

    Weih' ich mich dem Dienst der Rose,
    Wird mein Sein erblüh'n zum Allsein,
    Und mein Herz in ihrem Schoße
    Eine
    süße Nachtigall sein!
    _____

     

  • Heinrich Heine (1797-1856)

    Deine weißen Liljenfinger,
    Könnt ich sie noch einmal küssen,
    Und sie drücken an mein Herz,
    Und vergehn in stillem Weinen!

    Deine klaren Veilchenaugen
    Schweben vor mir Tag und Nacht,
    Und mich quält es: was bedeuten
    Diese
    süßen, blauen Rätsel?
    _____

    Die du bist so schön und rein,
    Wunnevolles Magedein,
    Deinem Dienste ganz allein
    Möcht ich wohl mein Leben weihn

    Deine
    süßen Äugelein
    Glänzen mild wie Mondesschein;
    Helle Rosenlichter streun
    Deine roten Wängelein.
    _____

    Ich will meine Seele tauchen
    In den Kelch der Lilje hinein,
    Die Lilje soll klingend hauchen
    Ein Lied von der Liebsten mein.

    Das Lied soll schauern und beben
    Wie der Kuß von ihrem Mund,
    Den sie mir einst gegeben
    In wunderbar
    süßer Stund.
    _____

    O schwöre nicht und küsse nur,
    Ich glaube keinem Weiberschwur!
    Dein Wort ist
    süß, doch süßer ist
    Der Kuß, den ich dir abgeküßt!
    Den hab ich, und dran glaub ich auch,
    Das Wort ist eitel Dunst und Hauch.
    _____

     

  • Max Herrmann-Neiße (1886-1941)

    Schweigen mit dir: das ist ein schönes Schwingen
    von Engelsfittichen und Gottes Kleid
    und
    süß, unsagbar sanftes Geigenklingen
    verweht von Ewigkeit zu Ewigkeit.
    _____

    So
    süß ist es, mit dir sich zu verlieren:
    das All verstummt, nur eine Quelle tropft,
    es raschelt von des Waldes kleinsten Tieren,
    und eines Vögleins Herz verängstigt klopft.
    _____

     

  • Paul Heyse (1830-1914)

    Jetzt, da ich bei Nacht und Tage
    Ihr Gesicht studieren mag,
    Bleibt die große Rätselfrage
    Dunkel wie am ersten Tag.

    Doch entsag’ ich gern dem Wissen;
    Schauen ist die höh’re Pflicht.
    Fort das Grübeln! Laß dich küssen,
    Unerforschlich
    süß Gesicht!
    _____

     

  • Arno Holz (1863-1929)

    Dann
    losch das Licht,
    und
    durch die Stille,
    fiebernd, verlangend, erwartungsbang,
    nur noch:
    unser zitternder Herzschlag!
    Trunken ... stammelnd,
    meine
    Lippen ...
    süß dein ... Aufschrei!
    Seligkeit!
    _____

     

  • Ludwig Jacobowski (1868-1900)

    Nicht genug

    Ich liebe dich, doch nicht genug
    Für deine Seele, deine
    süße.
    Ich hab ja Augen nicht genug
    Für ihre tausend stummen Grüße.
    Nicht Hände habe ich genug,
    Um Glück, nur Glück dir zuzutragen,
    Und habe Atem nicht genug,
    Um soviel Liebe auszusagen!
    _____

     

  • Maria Janitschek (1859-1927)

    Meine Lippen sind heiß wie der Schrei der Lust,
    süß wie weinende Sünde.
    Hurrah, heil!

    Feuer ist mein Hauch, mein Nein der Tod,
    mein Ja die wiehernde Hölle.
    Hurrah, heil!

    Weißt du, weißt du, wer ich bin?
    es rauchen die Wälder vor mir,
    und die Himmel betrinken sich in meinem Laut:
    ich bin die Liebe!
    _____

     

  • Gottfried Kinkel (1815-1882)

    Nun ist uns Alles freigegeben
    Der Mund, die Locken, Brust und Hand;
    In
    süß verstummtem Wonnebeben
    Löscht sich des Geistes Flammenbrand.
    Viel holder ist's von deinen Lippen
    Der Küsse unermessne Zahl,
    Als Wort und Töne wegzunippen,
    Die ich dir sonst vom Munde stahl.
    _____

    O
    zaubersüßer Liebestod,
    O heil'ge Macht der Minne!
    Sie kennt nicht Weigern noch Verbot,
    Ist wie ein Kind an Sinne,
    Das stets zu geben ist bereit,
    Was Mutter ihm geschenket,
    Das ohne Harm und ohne Neid
    Nur mitzutheilen denket.
    _____

     

  • Alma Johanna Koenig (1887-1942)

    In dunkler Arabeske deiner Brauen
    hat sich verwirrt mein scheuer Blick verfangen.
    In Fransen deiner Wimpern blieb er hangen,
    verstrickt von allzu
    süßem dich-Beschauen.
    _____

    Die Finger sanft verwühlt in meine Locken,
    lachst du zu meinen Bitten, meinen Fragen:
    es sei ein Kuß dir mehr als alles dies.

    Doch jählings, wilden Herzschlags,
    süß erschrocken,
    fühl ich von deinen Armen mich getragen,
    wie Lust einst Räuber Frauen tragen ließ.
    _____

     

  • August Kopisch (1799-1853)

    Streift Dein Finger, durchbebt mich
    Schauerndes
    süßes Weh;
    Sage, wie kann ich Dich lassen,
    Wenn ich vor Sehnen vergeh?
    Immer muß ich Dir folgen,
    Immer Dir nahe sein:
    Bindend entströmt Dir ein Zauber
    Wechselnder Lust und Pein.
    _____

     

  • Gustav Kühne (1806-1888)

    Ich bin nicht ich mehr, wenn ich Dich erblicke,
    Du bist nicht Du mehr, schaust Du mir in's Herz,
    Und ach! in diesem
    süßen Wechselglücke
    Zerfliegt die stille Seele himmelwärts.
    _____

    O wundersamer Liebesrausch,
    Wer faßt dein geheimstes Leben?
    Unnennbar
    süßer Seelentausch,
    Wie deine Zauber weben!
    _____

    Reich' die Lippen, holdes Weib,
    Und daß ich Dir's nicht verhehle:
    Küss' ich Deinen
    süßen Leib,
    Trink' ich Deine ganze Seele!
    _____

     

  • Nikolaus Lenau (1802-1850)

    Daß doch mein Geschick mir brächte
    Einen Blick von dir!
    Süßes Mondlicht meiner Nächte,
    Mädchen, bist du mir!
    _____

    Weinend muß mein Blick sich senken;
    Durch die tiefste Seele geht
    Mir ein
    süßes Deingedenken,
    Wie ein stilles Nachtgebet!
    _____

    An*

    O wag es nicht, mit mir zu scherzen,
    Zum Scherze schloß ich keinen Bund;
    O spiele nicht mit meinem Herzen,
    Weißt du noch nicht, wie sehr es wund?

    Weil ich so tief für dich entbrannte,
    Weil ich mich dir gezeigt so weich,
    Dein Herz die
    süße Heimath nannte,
    Und deinen Blick mein Himmelreich:

    O rüttle nicht den Stolz vom Schlummer,
    Der
    süßer Heimath sich entreißt,
    Dem Himmel, mit verschwiegnem Kummer,
    Auf immerdar den Rücken weist.
    _____

     

  • Heinrich Leuthold (1827-1879)

    Sei getrost! kein kosend vertraulich Wort soll
    Je verrathen, was in verschwieg'nen Nächten
    Deine stolzen Lippen mir unter
    süßem
    Sträuben gestammelt.
    _____

     

  • Detlev von Liliencron (1844-1909)

    Wie bin ich schnell bei Band und Schnallen;
    Sie wehrt sich, sie verweigerts mir,
    Und ist mir um den Hals gefallen,
    Verwirrung schloß die Augen ihr.
    Noch sträubt sie sich, schon fällt die Hülle
    Sie will nicht und sie muß, sie muß,
    Und bringt mir ihre
    süße Fülle,
    Und bringt sie mir in Glut und Kuß.
    _____

    Und ungestört, eine selige Stunde,
    Durft ich im Paradiese weilen
    Und Rosen pflücken, so viel ich wollte;
    Ich glaube, wir pflückten zu gleichen Teilen.

    Inzwischen sanken die Wimpernspeere
    Wie Fahnen, besiegt auf erstürmtem Hügel,
    Und lagen geschlossen in
    süßer Ermüdung,
    Wie des ermatteten Schmetterlings Flügel.
    _____

    Vor Wonne jauchzt deine junge Brust,
    Vor Wonne dein Herz, das ich raubte.
    Unsre Küsse geben
    süßere Lust
    Als trauscheinlich erlaubte.
    _____

    Sieh meine blaugrauen lustigen Augen,
    Wie sie sich sehnen nach seliger Stund.
    Wollen zur Liebe, zur Liebe nur taugen,
    Sieh meine blaugrauen lustigen Augen,
    Süßeste Liebe nur wollen sie saugen;
    Küsse mich, küsse mir Augen und Mund.
    Sieh meine blaugrauen lustigen Augen,
    Wie sie sich sehnen nach seliger Stund.
    _____

     

  • Thekla Lingen (1866-1931)

    Die Geigen sangen die ganze Nacht,
    Wir beide haben nicht mehr gelacht.

    Verstummt der Jubel, ich bin allein
    Im dunkel-stillen Kämmerlein,

    Und träume und träume, wie es wird,
    Wenn sich dein Mund so
    süss verirrt.
    _____

    Sprich nicht zu mir mit diesen Lippen,
    Wie Wein so
    süss, so heiss, so rot,
    Sprich nicht zu mir mit diesen Lippen,
    Ich küss' dich dann, und wär's mein Tod.
    _____

     

  • Hermann Lingg (1820-1905)

    Frau Venus, Frau Venus,
    O laß dein
    süßes Locken,
    Du bist so schön, so zart und weiß,
    Es pocht mein Herz so laut und heiß,
    Ich bin so sehr erschrocken -
    Frau Venus, Frau Venus,
    Wer flicht denn deine Locken?
    _____

     

  • Feodor Löwe (1816-1890)

    O
    süß' Geschwätz der unbelauschten Liebe,
    So reich an Sinn und arm doch an Verstand;
    Da sitzt man Stunden lang oft Hand in Hand
    Und Aug' in Aug', und zehrt an einem Triebe.
    _____

    O weich geschaffen
    süßes Frauenherz,
    Das in dem letzten Kampf, selbst wenn es bricht,
    Doch nur von Segen und Vergebung spricht,
    Und lieb gewinnt den herben Todesschmerz.
    _____

     

  • Hermann Löns (1866-1914)

    Surrogat

    O küsse mich, dein Küssen ist
    So
    süß fast wie des Todes Kuß,
    Bei deinem leisen Kuß vergißt
    Mein Herz, daß es noch schlagen muß.

    O küß und küß mich immerzu,
    Bei deinem warmen, lieben Kuß
    Vergesse ich, wie einst die Ruh
    Des Grabes mich beglücken muß.
    _____

     

  • Otto Ludwig (1813-1865)

    Wie ist die Lieb ein
    süßes Gift
    Und Arznei zugleich:
    Sie macht so arm ihn, den sie trifft,
    Und doch so reich, so reich.

    Und alles, alles, was du hast,
    Dein ganzes, ganzes Sein,
    Das halt ich reicher Mann umfaßt,
    Ein
    süßes, seligs Mein.
    _____

     

  • Stephan Milow (1836-1915)

    Das Schönste bleibt doch stets das Sehnen,
    Der Liebe erste Werdezeit,
    Das bange Zagen,
    süße Wähnen,
    Die stille Traumesseligkeit.
    _____

    Gestern scheu der erste Kuß,
    Banges Zaudern und Verhehlen,
    Heut – o
    süßer Überfluß! -
    Küsse, nimmermehr zu zählen.
    _____

    Wer liebt, sei ganz in sein Gefühl versunken,
    Er laß den Ruf der Welt an sich verhallen,
    Dahin in stillem Jubel mag er wallen,
    Im Tiefsten bergend
    süß den heil'gen Funken.
    _____

     

  • Christian Morgenstern (1871-1914)

    O wie wollten wir hier oben,
    Liebste, Tag und Nacht verküssen,
    allem Sittenwahn enthoben,
    aller Vorsicht trocknen Schlüssen!
    Komm, o komm durch alle Weiten!
    Laß uns hier im Bergesgrunde
    feiern unsrer Hohen Zeiten
    unaussprechlich
    süße Stunde!
    _____

    Wenn ich deine weichen Wangen
    leis in meine Hände nahm,
    und voll zärtlichem Verlangen
    Mund zu Mund zum Kusse kam;

    wenn ich deine Schläfen rührte
    durch der Haare duftig Netz,
    o, wie war, was uns verführte,
    beiden uns so
    süß Gesetz!
    _____

    Mit diesem langen Kuß
    auf deine Lippen laß uns scheiden.
    O warum muß
    ich solcher Trennung Schmerzen leiden.

    Und hätte jederstund
    nur einzig dies Verlangen,
    an Deinem
    süßen Mund
    auf Ewigkeit zu hangen.
    _____

    Wo bist du,
    süße Blume meiner Tage?
    Ich strecke müde, glückverlangende Hände
    nach deinem holden Kelche aus?
    Wo bist du -
    daß ich das keusche, sammetweiche Haupt
    dir küsse?
    Wo bist du -
    daß der Falter meiner Seele
    an deiner Blüte Staub
    sich neu vergolde?
    Ich dürste, hungere nach deinem Duft!
    Wo birgst du deine Schönheit?
    Welcher Garten des Paradieses
    umfriedet deine Pracht?
    Wo bist du - bist du -
    süße Blume meiner Tage?
    _____

     

  • Erich Mühsam (1878-1934)

    Es ging von dir zu mir ein
    süßes Wehn.
    Aus deinen Augen floß ein gütiges Licht.
    Von deinen Händen glänzte alles Schöne.
    Nie hatte ich dich herrlicher gesehn,
    so wunderbar, so fern. Nur Duft und Töne.
    So ging ein Wehn. - Doch ach, du sahst mich nicht.
    Mir war ums Herz so schwer, wie, wenn du weinst. -
    Da sagtest du zu mir: Dich liebt' ich einst.
    _____

     

  • Clara Müller-Jahnke (1860-1905)

    O Tag der Sonnenwende,
    vollblühende Rosenzeit,
    du hast mir ins Herz geduftet
    berauschende Seligkeit!
    Das pocht und glüht und zittert
    und bebt im Vollgenuß,
    als ging er nie zu Ende,
    der
    süße, erste Kuß -
    _____

     

  • Betty Paoli (1814-1894)

    Es ist in diesem Weltgetriebe
    Nichts
    süß und heilig als die Liebe.
    Der Schmerz nur wesenhaft und wahr.
    Drum hab' ich, frei mit mir zu schalten,
    Den beiden, göttlichen Gewalten
    Mich hingegeben ganz und gar!
    _____

    An ***

    Wie
    süß du meiner Seele bist,
    Ich weiß es nicht zu sagen!
    Was still in meinem Innern sprießt,
    Will nicht an's Licht sich wagen.
    Vom Lenze, der in meiner Brust
    Geweckt ein neues Leben,
    Vermag ich, wollend und bewußt,
    Den Schleier nicht zu heben.

    Es sei! Wozu versucht ich auch
    Ihn absichtsvoll zu lüften?
    Du merkst den warmen Frühlingshauch
    An seinen linden Düften.
    In meinen feuchten Augen siehst
    Du Licht des Morgens tagen -
    Wie
    süß du meiner Seele bist
    Brauch' ich dir nicht zu sagen!
    _____

     

  • Alfons Petzold (1882-1923)

    Es ist die Welt voll
    Süße,
    seit du ihr schenktest deinen Tritt,
    es brachten deine Füße
    den Traum der Himmel mit.

    Wo immer du auch weilest,
    glänzt in der Nacht ein heller Strahl,
    und wessen Raum du teilest,
    der sitzt bei Gott zu Mahl.
    _____

    O so Lipp' an Lippe hängen dürfen
    eine lange schöne Ewigkeit,
    aus des ander'n Atem
    Süße schlürfen
    für die Bitternis der argen Zeit.

    Nichts mehr reden, sondern nur noch lauschen,
    wie des ander'n Herzschlag schneller geht -
    und in allen Gliedern dieses Rauschen,
    das Gesang ist und zugleich Gebet.
    _____

     

  • Ludwig Pfau (1821-1894)

    Da kommen sie und fragen,
    Warum ich froh allein?
    Wie soll ich stehn und klagen,
    Wie kann ich traurig sein?
    Ich trage dich im Herzen,
    So
    süß, so mild, so klar -
    Seitdem bin ich von Schmerzen
    Erlöst auf immerdar.
    _____

    Mein Lieb! all ihre Grüße
    Schickt dir die Frühlingsnacht:
    Schlaf wohl! du Wundersüße,
    Du
    Süße!
    Gehüllt in deine Pracht.
    _____

     

  • August Graf von Platen (1796-1835)

    Doch die schöne Zeit ersehn ich stündlich,
    Wo dein Blick in
    süßen Traum mich wiegt,
    Und dein Herz, so lang unüberwindlich,
    Überwunden an das meine fliegt.
    _____

    Aber einmal kömmt die teure Stunde,
    Einmal kömmt der goldne Tag vielleicht,
    Welcher
    süßen Balsam meiner Wunde,
    Neues Leben meinem Herzen reicht.
    _____

    Ist es die Sorge, daß dein Herz mir schweiget,
    Daß ich an Klippen deines Stolzes strande,
    Der als der Liebe größter Feind sich zeiget?

    Ist es die Göttlichkeit so
    süßer Bande,
    Da stets die Liebe, wie vor Gott, sich neiget
    Mit heil'ger Furcht vor ihrem Gegenstande?
    _____

     

  • Luise von Ploennies (1803-1872)

    Da sank ich leise weinend an des Geliebten Brust,
    Es zog durch meine Seele so schaurig
    süße Lust;
    Die Nacht war kühl gesunken, und wob sich um den Rhein,
    Und geisterhaft sah Luna mit ihren Sternen drein.
    _____

    In's Allerheiligste von meinem Herzen,
    Hab' ich dein Bild gerettet vor der Welt;
    Dort hab' ich es in wundersel'gen Schmerzen,
    Umweht von
    süßen Schauern, aufgestellt;
    Dort brennen hell der Liebe ew'ge Kerzen,
    D'ran jeder meiner Tage sich erhellt,
    Und meiner Sehnsucht Thränen, klar und rein,
    Erglänzen drauf statt Perl' und Edelstein.
    _____

     

  • Robert Prutz (1816-1872)

    Es giebt ein Glück, so über alle Grenzen,
    Daß, während dankerfüllt die Lippen beten,
    Die Augen doch von
    süßer Lust noch glänzen.

    Solch Glück, solch sel'ges, gabst du dem Poeten,
    Und wie man Heil'ge schmückt mit bunten Kränzen,
    So nimm auch du die Lieder vom Kometen!
    _____

    Du mit der schwanenweißen Brust,
    Berauschend wie der Duft der Traube,
    Du meine flammenheiße Lust
    Und keusch und züchtig wie die Taube;
    Aus deines Auges milden Sternen,
    So lockend und so fromm dabei,
    Wann werd' ich je zu Ende lernen
    Der Liebe
    süße Litanei?
    _____

    O wohl, das ist die Stunde,
    Wo Lieb' an Lieb' sich schmiegt,
    Indessen tief im Grunde
    Die Welt in Schlummer liegt;
    Nun schlafen alle Schmerzen
    In treuen Armen ein,
    Nun lernen junge Herzen,
    Wie
    süß es ist zu Zwei'n.
    _____

     

  • Rainer Maria Rilke (1875-1926)

    Liebeslied

    Wie soll ich meine Seele halten, daß
    sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
    hinheben über dich zu andern Dingen?
    Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
    Verlorenem im Dunkel unterbringen
    an einer fremden stillen Stelle, die
    nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
    Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
    nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
    der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
    Auf welches Instrument sind wir gespannt?
    Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
    O
    süßes Lied.
    _____

     

  • Joachim Ringelnatz (1883-1934)

    Wo einst wir
    süßes Gelüsten
    Liebend und hoffend versäumt,
    Wo wir uns tausendmal küßten,
    Rauschen die Bäume, verhärmt und verträumt,
    Als ob sie Alles wüßten.
    _____

    Deine vogelfernen, wundergroßen
    Kinderaugen, ach erkennen sie
    Meiner Sehnsucht
    süße Phantasie,
    Jetzt ein Wind zu sein in deinen Hosen –?
    _____

    Ein Liebesnacht-Wörtchen

    Ja – – ja! – – ja!! – – ja!!! – –
    Du hast so
    süße Höschen.
    Nun sind wir allein. Und es ist Nacht.
    Ach hätte ich dir doch ein Röschen
    Mitgebracht.
    _____

     

  • Anna Ritter (1865-1921)

    Mein Blut ist heiß, dein Mund so
    süß ...
    O Gott, wie kannst du küssen!
    Das hat die Sommernacht gethan,
    Daß wir versinken müssen.
    _____

    Du und ich

    Du und ich … und über uns Beiden die Nacht!
    Neige die Stirn, damit ich dich küssend umfange.
    Neige das Ohr – ich raune dir
    Süßes hinein,
    Wonne und Weh, so wie's mir emporblüht im Herzen. -
    Du und ich … Es ward uns nichts Andres bescheert
    Als dieses Glück, das wir der Sonne verbergen.
    Sieh, schon senkt sich abwärts der einsame Pfad -
    Selige Lust steht lächelnd im Thale des Todes.
    _____

    Ich glaub', lieber Schatz ...

    Unter den blühenden Linden -
    Weißt du's noch?
    Wir konnten das Ende nicht finden,
    Erst küßtest du mich,
    Und dann küßte ich dich -
    Ich glaub', lieber Schatz, es war Sünde,
    Aber
    süß, aber süß war es doch!

    Der Vater rief durch den Garten -
    Weißt du's noch?
    Wir schwiegen ... der Vater kann warten!
    Erst küßtest du mich,
    Und dann küßte ich dich:
    Ich glaub', lieber Schatz, es war Sünde,
    Aber
    süß, aber süß war es doch.
    _____

     

  • Friedrich Rückert (1788-1866)

    Liebste! nein, ich habe mich
    nicht gesehnt beim Abendschein,
    Liebste! denn man sehnet sich
    nach Abwesenden allein.

    Und abwesend warst du nicht,
    sondern nah in Liebesmacht;
    weißt du's nicht! mein
    süßes Licht,
    bei mir warst du all die Nacht.
    _____

    Süßer ist als Tun, viel süßer, Leiden;
    darum, Liebste, muß ich dich beneiden:
    Weil das Lamm du bist und ich der Hirte,
    du darfst folgen und ich muß dich weiden;
    Weil du bist die Au und ich dein Frühling;
    ich dich schmück und du dich lässest kleiden;
    _____

    Was soll ich dir für Namen geben?
    Mein trautes Herz! mein einz'ges Leben!
    Mein Sonnenblick! mein Seelenstrahl!
    Mein Hoffen, Sehnen und Verlangen!
    Mein Wünschen, Glauben, Zweifeln, Bangen!
    O meine
    süße Liebesqual!
    _____

     

  • Johann Gaudenz von Salis-Seewis (1762-1834)

    Ich saß im dunkeln Buchenhain
    Bei ihr auf weichem Moos,
    Im trüben blassen Mondenschein,
    Gelehnt auf ihren Schoß.
    Ich spielte mit dem blauen Band
    An ihrer weißen Brust;
    Und bebte, bei dem Druck der Hand,
    Im Schauer
    süßer Lust.
    _____

     

  • Adolf Friedrich von Schack (1815-1894)

    Süß sind die Laute all, in denen
    Die Liebe traute Zwiesprach hält.
    Süß ist das Wort, das zwischen Thränen
    Und Lächeln flüchtig ihr entfällt,

    Und
    süß der Schwur auch, der gleich Zweigen
    Zwei Leben ineinander flicht;
    Doch
    süßer noch der Lippen Schweigen,
    Wenn Seele nur mit Seele spricht.
    _____

    Wenn unter duftgen Blüthenzweigen
    Wir ruhen, Haupt an Haupt gelehnt,
    Wie
    süß der Küsse Wechseltausch!
    Welch Flüstern in der Liebe Rausch!
    Wie spricht, so oft die Lippen schweigen,
    Das Auge, das von Wonne thränt!
    _____

     

  • Richard von Schaukal (1873-1942)

    O
    süße Sehnsucht

    O
    süße Sehnsucht, holdes Leid,
    im Herzen dein Flattern und Drängen!
    Ich glätte darüber mein Alltagskleid,
    die Flügel dir zu zwängen.

    Da willst aus meinen Augen dich,
    Gefangene, ergießen:
    Geliebte, lächelnd laß sie mich
    mit glänzenden Fenstern verschließen.
    _____

     

  • Jegor von Sivers (1823-1879)

    Wie ist die Täuschung
    süß, die Wahrheit bitter!
    Es ist so
    süß, den Weiberherzen trauen,
    Es ist so schön, auf Lieb und Treue bauen,
    Der Traum ist
    süß, doch ein Erwachen bitter.
    _____

     

  • Ilse von Stach (1879-1941)

    Deine Nähe

    Wie die milde Sommernacht beglückt,
    also lindert deine
    süße Nähe,
    lange schon gereiftes Leid und Wehe,
    tröstet auch in Tränen und entzückt.

    Meine Seele, die gebunden ist,
    hebt sich auf dem Fittich sanfter Träume
    lächelnd hoch in unbegrenzte Räume,
    haltlos, wenn du gegenwärtig bist.
    _____

     

  • Karl Stieler (1842-1885)

    Wohl ist es
    süß, wenn ohne Laut,
    Wenn, glutverzehrt von Qual und Hoffen,
    Ein Menschenaug' in deines schaut,
    Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;

    Doch weißt du nicht, wie
    süß das ist:
    In jener Liebe sich ergeben,
    Die liebend ihrer selbst vergißt
    Und wähnt, ein Wunder zu erleben!
    _____

     

  • Francisca Stoecklin (1894-1931)

    Ich denk an dich. Ich denke an die Liebesstunden
    Die wir im Waldesinnern
    süß erlebten.
    _____

    Meine Träume sind voll deiner Zärtlichkeit.
    Mein Blut singt
    süß deine Unendlichkeit.
    Weiße Seele
    Unsterblich Geliebter.
    _____

    Dann sind wir sündenlos und weise.
    Dann ist kein Raum und keine Zeit.
    Dann schweben wir so
    süß erfüllt und leise
    In Gottes Urunendlichkeit.
    _____

    Deine schmalen Hände behüten mit inniger Sorgfalt
    Die Reliquien unserer Liebe,
    Zarte Gebilde
    süßer Erinnerungen.
    _____

     

  • Theodor Storm (1817-1888)

    O
    süßes Nichtstun

    O
    süßes Nichtstun, an der Liebsten Seite
    Zu ruhen auf des Bergs besonnter Kuppe;
    Bald abwärts zu des Städtchens Häusergruppe
    Den Blick zu senden, bald in ferne Weite!

    O
    süßes Nichtstun, lieblich so gebannt
    Zu atmen in den neubefreiten Düften;
    Sich locken lassen von den Frühlingslüften,
    Hinabzuziehn in das beglänzte Land;
    Rückkehren dann aus aller Wunderferne
    In deiner Augen heimatliche Sterne.
    _____

    Das Herz, das Herz hat nimmer Ruh,
    Das fliegt zu dir durch Zeit und Raum,
    Im Traum mein
    süßes Leben du,
    Im Leben du mein
    süßer Traum!
    _____

     

  • Viktor von Strauß und Torney (1809-1899)

    O Lieb' im Himmel,
    Du warest wach!
    Er ist mir erschienen,
    Der seligste Tag!
    O du wogender Busen,
    An dem ich lag,
    Du lieblicher Mund,
    Der das
    Süßeste sprach.
    _____

    Wangen an Wangen,
    Brust an der Brust,
    Süßtes Umfangen,
    Fülle der Lust!
    _____

     

  • Wilhelm Wackernagel (1806-1869)

    Ein einzig
    süß vertraulich Wort,
    Ein Kuß, den nimmer wir beschließen,
    Soll unser beider Leben fort
    Und fort bis hin zum Ende fließen;

    Bis in das große Liebesmeer,
    Das Ewigkeit die Menschen nennen,
    Wir untergehn um nimmermehr
    In Ewigkeiten uns zu trennen.
    _____

     

  • Frank Wedekind (1864-1918)

    Und als ich mich sonnte in deinem Blick,
    War Angst und Not verschwunden.
    Da hab ich das irdische Liebesglück
    Weit
    süßer als je gefunden.
    _____

    Ach, sie strampelt mit den Füßen,
    Ach, sie läßt es nicht geschehn,
    Ach, noch kann ich ihren
    süßen
    Körper nur zur Hälfte sehn;
    Um die Hüfte weht der Schleier,
    Um den Schleier irrt mein Blick,
    Immer wilder loht mein Feuer,
    Ach, sie drängt mich scheu zurück!
    _____

    Ich hab dich lieb, kannst du es denn ermessen,
    Verstehn das Wort, so traut und
    süß?
    Es schließet in sich eine Welt von Wonne,
    Es birgt in sich ein ganzes Paradies.
    _____

     

  • Ernst von Wildenbruch (1845-1909)

    Küsse mich - küß mich lang und
    süß;
    Aus der Ruh', die du gegeben,
    Wecke wieder mich zum Leben,
    Daß ich wachend, Stund' auf Stunde,
    Leben trinke dir vom Munde,
    Du mein Erdenparadies -
    Küß mich lang - küß mich
    süß!
    _____

     

  • Eliza Wille (1809-1893)

    Mir ist das Herz so sanft, so weit,
    Wo ist nur Täuschung, Schmerz und Leid
    Und Sorge dieser Welt geblieben? -
    Es ist so
    süß, so süß zu lieben!
    _____
     

  • Sidonie Grünwald-Zerkowitz (1852-1907)

    So lang', seit ich Dich nicht gesehen!
    So lang', seit ich Dich nicht geküßt,
    Daß ich indessen vergessen konnte,
    Wie
    süß Dein Kuß, wie süß Du bist!
    _____

     

  • Kathinka Zitz-Halein (1801-1877)

    Entzückend wie ein himmlischer Akkord,
    Süß wie die eben aufgeblühte Blume,
    So lebt zu Dir die Liebe fort und fort
    In meines Herzens innerm Heiligthume.
    _____

     

  • Stefan Zweig (1881-1942)

    Allein, wir zwei. - In jedem unsrer Blicke
    Ein
    süßes, sehnendes Zusammenstreben,
    Verhaltne Worte, die auf dieser Brücke
    Mit goldnen Flügeln stumm hinüberschweben
    Und unsre Seelen leise ineinander weben.
    _____

     

  • Charlotte von Ahlefeld (1781-1849)

    Für Dich dem Tode still mich hinzugeben,
    Dünkt
    süßer mir, als ohne Dich zu leben.
    Doch knüpfte auch, im innigsten Vereine,
    Mein Schicksal liebevoll sich an das Deine,
    So würd' ich dennoch gern von Daseyn scheiden,
    Befreite Dich mein Tod von Schmerz und Leiden,
    Und selbst in banger Qual beglückte mich
    Des Zauberwortes Himmelsklang: Für Dich!
    _____

     

  • Sophie Albrecht (1757-1840)

    An F*.

    Von allem, was wir einst in
    süßer Fülle hatten,
    Von unbegränzter Liebe Glück,
    Bleibt nichts, als der Ahnung Schatten,
    Von goldner Zukunft mehr zurück.
    Doch, ach! vielleicht, daß dieser Ahnung Palmen
    Erst jenseits über Gräbern weh'n;
    Hier sehn wir unsrer Liebe Erndtehalmen,
    Dort werden wir die Früchte sehn.
    Geschworen sei dir Liebe auch für jenes Leben,
    Wo Treue ihre Strahlenkrone flicht;
    Die Ewigkeit wird uns den Aufschluß geben,
    Warum so manches Herz zu früh hier bricht.
    _____

     

  • Rosa Maria Assing (1783-1840)

    Ich hab' viel von dir geträumet
    So
    süß einst, und ach auch so schwer!
    Und deine Lieder, sie tönten
    Noch lange so
    süß um mich her.
    _____

    O Frühlingszeit!
    Wie mahnst du an die vergangne Zeit!
    Es hatte mit dir in tausend Wonnen
    Mein
    süßes Liebeleben begonnen;
    Und still, in Erinnrung und Liebe versenkt,
    Mein Herze des vorigen Frühlings gedenkt.
    O Frühlingszeit!
    O Liebeszeit!
    _____

     

  • Susanne von Bandemer (1751-1828)

    Die Liebe kann der Liebe im Entbehren
    Mehr
    Süssigkeit, als Sinnenlust gewähren,
    Denn das Entzücken, das sie giebt,
    Bleibt von der Reue ungetrübt.
    _____

    Die niedre Erde schwand, vor unsern trunknen Blicken
    Enthüllte sich ein Himmel mir;
    Ein
    süsses Vorgefühl von göttlichem Entzücken
    Der Seligen fand ich bey dir.
    _____

     

  • Aloys Blumauer (1755-1798)

    Immerdar mit leisem Weben
    Schwebt dein
    süßes Bild vor mir,
    Und ein liebesehnend Beben
    Zittert durch die Seele mir.
    _____

    Küsse sind der Liebe Bund:
    Es ist
    süß, wenn Mund an Mund
    Sich mein Blick umnebelt;
    Aber noch weit
    süßer, wenn
    Dein gespitztes Züngelchen
    Mit dem meinen schnäbelt.
    _____

    Gern deckt' ich in Assembleen
    Dir den Busen, als Linon,
    Oder hing in
    süßen Wehen
    Dir am Hals en Medaillon:
    Doch zu meiner Freuden Fülle,
    Schönste, wünscht' ich mir allein
     Unter deines Bettes Hülle
    Eine Nacht - ein Floh zu sein.
    _____

     

  • Friedrich Bouterwek (1766-1828)

    Ein Kuß von meinem Mädchen
    Begeistert mich zum Guten;
    Der Sittenlehre Ruthen,
    Ach! die begeistern nicht.
    Man lernt so leicht durch Lieben
    Die schwersten Pflichten üben.
    Man übt so gern im Stillen
    Der Liebe
    süße Pflicht.
    _____

    Es wuchs für mich ein Baum empor;
    Er hieß der Baum der Liebe.
    In seinem Schatten blühte mir
    Ein Himmel
    süßer Zuversicht
    Und nahmenloser Freude.
    _____

     

  • Louise Brachmann (1777-1822)

    Sagen, nein ich kann es nicht,
    Was im Innern für Dich glühet,
    Was mich magisch an Dich ziehet,
    Sagen, nein ich kann es nicht!

    Sähst Du nur nicht selbst die Glut,
    Die mir auf den Wangen brennet,
    Wenn Dein
    süßer Mund mich nennet,
    Wenn auf mir Dein Lächeln ruht;
    _____

    Schweige, Mund und redet, Augen!
    Andre Sendung will ich nicht.
    Nur so zarte Boten taugen,
    Wo ein zart Geheimniß spricht.

    Durch der Wimpern Schattenschleier
    Dringen Blitze, bang, doch kühn,
    Süßes, wunderbares Feuer,
    Spiegelnd in der Wangen Glühn.
    _____

     

  • Clemens Brentano (1778-1842)

    Und ich bitte: Jinni holde, milde
    Sieh ich dürste, sehne mich nach dir
    Sinnend blickst du durch der Nacht Gefilde
    Wende deinen
    süßen Blick nach mir.

    Ach dann wendet Jinni voll Vertrauen
    Ihres Lebens
    liebesüßen Blick
    Mir ins wonnetrunkne Aug' zu schauen
    Aus des Tages stillem Grab zurück.
    _____

     

  • Gottfried August Bürger (1747-1794)

    Du mein Heil, mein Leben, meine Seele!
    Süßes Wesen, von des Himmels Macht
    Darum, dünkt mir, nur hervorgebracht,
    Daß dich Liebe ganz mir anvermähle!
    _____

    "O Lieber", so sprach sie, so sang sie zu mir,
    "O
    Süßer, was sollt' ich nicht lieben an dir?
    Bist
    süß mir an Leibes- und Liebesgestalt;
    Doch teuer durchs Herz, das im Busen dir wallt." -
    _____

    Wer hat zur Fülle
    süßer Lust
    Gewölbt des Mädels weiße Brust?
    Der liebe Gottt hat's auch gethan,
    Der stolz die Schwäne kleiden kann;
    Der hat zur Fülle
    süßer Lust
    Gewölbt des Mädels weiße Brust.
    _____

     

  • Adelbert von Chamisso (1781-1838)

    Küssen ist ein
    süßes Spiel,
    Meinst du nicht, mein
    süßes Leben?
    Nimmer ward es noch zu viel,
    Küssen ist ein
    süßes Spiel.
    Küsse, sonder Zahl und Ziel,
    Geben, nehmen, wiedergeben,
    Küssen ist ein
    süßes Spiel,
    Meinst du nicht, mein
    süßes Leben?
    _____

     

  • Helmina von Chézy (1783-1856)

    Ade, Ade! Mir ist so weh,
    Daß ich dich missen mußt'!
    Dein lichter Blick
    Blieb mir zurück,
    Ein Pfeil in tiefster Brust,
    Bald
    süß, bald weh – Ade, Ade!
    _____

    Himmel und Welle

    Gestern war ich voller Schmerz,
    Heut ist Alles
    süß und helle:
    Wie der Himmel, so die Welle,
    Wie mein Liebling, so mein Herz!
    _____

    Ich bin so reich in Deinem Angedenken,
    Daß ich mich nimmer kann ganz einsam nennen,
    Nur wenn ich mich kann ganz hinein versenken,
    Dann gibt's für mich kein banges Herzenstrennen;
    Will mir die Welt die eitlen Freuden schenken,
    Ich fliehe sie, und mag sie nimmer kennen,
    Welt, Seele, Herz und Himmel sind vereint,
    Wo mir Dein Bild, ein
    süßer Stern, erscheint.
    _____

    Ach, ich trank einmal mit Beben,
    Süß durchschauert von Entzücken
    Aus des Auges Flammenblicken
    Leben, Liebe, Lieb' und Leben.
    _____

     

  • Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

    Blaue Augen, blaue Augen!
    Ach, wie gebt ihr
    süße Peine!
    Aus dem schönen Wald unzählig
    Stimmen zielen, grüne Scheine,
    Und ich lass' mich gern verführen,
    Locken Schmerzen so von weiten.
    _____

    O sterndurchwebtes Düstern,
    O heimlichstiller Grund,
    O
    süßes Liebesflüstern,
    So innig Mund an Mund!
    _____

    Wenn Zwei geschieden sind von Herz und Munde,
    Da zieh'n Gedanken über Berg' und Schlüfte
    Wie Tauben säuselnd durch die blauen Lüfte,
    Und tragen hin und wider
    süße Kunde.
    _____

     

  • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

    Dich sah ich, und die milde Freude
    Floß von dem
    süßen Blick auf mich;
    Ganz war mein Herz an deiner Seite
    Und jeder Atemzug für dich.
    Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
    Umgab das liebliche Gesicht,
    Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
    Ich hofft es, ich verdient es nicht!
    _____

    Ist es möglich! Stern der Sterne,
    Drück ich wieder dich ans Herz!
    Ach, was ist die Nacht der Ferne
    Für ein Abgrund, für ein Schmerz!
    Ja, du bist es, meiner Freuden
    Süßer, lieber Widerpart;
    Eingedenk vergangner Leiden,
    Schaudr ich vor der Gegenwart.
    _____

    Sprich! unter welchem Himmelszeichen
    Der Tag liegt,
    Wo mein Herz, das doch mein eigen,
    Nicht mehr wegfliegt?
    Und, wenn es flöge, zum Erreichen
    Mir ganz nah liegt? -
    Auf dem Polster, dem
    süßen, dem weichen,
    Wo mein Herz an ihrem liegt.
    _____

    Süß, den sprossenden Klee mit weichlichen Füßen im Frühling
    Und die Wolle des Lamms tasten mit zärtlicher Hand;
    Süß, voll Blüten zu sehn die neulebendigen Zweige,
    Dann das grünende Laub locken mit sehnendem Blick.
    Aber
    süßer, mit Blumen dem Busen der Schäferin schmeicheln;
    Und dies vielfache Glück läßt mich entbehren der Mai.
    _____

     

  • Friedrich Wilhelm Gotter (1746-1797)

    Die Liebe

    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!
    Sorgenlos, wie Kinder,
    Führt sie uns durchs Leben.
    Unser ganzes Leben
    Flieht mit ihr geschwinder,
    Als uns ohne Liebe
    Sonst ein Tag verging!
    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!

    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!
    Muth gibt sie zur Arbeit,
    Hilft sie uns verrichten.
    Eine Blumenkette
    Werden unsre Pflichten,
    Und am Thron der Liebe
    Hängt der Kette Ring.
    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!

    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!
    Unsre Seele hebet
    Sich auf ihrem Flügel,
    Unsre Seele schwebet,
    Neu von ihr belebet,
    Ueber Thal und Hügel,
    Gleich dem Schmetterling.
    Ach, was ist die Liebe
    Für ein
    süßes Ding!
    _____

     

  • Johann Christian Günther (1695-1723)

    Von der Liebe

    O Liebe,
    Was vor innig-
    süße Triebe
    Hegstu nicht in deiner Brust!
    Würden doch nur die Verächter
    Einmahl unsrer Wollust Wächter,
    Schwör ich bey Amoenens Gunst,
    Daß sie erstlich selbst nicht wüsten,
    Ob der Himmel zeitlich sey,
    Und darnach vor Scham und Reu
    Nur vom Zusehn sterben müsten.
    Das thäten sie,
    Das thäten deine Triebe,
    O Liebe!
    _____

    Wir spielen unverstört mit Redligkeit und Küßen,
    Wir haben gleichen Sinn, wir wüntschen einerley,
    Sind Sclaven
    süßer Macht, und niemand lebt so frey;
    Wir schwazen, daß uns auch die Worte mangeln müßen,
    Wir schencken uns an uns und nähmen, könt es seyn,
    Als Seelen wahrer Treu nur einen Cörper ein.
    _____


     

  • Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748-1776)

    Du
    süßes Bild, das mir mit Feurentzücken
    Die Seele füllt,
    Wann werd ich dich an meinen Busen drücken,
    Du
    süßes Bild?
    _____

    Wer die
    Süße
    Treuer Küße
    Nicht gekostet hat,
    Irret, wie verloren,
    Auf dem Lebenspfad,
    Ist noch ungebohren.

    Wer die
    Süße
    Treuer Küße
    Schon gekostet hat,
    Tritt auf lauter Rosen,
    Wo sein Fuß sich naht,
    Blühen lauter Rosen.
    _____

     

  • Theodor Körner (1791-1813)

    Süßes Liebchen, komm zu mir!
    Tausend Küsse geb' ich dir.
    Sieh mich hier zu deinen Füßen.
    Mädchen, deiner Lippen Glut
    Gibt mir Kraft und Lebensmut.
    Laß dich küssen!
    _____

     

  • Ludwig Gotthard Kosegarten (1758-1818)

    O Wonne, du Starke! O Liebe, du
    Süße!
    Mich brennen, mich schmelzen die brünstigen Küsse!
    Wie beb' ich! Wie fühl' ich die schlagenden Wellen
    Den seligkeitflutenden Busen mir schwellen!
    _____

     

  • Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

    Ach tus, durchbohr mein Herz, gewiß, dann wird mir besser,
    In deinen Armen will ich dann vom Leben ruhn.
    Ach welche
    Süßigkeit! von Lieb und Wollust trunken
    Schläft dann mein mattes Haupt von seiner Unruh ein,
    Auf deinen
    süßen Schoß verliebt herabgesunken,
    Und küsset sterbend noch die Ursach seiner Pein.
    Ja tus! von deiner Hand wie kann der Tod mich schröcken?
    Es ist das größte Glück, das ich erhalten kann.
    Ein Stoß, so ists geschehn: wie
    süß wird er mir schmecken,
    Ein kleiner Stoß, und dann geht erst mein Leben an.
    _____

     

  • Sophie Mereau (1770-1806)

    In welches Labyrinth bin ich verschlungen?
    Hat eine traurige Nothwendigkeit
    mir dieses Leben furchtbar aufgedrungen?
    O, Liebe! löse du den bangen Streit!

    Ja, ich empfand, als ich mit
    süssem Beben
    der Liebe Gluth aus deinen Blicken sog,
    und heiliges, noch nie empfundnes Leben,
    mit Götterkraft durch meine Seele flog.
    _____

     

  • Novalis (Friedrich von Hardenberg) (1772-1801)

    Mein Wunsch

    König möchte sein, wer wollte!
    Was ging mir der König an;
    Möchte sitzen tief im Golde,
    Wer es listig sich gewann!
    Wenn ich ruhig könnte lachen
    In Luischens weichem Arm,
    Ungestört von stolzen Hachen,
    Unbetäubt vom Torenschwarm.
    Nur zum
    süßesten Entzücken
    Von der Freude selbst gestimmt,
    Und aus ihren Feuerblicken,
    Süßen Tod zu ziehn bestimmt.
    _____

    Nein,
    Süßers als die Liebe
    Empfand kein Sterblicher,
    Was hie bevor war trübe,
    Wird durch sie lieblicher.
    _____

     

  • Friedrich Schiller (1759-1805)

    Selig durch die Liebe
    Götter - durch die Liebe
    Menschen Göttern gleich!
    Liebe macht den Himmel
    Himmlischer - die Erde
    Zu dem Himmelreich.

    Liebe sonnt das Reich der Nacht,
    Amors
    süßer Zaubermacht
    Ist der Orkus untertänig.
    _____

     

  • August Wilhelm von Schlegel (1767-1845)

    Süß berauscht in Thränen
    An des Lieben Brust mich lehnen,
    Arm um Arm gestrickt,
    Mund auf Mund gedrückt,
    Das nur stillt mein Sehnen!
    _____

     

  • Klamer Eberhard Karl Schmidt (1746-1824)

    Blick und Kuß

    Wißt ihr was
    Süßeres hienieden
    Als Blick und Kuß von Adelheid?
    Wenn mir das Glück die Ferse beut,
    Dann spricht den Traurer nichts zufrieden,
    Als Blick und Kuß von Adelheid;
    Die lindern selbst das schwerste Leid.
    Wißt ihr was
    Süßeres hienieden,
    Als Blick und Kuß von Adelheid?
    _____

     

  • Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791)

    Liebe mich, du wirst empfinden
    Wie durch Zärtlichkeit und Treu',
    Wenn zwei Seelen sich verbinden,
    Himmlisch
    süß die Liebe sei.
    O da wird uns manche Stunde
    Unter Kuß und Druck entfliehn,
    Wenn wir Beide Mund auf Munde
    Neues Feu'r zur Liebe ziehn.
    _____

     

  • Ernst Schulze (1789-1817)

    Ach,
    süß ist's an dem Busen zu ruhn der erröthenden Liebe,
    Süß, wenn das sehnende Herz heiß sich an's sehnende schließt,
    Wenn im erschütternden Taumel der Lust lauttobend die Brust klopft,
    Und in stillen Triumph schweigend die Seele versinkt.
    _____

    O wie
    süß ist ein geraubter Kuß!
    Wenn das Mädchen keusche Lieb' empfindet,
    Und ihr Auge leise nur verkündet:
    O wie
    süß ist ein geraubter Kuß!
    Glaube nicht, sie thu' es aus Verdruß,
    Wenn sie dann sich deinem Arm entwindet;
    Nein, zu
    süß ist ein geraubter Kuß,
    Wenn das Mädchen keusche Lieb' empfindet.
    _____

     

  • Elise Sommer (1767-?)

    Nie vergeß' ich jener schönen Stunde,
    Wo du mir am bangen Busen lagst,
    Und mit
    süßem zauberischem Munde:
    »Meines Herzens Freundinn!« sprachst;

    Wo dein Herz an meinem Herzen ruh'te,
    Wo dein Arm mich liebevoll umfieng;
    Keine Ewigkeit tilgt die Minute! -
    _____

     

  • Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750-1819)

    O Wonne, sein Weibchen zu wiegen
    In Armen der Liebe, zu liegen
    Beim Weibchen in
    süssem Genuß!
    Ich achte, mit neidenden Blicken
    Und schmachtendem Geisterentzücken,
    Umschweben die Engel den Kuß.
    _____

    Sieh mich an und lächle,
    Süsse!
    Gieb mir deine Hand, und küsse
    Deinen Trauten! Roth und blaß
    Wallet zärtliches Verlangen
    Zitternd über meine Wangen
    Und die Wimpern sind mir naß.
    _____

     

  • Ludwig Tieck (1773-1853)

    Süß ist's, mit Gedanken gehn,
    Die uns zur Geliebten leiten,
    Wo von blumenbewachsnen Höhn,
    Sonnenstrahlen sich verbreiten.
    _____

     

  • Hans Aßmann Freiherr von Abschatz (1646-1699)

    Mit was vor
    Süßigkeit / o zarter Mund /
    Beküß ich den Rubinen-Grund!
    Mit was vor
    Süßigkeit hör ich die Lippen sprechen /
    Die voller Honig-Worte seyn!
    Ach aber / schöpff ich ein Vergnügen ein /
    So muß ich unterdeß des andern mich entbrechen.
    _____

    Ach!

    Du fragst / was sagen will diß Ach!
    Das ich bey deiner Ankunfft sprach?
    Es sprach: Ach! seht die holden Wangen /
    Seht die beliebte Fillis an;
    Da kommt auff Rosen-voller Bahn
    Mein Tod / mein
    süsser Tod / gegangen.
    _____

     

  • Anonyme Barockdichter (aus der Neukirch-Sammlung)

    Ich höre noch die holden Amber-worte /
    So ich bekam von deiner purpur-pforte /
    Ich schmecke noch den
    süssen zucker-thau /
    So ich genoß auf deiner lippen au.
    _____

    Himmel! was vor bittrigkeit
    Heget doch die
    süsse liebe!
    Heute helle / morgen trübe
    Ist ihr bestes ehren-kleid.
    Himmel / was vor bittrigkeit
    Heget doch die
    süsse liebe!
    _____

    Sie schloß mich ganz gebunden
    In ihre armen ein:
    Ach daß der
    süssen stunden
    Noch solten tausend seyn.
    _____

    Süsse brunst vergnügter flammen /
    Brand! der mich aus mir entzückt;
    Bringet eure glut zusammen /
    Biß es geist und seel erqvickt;
    Last eur feuer in mich rinnen /
    Ich vergönne freien lauff /
    Meine glieder / geist und sinnen
    Opffre ich zum altar auff /
    Denn ich nunmehr frey bekenne /
    Daß ich ganz vor liebe brenne.
    _____

    Will dein herze mich verlassen /
    So will ich mit lust erblassen /
    Und verschmachten in der brunst;
    Deinen mund einmahl zu küssen /
    Soll mir meinen tod
    versüssen /
    Sterb ich nur in deiner gunst.
    _____

     

  • Simon Dach (1605-1659)

    Du kanst dich tieff in unsre hertzen sencken,
    Und nimst mit
    süsser pein
    Da, wo wir es am wenigsten gedencken,
    Den platz der seelen ein;
    Daß man liebet ohne ruh,
    Süsse Venus, das machst du.
    _____

    Ach, man kennt dich an dem bogen,
    Süsser Amor, deine tracht
    Hat dich leichtlich kunt gemacht!
    O, komm glückhafft eingezogen!
    Komm, verübe deine pflicht,
    Triff das hertz und fehle nicht.
    _____

     

  • Paul Fleming (1609-1640)

    O Schönste der schönen/
    benimm mir diß sehnen.
    Komm/ eile/ komm/ komme/
    du
    süße/ du fromme.
    Ach Schwester/ ich sterbe/
    Ich sterb'/ ich verderbe.
    Komm komme/ komm/ eile/
    komm/ tröste/ komm/ heile.
    Benimm mir diß sehnen/
    O schönste der schönen!
    _____

    Ich bin froh bei höchstem Schmerze,
    denn ich weiß ein treues Herze.
    Nichts ist
    süßers, als zwei Treue,
    wenn sie eines worden sein.
    Diß ists, das ich mich erfreue,
    und sie giebt ihr ja auch drein.
    Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
    denn ich weiß ein treues Herze.
    _____

    Der Zucker meiner Not, das Labsal meiner Pein
    und was dem Kranken sonst pflegt recht gesund zu sein,
    das Alles ist mir, Schatz, dein güldnes Angesichte.
    O Sonne meiner Lust, schein' ewig so, wie itzt.
    Du bist die
    süße Glut, die meinen Geist erhitzt,
    von dir, Glanz, nehm' ich Schein, von dir, Licht, werd' ich lichte.
    _____

     

  • Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)

    Auff euren hügeln / schöne brüste /
    Hat eine werthe mildigkeit
    Den
    süssen saamen aller lüste
    Zu vollem wachsthum ausgestreut:
    Hier ist die
    süsse frucht der welt /
    Die nach dem paradiese schmecket /
    Darein der starcke leim verstecket /
    Der alle welt zusammen hält.
    _____

    Ich küsse noch die stunde /
    Da ich den ersten liebes-kuß /
    Aus keuscher freundschafft überfluß /
    Genoß aus deinem zucker-munde:
    Das reine siegel / so von dir
    Auff meine lippen ward gedrücket /
    Hat auch die seele selbst aus mir
    In
    süsse bande hingerücket.
    _____

    Soll denn ein kuß / ein unbefleckter scherz /
    Ein
    süsser blick sünd und verbrechen heissen?
    Soll ich denn selber mich mir nun entreissen?
    Der himmel kennt der menschen sinn und herz.
    Lieb ist des himmels kind / es wird ja unsre flammen /
    Als dieberey und mord / der himmel nicht verdammen.
    _____

    Laß mich den ausbund deiner pracht /
    Der sammt und rosen nichtig macht /
    Mit meiner schlechten haut bedecken;
    Und wenn du deine lenden rührst /
    Und deinen schooß gen himmel führst /
    Sich zucker-
    süsse lust erwecken.
    _____

     

  • Ernst Christoph Homburg (1607-1681)

    Was die Liebe?

    Ein Fewer/ sonder Fewr/ ein lebendiger Todt/
    Ein Zorn/ doch ohne Gall/ ein angenehme Noht/
    Ein Klagen ausser Angst/ ein uberwundner Sieg/
    Ein unbehertzter Muht/ ein Frewden-voller Krieg;
    Ein Feder-leichtes Joch/ ein nimmerkranckes Leid/
    Ein zweiffel-haffter Trost/ und
    süsse Bitterkeit/
    Ein unvergiffter Gifft/ und kluge Narrethey/
    Ja kürtzlich: Lieben ist nur blosse Phantasey.
    _____

    O Rosen-Lippelein/ daran die meinen kleben!
    Ach Purpur-Mündelein/ so lieblich ausgeschmückt!
    O Geist/ der meinen Geist mir aus dem Leibe rückt/
    Durch dieses
    süsse Thun benimmet gantz das Leben!
    _____

     

  • Christian Friedrich Hunold (Menantes) (1681-1721)

    Schönster Engel laß dich küssen/
    Küsse mich mein Anderich!
    Brich die
    süsse Lust-Narcissen/
    Liebe mich/ ich liebe dich.
    Laß uns doch vertraulich schertzen
    In den Paradieß der Hertzen.
    _____

     

  • Zacharias Lund (1608-1667)

    Du bist/ O
    süsser Kuß/ der Außtrag meiner Flammen/
    Du ziehest meine Wündsch als ein Magnet zusammen:
    Ein köstliches Ungvent/ ein Pflaster den ich seh/
    Und heilet eusserlich das innerliche Weh.

    Ich bleibe mannigmahl durch eigenes Verlangen
    In deiner
    Süssigkeit/ eh' als ich weis/ behangen:
    Wie wann im Leime sich der Vogel selbst erhengt:
    Wie wann im Wasser offt der Korb die Fische sengt.

    Der liebliche Geruch/ und
    süsser Schmack der Zungen
    Hat offt im Schlaffe sich heimlich ins Hertz geschwungen
    Biß daß ers außgelockt/ und gar mit Strick umbringt:
    Wie wann der Speck die Mauß in eine Falle bringt.
    _____

     

  • Heinrich Mühlpfort (1639-1681)

    Mein auserwählter Schatz / der du mich hast entzündet
    Durch deiner Augen Pracht /
    Nun kommt die
    süsse Nacht /
    So beyder Herz und Seel' in reiner Treu verbindet /
    Und unsrer Liebe Licht und Schein
    Heist nunmehr unauslöschlich seyn.
    _____

    Mische doch den Liebestranck /
    Durch der Küsse
    Süssigkeiten /
    Ewig soll mein Mund auf Danck /
    Seine Lippen zubereiten /
    Flösse mir die Arztney-Flüsse
    Ein durch Geisterreiche Küsse.
    _____

     

  • Benjamin Neukirch (1665-1729)

    Auff ihren mund

    Sylvia / dein
    süsser mund
    Machet / wenn verdruß und plagen
    Tausend andre niederschlagen /
    Mein verwundtes herz gesund.
    Ja / daß ich nicht ganz verbrenne /
    Daß ich mich nicht elend nenne /
    Thut / wenn ich es nur bekenne /
    Sylvia / dein
    süsser mund.

    Sylvia / dein
    süsser kuß
    Kan mir mehr erqvickung geben /
    Als die ulmen jungen reben /
    Und Egypten Nilus fluß;
    Muß ich gleich zuweilen borgen /
    So vertreibt doch alle morgen
    Meinen gram und meine sorgen /
    Sylvia / dein
    süsser kuß.
    _____

     

  • Erdmann Neumeister (1671-1756)

    Auff einen kuß

    Ein kuß! ein kuß! ein kuß!
    Ach ich bin ganz entzückt /
    Da mich doch nur ein einziger erquickt /
    Ein kuß / das ist ein kuß.
    Ach soll ich noch mehr sagen /
    So muß ich noch einmahl die
    süssen lippen fragen /
    Wovor man wohl solch labsal halten muß?
    Doch / Iris / stimme mir mit hundert küssen bey /
    Ich sage so / daß küssen in der liebe
    Die quintessence sey.
    _____

    Nichts ist
    süsser als das lieben /
    Lieben ist ein himmelreich;
    Menschen / die das wesen üben /
    Sind dadurch den göttern gleich.
    Ja zwey recht vertraute herzen
    Sind zwey engel auff der welt /
    Weil ihr angenehmes scherzen
    GOtt und menschen wohlgefällt.
    _____

     

  • Martin Opitz (1597-1639)

    Jetzt blicken durch des Himmels Saal
    Die güldnen Sternen allzumal /
    Ich bin ohn' Hoffnung gantz allein /
    Ich wach' / vnd andre schlaffen ein.
    Du / Jungfraw / liegest in der Rhu /
    Vnd hast die stoltzen Augen zu;
    Du bläsest durch den rothen Mundt
    Das
    süsse Gifft so mich verwundt.
    Du denckest nicht an meine Noth /
    Noch an den
    süssen Liebesgott /
    Der mein betrübt Gemüt' hat bracht
    In deine Hand vnd grosse Macht.
    _____

     

  • Johann Rist (1607-1667)

    Ach weh der bösen Stundt/ da ich von dir gesogen
    Das
    süsse liebe Gifft/ dadurch so schweres Leidt
    In mir gebohren ward/ und nunmehr ist bereit/
    Ach Amor hett ich doch dein güldne Pfeil geflohen/
    _____

    Sie ist mir ein kühle Lufft/
    Wenn mein Hertz vor ängsten pufft
    Sie ist mir ein
    süsser Tranck/
    Wann ich binn vor Liebe kranck.
    _____

    Ach! Ich brenn' im
    süssen Leiden
    Ich vergeh' in Liebes-Pein/
    Deine Schönheit die zu meiden
    Muß mein tunkles Grabmahl seyn
    Ich verschmacht'/ ich schwind'/ ich schwitz
    Als ein Gräßlein in der Hitz.
    _____

     

  • David Schirmer (1623-1687)

    Ihr Lippen/ die ihr Blut der Purpur schnecke traget/
    und den Corallen-glantz mit eurer Zierde schlaget
    wer hat euch so verliebt den Rosen eingeetzt/
    und ein so
    süsses Meth auff euern Mund gesetzt?
    _____

    Amaranthe/ meinen Kuß
    satzt ich dir auf deine Wangen/
    da du drauf zum Uberfluß
    bliebest unbeweglich hangen/
    biß der
    süsse Zimmet-Thau
    nach der Lippen Purpur rante/
    und ich auf der gantzen Au/
    nichts als deine Rosen kante.
    _____

    Als ich im grünen saß/ hat mir Labelle geben
    Den
    süssen Liebes-Kuß/ der süsser/ als mein Leben/
    Und
    süsser Nectar war. Die Liebe nam mich ein
    Das mein entfärbter Mund must ohne Rede sein.
    _____

    Sie giebt mir tausend Lieblichkeiten
    Aus jhrer
    süssen Augen-Glut.
    Sie machet es auf allen Seiten
    Nach einer keuschen Liebe gut.
    Wir lieben heimlich in der Stille
    Ich und die schöne Purpurille.
    _____

     

  • Jacob Schwieger (um 1630-1664)

    An Adelmuht über seinen Traum

    Das war ja
    Süßigkeit daß Ich o schönste Zihr
    krigt einen
    süssen Kuß zu Nacht im Traum von dihr.
    So
    süß' er mihr vor war/ so bitter ist er nun
    weil ich gantz nichts gekrigt. Was sol ich aber thun?
    Ich muß zu friden sein/ und denkken daß ein Kuß
    macht weder reich noch arm/ nur daß er bringt verdruß.
    _____

     

  • Kaspar Stieler (1632-1707)

    Wohl ist es
    süß, wenn ohne Laut,
    Wenn, glutverzehrt von Qual und Hoffen,
    Ein Menschenaug' in deines schaut,
    Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;

    Doch weißt du nicht, wie
    süß das ist:
    In jener Liebe sich ergeben,
    Die liebend ihrer selbst vergißt
    Und wähnt, ein Wunder zu erleben!
    _____

    Wer will/ kan ein gekröntes Buch
    von schwarzen Krieges-zeilen schreiben:
    Ich will auff Venus Angesuch
    ihr
    süsses Liebes-handwerk treiben:
    Ich brenne. Wer nicht brennen kan/
    fang' ein berühmter Wesen an.
    _____

    Barbillchen/ die Zukker-dokke

    Du
    süßbeliebtes Honig-kind/
    Barbillchen/ Labnüß meiner Seelen/
    der Indiens
    süsse Zukker-hölen
    an Anmuht nicht zugleichen sind.
    Ich wil es/ daß es alle wissen/
    warum ich dich so offt muß küssen.

    Der Zukker-trozz/ der Nektar-Wein/
    der in den göldnen Demant-schaalen
    springt bey der Götter Feyermahlen
    macht/ daß sie ewig trunken sein/
    weil deß Geschmakks/ des Zukker-
    süssen
    sie nimmer mögen satt geniessen.

    Dein unverglichner Labsal-Mund
    ist solch' ein Nektar meinem Herzen/
    für meiner Liebe Wermuht-Schmerzen.
    Was auß Hymettens bunten Grund'
    am Morgen die bemühte Biene
    äzzt ab/ ist deiner Jugend grüne.

    Süß ist der göldnen Haare Band/
    süß deiner Stirne rund umfangen/
    süß die Zinober-rote Wangen/
    süß deiner Augen heller Brand.
    Dem Lippen-tau/ dem Zukker-reichen
    muß
    süsser Alakant auch weichen.

    Dein Atem
    süsser/ denn Kaneel/
    süß deines Halses schmale Länge/
    süß deiner Brüste Perl-gepränge/
    süß ihr' Inwohnerinn/ die Seel.
    Süß deine Rede/ süß dein Lachen/
    dein Schlaffen/
    süsser/ ach! dein wachen.

    Süß deine Kleider/ süß dein Rokk
    das Fuppchen drein ist
    süß darneben/
    du weist/ was du mir drauß gegeben.
    Barbillchen/
    süsse Zukker-dokk'
    Ich schmekke dünkt mich/ noch die Gaben/
    die auch die Todten können laben.

    Das
    süsseste/ so an dir ist/
    muß ich/ ungerne zwar/ verschweigen/
    doch kan es über alles steigen/
    was je die Sterblichen
    versüßt.
    Die
    Süsse/ so es von sich giebet
    macht Leib und Geist zugleich verliebet.

    Man sagt wol/ daß was
    süssers nicht
    sey/ als der sanffte Schlaaff zufinden?
    das kan ich leicht daher entgründen:
    als neulich uns verschwandt das Licht/
    war mir das wachen also
    süsse/
    daß ich den Schlaaff drum fahren liesse.
    _____

     

  • Gottlieb Stolle (Leander aus Schlesien) (1673-1744)

    Wer kan der
    süßen macht der liebe widerstehn?
    Es muß der strenge Mars in ihren banden gehn.
    Was ist wol in der welt, das ihr nicht dienen müsse?
    Lufft, erd' und himmel liebt. So weit die sonne sticht,
    Legt ihr ein ieder mensch das herze vor die füße;
    Nur Amarillis nicht.
    _____

    Mein! warum wehret sich Lisette,
    Wenn man ihr öffentlich ein küßgen geben will?
    Die antwort ist nicht schwer: Weil sie das
    süße spiel
    Viel lieber im verborgnen hätte.
    _____

     

  • Georg Rudolf Weckherlin (1584-1653)

    Einig
    süßes mündelein
    Röhter dan ein röselein
    So Phaebus durch sein ansehen
    Macht aufgehen:
    Lefzen übertreffend weit
    Den taw so die erden nötzet,
    Und mit fruchtbarkeit ergötzet
    In der
    süßen Frülings zeit.
    _____

    Durch küß von
    süssem nectar feucht
    Das hertz und sehl von frewden leicht
    Solt Ihr Euch nemen und mitthailen:
    Ihr solt durch tief-wundende küß,
    Ihr solt durch
    süß-hailende büß
    Euch verwunden und wider hailen.
    _____

    Zwo liebende geliebte sehlen,
    Die ihre küß einander stehlen
    Geniessend der lieb
    süssen trew,
    Die könden sich ja nicht bekräncken,
    Vil weniger des tods gedencken,
    Als aller forcht und sorgen frey.
    _____






     

 



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