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Johanna Ambrosius
(1854-1939)
Nur einmal laß mich meine heiße Brust
Ins Meer der
süßen Liebesgluten tauchen,
Nur einmal laß des Glückes volle Lust
Mir seinen Kuß auf meine Lippen hauchen.
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Theodor Apel (1811-1867)
Im Herzen hab' ich längst gewußt:
Du bist mein Glück, mein Leben!
Warum, Du meine
süße Lust,
Soll nicht das Herz in Deiner Brust
Mir wieder Liebe geben? -
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Elsa Asenijeff
(1867-1941)
Heimlicher Jubel
Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
Mein Herz bricht vor Glück, wenn ich dich denke!
O gib – o schenke,
Ein leises Grüssen der Fernen!
Herrlicher,
Süsser, Schöner.
Der du Grosses erstrebst!
Ich jauchz es bis zu den Sternen:
Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
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Mich zerreisst die Sehnsucht nach dir! Berstet Wände!
Sturm trag mich zu ihm!
O
Süss – Einziger, sei da, nimm mich hin!
Nur einen lichten Morgen, nur eine helle Stunde –
Denn
Wo du nicht bist, ist Nacht und Hölle!
_____
Wie die Liebende
Dem
süssen,
süssen Geliebten
Jauchzend in die Arme fliegen –!
Und – in Jubels Überschwang –
Ihn küssen – küssen
Den ganzen lieben Körper entlang!
_____
Seufzer an den Einzig-Geliebten
Und ist der Tod mir da
Fern – oder nah –
Ich will ihn lächelnd grüssen
Denn ich sterbe leicht –
Mit deinem
süssen,
süssen
Namen aus der Lippen
Letzten Hauch
Löscht mein schwaches Leben aus. – –
_____
Ersehnte Seligkeit
O wär das Lager uns bereitet,
Von gleitender Seide linnenhaft umspannt . . .
Läg deine blasse, kühle Hand
Mir kosend
Um den Hals gebreitet –
Und wären unsre Lippen
Purpurrosenhaft geeint . . .
Ersehnte Seligkeit, die ich nicht kenne!
O wühlte deiner Sehnsucht Flamme
Meinen Körper aus,
Bis ich verbrenne!
– – – – – – – – – - - - -
Süsser,
Süsser!
Fach mich an und – lösch mich aus!
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Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Du, mein Glück
Meine Seele, eine Taube,
Lang verflogen und verirrt,
Regt nun zwischen lauter Blüten
Auf dem schönsten Frühlingsbaume
Ihre Flügel leis vor Glück.
Du mein Baum voll lauter Blüten!
Du mein Glück! Du meine Ruh!
Meiner Sehnsucht weiße Taube
Regt die Flügel, regt die Flügel
Dir im Schoße.
Süße!
Süße!
Welch ein Wunder: Ich und du!
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Rudolf G. Binding
(1867-1938)
Seit ich von ihrem göttlichen Fleische genossen
bin ich von Gottheit
süß vergiftet.
Rings von göttlichen Zeichen bin ich umschriftet.
Göttlich Unsterbliches ist in mich übergeflossen.
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Wenn du einmal satt der Liebe bist
will ich gern dich mit Konfekt versöhnen.
Doch so lange du die Einzig-Liebe bist
will ich dich nicht mit Konfekt verhöhnen.
Weißt du nicht daß Liebe
süßer ist? -
süßer als mit
Süßem dich verwöhnen.
Wenn Konfekt der Liebebüßer ist
wird dich Liebe auch nicht mehr verschönen.
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Friedrich von Bodenstedt
(1819-1892)
Süße Bettelei
Ein Bettler klopft' bei dir an
Um einen Kuß - du gabst ihn mir!
Ein Bettler kehrt' ich ein bei dir,
Und kam hervor ein reicher Mann,
So reich am höchsten Glück der Welt,
Daß alles Gold und alles Geld
Nicht solche Schätze kaufen kann!
Doch, ob des Augenblicks Genuß
Mein ganzes Leben auch verschönt,
Hat mich dein Geben so verwöhnt,
Daß ich stets weiter flehen muß
Um einen Kuß - und nimmer frei
Wirst du nun diese Bettelei
Um einen Kuß! um einen Kuß!
_____
Ich singe dich, liebes Mädchen du!
Du Herrliche, du
Süße!
Dir jauchzen all meine Gedanken zu,
All meine Liebesgrüße!
Das Glück, das du mir im Leben bescheert,
Sing' ich im Liede wieder -
Und ist mein Singen auch deiner nicht werth:
Du adelst meine Lieder!
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Ferdinande von Brackel
(1835-1905)
O Liebe, du mächt'ge und
süße Gewalt,
So lieblich dem Herzen in jeder Gestalt,
Daß, wenn auf der Welt nichts schön mehr blieb,
So wäre sie schön noch durch dich, o Lieb'!
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Wilhelm Busch (1832-1908)
Wärst du ein Bächlein, ich ein Bach,
So eilt ich dir geschwinde nach.
Und wenn ich dich gefunden hätt'
In deinem Blumenuferbett:
Wie wollt ich mich in dich ergießen
Und ganz mit dir zusammenfließen,
Du vielgeliebtes Mädchen du!
Dann strömten wir bei Nacht und Tage
Vereint in
süßem Wellenschlage
Dem Meere zu.
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Georg Busse-Palma
(1876-1915)
... Und bist du heute auch mein Weib,
Das eine werd' ich nie vergessen,
Daß ich den
süßen, keuschen Leib
Nicht so viel früher schon besessen!
Und bist du heut auch zehnfach schön:
Selbst wenn wir selig müd' uns küßten,
Muß meine Sehnsucht suchen gehn
Nach vierzehnjährigen Kinderbrüsten.
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Ada Christen (1839-1901)
Küsse mich, denn, ach! sie bluten
Alle noch die alten Wunden,
Küsse mich, daß ich vergesse
Alle die verfluchten Stunden!
Laß mich von den
süßen Lippen
Wieder Glück und Liebe saugen,
Laß mich sterben, überstrahlet
Von dem Himmel deiner Augen!
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Nichts mehr
Nicht mehr die heißen,
süßen Küsse,
Nicht mehr die Worte mild und warm,
Nicht mehr den treuen Blick der Augen,
Nicht mehr den Druck von deinem Arm.
Nichts mehr von allen jenen Wonnen
Die Liebe hat und Liebe giebt,
Nichts will ich - um noch fortzuleben -
Sag' nur, daß du mich einst geliebt!
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Peter Cornelius
(1824-1874)
Honig mag den Lippen munden,
Aber Gift muß uns verwunden,
Und wenn nun auf einmal trifft
Honig uns und
süßes Gift,
Sag' wie soll das arme Herz gesunden?
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Nun laß mich träumen, laß mich schwärmen,
Mich ruhen still an deiner Brust,
Voll
süßem Bangen, bittrem Härmen,
Ach und unendlich hoher Lust.
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Der Mut, der wieder mir die Brust erhebt, bist du,
Das Blut, das neu die Adern mir belebt, bist du!
Der Labetrunk aus tausend
süßen Blumenkelchen,
Von dem beseelt mein Herz zum Himmel strebt, bist du!
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Max Dauthendey
(1867-1918)
Küß mich auf den Mund, mein Lieb,
Immer neue Küsse gib.
Welkt am Weinstock Blatt um Blatt,
Man den Most im Keller hat.
Ach, das Leben ist
versüßt
Dem, der sich durchs Leben küßt.
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Von deinem Leib haben die Maienglocken ihren keuschen Geruch,
Die Nachtigallen hast du heiß gemacht,
Ihr Gesang malt dein Bild.
Deine Lippen sind wie Kleeblüten klein und
süß
an meinem Weg gewachsen.
Und drüber glänzt dein Haar festlich
Wie bräutliche Hecken im Frühling.
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Du stehst wie eine Anemone in den Steinfeldern,
Ihre Blütenwangen ziehen meine Hände an.
Nie haben sich Bienen so
süß genährt
Wie meine Lippen.
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Marie Eugenie Delle Grazie (1864-1931)
Bei Blumenduft und Mondenschein
Sprachst Du zuerst das
süße
Wort:
"Ich liebe Dich."
Da zog es in mein Herz hinein
Wie Blumenduft und Mondenschein;
Doch zog draus Ruh' und Friede fort,
Als ich auch sprach das
süße
Wort:
"Ich liebe Dich!"
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Ich denke hin, ich denke her,
Mein Sinn wird trüb, mein Herz wird schwer,
Meine Seele faßt ein Bangen;
O sagt, wo ist die
süße
Zeit,
Voll Liebeslust und Seligkeit?
Vergangen, ach vergangen!
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Liebeshymne
So bist Du mein?
Bin ich Dein?
O
süße
Lust!
Von Deinem Arm umschlungen,
Von Liebe ganz durchdrungen
Ruh' ich an Deiner Brust,
O
süße
Lust!
Sieh', um uns blühen die Rosen
Die lieben Vögelein kosen:
Wie wir -
Und liebeschützend gleitet
Die Nacht heran und breitet
Den Sternenschleier
Über uns.
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Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Mädchenhände, Zauberwaffen,
Die ihr Schönes nur erschließt,
Deren wunderbarem Schaffen
Süßgeheime Lust entsprießt,
Die zu Liebesparadiesen
Alles ihr zu wandeln wißt:
Seid zu tausendmal gepriesen,
Seid zu tausendmal geküßt!
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Wenn die Liebe nun ein Brief ist,
Der bedeutungsvoll und tief ist,
Muß ein
süßer Mund ihn siegeln,
Sein Geheimniß streng zu zügeln;
Schreiben muß ihn eine Seele,
Daß ihm Innigkeit nicht fehle:
Aber mit dem Herzen lesen
Müssen ihn verliebte Wesen.
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Süß ist fürwahr
Frühlingsgenuß,
Rosen im Haar,
Lippen im Kuß.
Frühling entflieht,
Eh man's versieht,
Darum o Kind,
Küsse geschwind!
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Ludwig Eichrodt (1827-1892)
Jetzt fliegest du mir in den Arm,
O Mädchen, du bist so
süß und warm!
Und küßt die Sonne mit jedem Strahl,
O laß dich küssen millionenmal!
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Laß dir aus dem lieben
süßen
Angesicht die Locken streichen,
Lasse dir die Wange küssen
Und den schönen Mund desgleichen.
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Schließe, Liebchen, schließe zu die Augenlieder,
Laß versiegen deiner Rede holden Fluß!
Deine Wange presse stürmisch an die meine,
Auf den Lippen schlummre
süß ein ewger Kuß.
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Gustav Falke (1853-1916)
Herz, Welt, Geliebte! Alles voll Begehren,
in
süßer Wirrnis und mit Sehnsuchtshänden,
mit immer ausgestreckten Sehnsuchtshänden,
und Lippen, die nach deinen Küssen dürsten.
O
süße Liebe,
süße schlimme Liebe,
die so mit Rosen peitscht, daß unser Blut
die Schwelle färbt, wo unsere Sehnsucht kniet.
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Johann Georg Fischer
(1816-1897)
Der Knabe sprach: "Lieb Mädchen mein,
Dein schönes Auge das ist dein,
Und drein zu schauen das ist mein;
Dein rother
süßer Mund ist dein,
Dich drauf zu küssen das ist mein;
Nun thu' mir auf die Arme dein,
Drin liegen das ist dein und mein."
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Ludwig August Frankl (1810-1894)
Meine Seele lauscht
Deiner Lippen Engelpaare;
Eine
süße, wunderbare,
Gold'ne Botschaft rauscht.
Lächeln wehmuthsvoll
Muß ich zu den süßen Worten,
Daß noch an des Alters Pforten
Jugendlust mir werden soll.
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Ferdinand Freiligrath
(1810-1876)
So bin ich fromm, so bin ich stille,
So bin ich sanft, so bin ich gut!
Ich habe dich - das ist die Fülle!
Ich habe dich - mein Wünschen ruht!
Dein Arm ist meiner Unrast Wiege,
Vom Mohn der Liebe
süß umglüht;
Und jeder deiner Atemzüge
Haucht mir ins Herz ein Schlummerlied!
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Else Galen-Gube
(1869-1922)
Je länger je lieber leg mir auf den Mund
deine Lippen, die wonnigen,
süßen,
und laß mich dir tief in die Augen sehn,
so tief – es ist ja nun doch geschehn …
du aber sollst es mir büßen!
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Sag, weißt du es wirklich nicht, mein Kind,
wie
süß die verbotenen Früchte sind?
Im Garten der Jugend siehst du sie prangen,
wo sie an goldenen Zweigen hangen.
Für jeden sind sie leicht zu erreichen,
der Mut hat, von der Herde zu weichen
zum Pfad, der zu irdischen Wonnen führt - -
_____
Weißt du ihn noch den still-verschwiegnen Platz,
dort hinter Erlen tief im Wiesengrunde?
Weißt du ihn noch, du mein herzlieber Schatz?
Glühkäfer schwirrten um mein rotes Haar,
sag, denkst du noch der
süßen, selgen Stunde,
weißt du es noch wie lieb, wie traut es war?
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Weißt du das
süße Beieinandersein …. ?
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Emanuel Geibel
(1815-1884)
Das ist die köstlichste der Gaben,
Die Gott dem Menschenherzen giebt,
Die eitle Selbssucht zu begraben,
Indem die Seele glüht und liebt.
O
süß Empfangen, sel'ges Geben!
O schönes Ineinanderweben!
Hier heißt Gewinn, was sonst Verlust.
Je mehr du schenkst, je froher scheinst du,
Je mehr du nimmst, je sel'ger weinst du -
O gieb das Herz aus deiner Brust!
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So sing' ich denn durch Wald und Dorn
Meine Weis' im Wanderzug:
"Deine Lieb' das ist ein
süßer Born,
Deß trink' ich nie genug."
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So halt' ich endlich dich umfangen,
In
süßes Schweigen starb das Wort,
Und meine trunknen Lippen hangen
An deinen Lippen fort und fort.
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Felix Grafe (1888-1942)
Wundervoll
gestirntes Schweigen
atmet
süß in meine Ruh -
sieh: mir wird die Welt zu eigen
und ihr ganzer Sinn bist du.
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An meinen Fingern hängt noch
süß und tief
der Duft von deinem Haar - an meinen Ohren
tönt noch das Wort, mit dem dein Mund mich rief,
das Lachen (ach, mir ewig unverloren)
das hinter lieben Lippen schweigsam schlief.
Zu welchem Ziel war alles dies geboren?
und welchem Spruch zu willen? wem zu Dank?
es wuchs, gab Glanz - ein Wimpernzucken lang.
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Julius Grosse (1828-1902)
Ist es denn Wahrheit, daß dein
süßer Mund
An meinem hing in innigem Umfangen?
Ein heil'ges Feuer lodert noch zur Stund'
Um Seel' und Leib, mir brennen Stirn' und Wangen.
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Anastasius Grün
(1806-1876)
Eine Brücke kenn' ich, Liebchen,
Drauf so wonnig sich's ergeht,
Drauf mit
süßem Balsamhauche
Ew'ger Frühlingsodem weht.
Aus dem Herzen, zu dem Herzen
Führt der Brücke Wunderbahn,
Doch allein der Liebe offen,
Ihr alleinig untertan.
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Eins und zwei
Warum, o Mutter, o Natur,
Gabst deinem Sohn, dem Menschen nur
Ein Herz du, um in
süßen Trieben
Geliebt zu werden und zu lieben,
Und einen Mund nur, um zu küssen,
Und Wonn' und Seligkeit zu saugen;
Jedoch zum Weinen, ach! - zwei Augen? -
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Alfred Grünewald
(1884-1942)
Gleichnis der Liebenden
Gerne erinnern wir uns,
ausruhend auf sonnigem Gipfel,
des steiler werdenden Steiges,
der uns - ein sachter Verführer -
allmählich zur Höhe gelockt.
Also gedenken wir gerne,
Erfüllung genießend und spendend,
der ersten Lächeln und Blicke
und ihres zagen Erwiderns:
des
süßen Beginnes der Lust.
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Ida von Hahn-Hahn
(1805-1880)
"Dein Bild allein" läßt nicht in Worte fassen,
Nicht malen mit den ird'schen Farben sich;
Und ach, ich kann, ich kann es nimmer lassen;
Denn wenn ich's ließe, niemals ließ' es mich.
Nie war mir etwas treu, so ganz, so mein,
Als wie dein Bild, dein
süßes Bild allein.
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Wohin flüchten? – Was beginnen? -
Ach, umsonst wär' all' mein Sinnen,
Tönte nicht dein
süßes Wort.
Deiner Liebe reiche Fluten
Löschen meiner Sehnsucht Gluten,
Tragen friedlich mich zum Port.
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Adolf Hain (1825-1854)
Die erste Saite regt der reine Glaube,
Der Glaube an den Vater in der Höh':
Die Unschuld hört den Laut, die weiße Taube,
Oft klingen in des Lebens Freud' und Weh!
Die zweite Saite schlägt die holde Liebe,
Die Liebe: ach! wie ist der Klang so
süß!
Er weckt in uns die seligsten der Triebe,
Es wandelt sich die Erd' in's Paradies!
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Robert Hamerling
(1830-1889)
Ich sehne mich nach gold'nen Glückes Zielen,
Nach
süßem Munde, holderblühten Wangen;
Von weichen Armen wär' ich gern umfangen,
Und meine Lippen fänden gern Gespielen.
_____
Noch zarter, als die ich dir sang, die Lieder,
Noch
süßer als ein Kuß, von dir gegeben,
Ist jenes holde Du, mein
süßes Leben!
Das traulich zwischen uns geht hin und wieder.
_____
O knüpfe los die langen, gold'nen Flechten,
Und laß sie lieblich flatternd niederhangen!
Viel
süßer ist's mit wildumlockten Wangen
Der Küsse holden Wettkampf auszufechten!
_____
Weih' ich mich dem Dienst der Rose,
Wird mein Sein erblüh'n zum Allsein,
Und mein Herz in ihrem Schoße
Eine
süße Nachtigall sein!
_____
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Heinrich Heine (1797-1856)
Deine weißen Liljenfinger,
Könnt ich sie noch einmal küssen,
Und sie drücken an mein Herz,
Und vergehn in stillem Weinen!
Deine klaren Veilchenaugen
Schweben vor mir Tag und Nacht,
Und mich quält es: was bedeuten
Diese
süßen, blauen Rätsel?
_____
Die du bist so schön und rein,
Wunnevolles Magedein,
Deinem Dienste ganz allein
Möcht ich wohl mein Leben weihn
Deine
süßen
Äugelein
Glänzen mild wie Mondesschein;
Helle Rosenlichter streun
Deine roten Wängelein.
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Ich will meine Seele tauchen
In den Kelch der Lilje hinein,
Die Lilje soll klingend hauchen
Ein Lied von der Liebsten mein.
Das Lied soll schauern und beben
Wie der Kuß von ihrem Mund,
Den sie mir einst gegeben
In wunderbar
süßer
Stund.
_____
O schwöre nicht und küsse nur,
Ich glaube keinem Weiberschwur!
Dein Wort ist
süß, doch
süßer
ist
Der Kuß, den ich dir abgeküßt!
Den hab ich, und dran glaub ich auch,
Das Wort ist eitel Dunst und Hauch.
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Max Herrmann-Neiße (1886-1941)
Schweigen mit dir: das ist ein schönes Schwingen
von Engelsfittichen und Gottes Kleid
und
süß, unsagbar sanftes Geigenklingen
verweht von Ewigkeit zu Ewigkeit.
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So
süß ist es, mit dir sich zu verlieren:
das All verstummt, nur eine Quelle tropft,
es raschelt von des Waldes kleinsten Tieren,
und eines Vögleins Herz verängstigt klopft.
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Paul Heyse (1830-1914)
Jetzt, da
ich bei Nacht und Tage
Ihr Gesicht studieren mag,
Bleibt die große Rätselfrage
Dunkel wie am ersten Tag.
Doch entsag’ ich gern dem Wissen;
Schauen ist die höh’re Pflicht.
Fort das Grübeln! Laß dich küssen,
Unerforschlich
süß Gesicht!
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Arno Holz (1863-1929)
Dann
losch das Licht,
und
durch die Stille,
fiebernd, verlangend, erwartungsbang,
nur noch:
unser zitternder Herzschlag!
Trunken ... stammelnd,
meine
Lippen ...
süß dein ... Aufschrei!
Seligkeit!
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Ludwig Jacobowski
(1868-1900)
Nicht genug
Ich liebe dich, doch nicht genug
Für deine Seele, deine
süße.
Ich hab ja Augen nicht genug
Für ihre tausend stummen Grüße.
Nicht Hände habe ich genug,
Um Glück, nur Glück dir zuzutragen,
Und habe Atem nicht genug,
Um soviel Liebe auszusagen!
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Maria Janitschek
(1859-1927)
Meine Lippen sind heiß wie der Schrei der Lust,
süß wie weinende Sünde.
Hurrah, heil!
Feuer ist mein Hauch, mein Nein der Tod,
mein Ja die wiehernde Hölle.
Hurrah, heil!
Weißt du, weißt du, wer ich bin?
es rauchen die Wälder vor mir,
und die Himmel betrinken sich in meinem Laut:
ich bin die Liebe!
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Gottfried Kinkel (1815-1882)
Nun ist uns
Alles freigegeben
Der Mund, die Locken, Brust und Hand;
In
süß verstummtem Wonnebeben
Löscht sich des Geistes Flammenbrand.
Viel holder ist's von deinen Lippen
Der Küsse unermessne Zahl,
Als Wort und Töne wegzunippen,
Die ich dir sonst vom Munde stahl.
_____
O
zaubersüßer Liebestod,
O heil'ge Macht der Minne!
Sie kennt nicht Weigern noch Verbot,
Ist wie ein Kind an Sinne,
Das stets zu geben ist bereit,
Was Mutter ihm geschenket,
Das ohne Harm und ohne Neid
Nur mitzutheilen denket.
_____
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Alma Johanna Koenig
(1887-1942)
In dunkler Arabeske deiner Brauen
hat sich verwirrt mein scheuer Blick verfangen.
In Fransen deiner Wimpern blieb er hangen,
verstrickt von allzu
süßem dich-Beschauen.
_____
Die Finger sanft verwühlt in meine Locken,
lachst du zu meinen Bitten, meinen Fragen:
es sei ein Kuß dir mehr als alles dies.
Doch jählings, wilden Herzschlags,
süß erschrocken,
fühl ich von deinen Armen mich getragen,
wie Lust einst Räuber Frauen tragen ließ.
_____
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August Kopisch
(1799-1853)
Streift Dein Finger, durchbebt mich
Schauerndes
süßes Weh;
Sage, wie kann ich Dich lassen,
Wenn ich vor Sehnen vergeh?
Immer muß ich Dir folgen,
Immer Dir nahe sein:
Bindend entströmt Dir ein Zauber
Wechselnder Lust und Pein.
_____
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Gustav Kühne (1806-1888)
Ich bin nicht ich mehr, wenn ich Dich erblicke,
Du bist nicht Du mehr, schaust Du mir in's Herz,
Und ach! in diesem
süßen Wechselglücke
Zerfliegt die stille Seele himmelwärts.
_____
O wundersamer Liebesrausch,
Wer faßt dein geheimstes Leben?
Unnennbar
süßer Seelentausch,
Wie deine Zauber weben!
_____
Reich' die Lippen, holdes Weib,
Und daß ich Dir's nicht verhehle:
Küss' ich Deinen
süßen Leib,
Trink' ich Deine ganze Seele!
_____
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Nikolaus Lenau
(1802-1850)
Daß doch mein Geschick mir brächte
Einen Blick von dir!
Süßes Mondlicht meiner Nächte,
Mädchen, bist du mir!
_____
Weinend muß mein Blick sich senken;
Durch die tiefste Seele geht
Mir ein
süßes Deingedenken,
Wie ein stilles Nachtgebet!
_____
An*
O wag es nicht, mit mir zu scherzen,
Zum Scherze schloß ich keinen Bund;
O spiele nicht mit meinem Herzen,
Weißt du noch nicht, wie sehr es wund?
Weil ich so tief für dich entbrannte,
Weil ich mich dir gezeigt so weich,
Dein Herz die
süße Heimath nannte,
Und deinen Blick mein Himmelreich:
O rüttle nicht den Stolz vom Schlummer,
Der
süßer Heimath sich entreißt,
Dem Himmel, mit verschwiegnem Kummer,
Auf immerdar den Rücken weist.
_____
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Heinrich Leuthold
(1827-1879)
Sei getrost! kein
kosend vertraulich Wort soll
Je verrathen, was in verschwieg'nen Nächten
Deine stolzen Lippen mir unter
süßem
Sträuben gestammelt.
_____
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Detlev von Liliencron
(1844-1909)
Wie bin ich schnell bei Band und Schnallen;
Sie wehrt sich, sie verweigerts mir,
Und ist mir um den Hals gefallen,
Verwirrung schloß die Augen ihr.
Noch sträubt sie sich, schon fällt die Hülle
Sie will nicht und sie muß, sie muß,
Und bringt mir ihre
süße
Fülle,
Und bringt sie mir in Glut und Kuß.
_____
Und ungestört, eine selige Stunde,
Durft ich im Paradiese weilen
Und Rosen pflücken, so viel ich wollte;
Ich glaube, wir pflückten zu gleichen Teilen.
Inzwischen sanken die Wimpernspeere
Wie Fahnen, besiegt auf erstürmtem Hügel,
Und lagen geschlossen in
süßer
Ermüdung,
Wie des ermatteten Schmetterlings Flügel.
_____
Vor Wonne jauchzt deine junge Brust,
Vor Wonne dein Herz, das ich raubte.
Unsre Küsse geben
süßere Lust
Als trauscheinlich erlaubte.
_____
Sieh meine blaugrauen lustigen Augen,
Wie sie sich sehnen nach seliger Stund.
Wollen zur Liebe, zur Liebe nur taugen,
Sieh meine blaugrauen lustigen Augen,
Süßeste Liebe nur wollen sie saugen;
Küsse mich, küsse mir Augen und Mund.
Sieh meine blaugrauen lustigen Augen,
Wie sie sich sehnen nach seliger Stund.
_____
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Thekla Lingen (1866-1931)
Die Geigen sangen die
ganze Nacht,
Wir beide haben nicht mehr gelacht.
Verstummt der Jubel, ich bin allein
Im dunkel-stillen Kämmerlein,
Und träume und träume, wie es wird,
Wenn sich dein Mund so
süss verirrt.
_____
Sprich nicht zu mir mit diesen Lippen,
Wie Wein so
süss, so heiss, so rot,
Sprich nicht zu mir mit diesen Lippen,
Ich küss' dich dann, und wär's mein Tod.
_____
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Hermann Lingg (1820-1905)
Frau Venus, Frau Venus,
O laß dein
süßes Locken,
Du bist so schön, so zart und weiß,
Es pocht mein Herz so laut und heiß,
Ich bin so sehr erschrocken -
Frau Venus, Frau Venus,
Wer flicht denn deine Locken?
_____
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Feodor Löwe (1816-1890)
O
süß' Geschwätz der unbelauschten Liebe,
So reich an Sinn und arm doch an Verstand;
Da sitzt man Stunden lang oft Hand in Hand
Und Aug' in Aug', und zehrt an einem Triebe.
_____
O weich geschaffen
süßes Frauenherz,
Das in dem letzten Kampf, selbst wenn es bricht,
Doch nur von Segen und Vergebung spricht,
Und lieb gewinnt den herben Todesschmerz.
_____
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Hermann Löns (1866-1914)
Surrogat
O küsse mich, dein Küssen ist
So
süß fast wie des Todes Kuß,
Bei deinem leisen Kuß vergißt
Mein Herz, daß es noch schlagen muß.
O küß und küß mich immerzu,
Bei deinem warmen, lieben Kuß
Vergesse ich, wie einst die Ruh
Des Grabes mich beglücken muß.
_____
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Otto Ludwig (1813-1865)
Wie ist die Lieb ein
süßes Gift
Und Arznei zugleich:
Sie macht so arm ihn, den sie trifft,
Und doch so reich, so reich.
Und alles, alles, was du hast,
Dein ganzes, ganzes Sein,
Das halt ich reicher Mann umfaßt,
Ein
süßes, seligs Mein.
_____
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Stephan Milow (1836-1915)
Das Schönste bleibt doch stets das Sehnen,
Der Liebe erste Werdezeit,
Das bange Zagen,
süße Wähnen,
Die stille Traumesseligkeit.
_____
Gestern scheu der erste Kuß,
Banges Zaudern und Verhehlen,
Heut – o
süßer Überfluß! -
Küsse, nimmermehr zu zählen.
_____
Wer liebt, sei ganz in sein Gefühl versunken,
Er laß den Ruf der Welt an sich verhallen,
Dahin in stillem Jubel mag er wallen,
Im Tiefsten bergend
süß den heil'gen Funken.
_____
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Christian Morgenstern (1871-1914)
O wie wollten wir hier oben,
Liebste, Tag und Nacht verküssen,
allem Sittenwahn enthoben,
aller Vorsicht trocknen Schlüssen!
Komm, o komm durch alle Weiten!
Laß uns hier im Bergesgrunde
feiern unsrer Hohen Zeiten
unaussprechlich
süße
Stunde!
_____
Wenn ich deine weichen Wangen
leis in meine Hände nahm,
und voll zärtlichem Verlangen
Mund zu Mund zum Kusse kam;
wenn ich deine Schläfen rührte
durch der Haare duftig Netz,
o, wie war, was uns verführte,
beiden uns so
süß
Gesetz!
_____
Mit diesem langen Kuß
auf deine Lippen laß uns scheiden.
O warum muß
ich solcher Trennung Schmerzen leiden.
Und hätte jederstund
nur einzig dies Verlangen,
an Deinem
süßen
Mund
auf Ewigkeit zu hangen.
_____
Wo bist du,
süße
Blume meiner Tage?
Ich strecke müde, glückverlangende Hände
nach deinem holden Kelche aus?
Wo bist du -
daß ich das keusche, sammetweiche Haupt
dir küsse?
Wo bist du -
daß der Falter meiner Seele
an deiner Blüte Staub
sich neu vergolde?
Ich dürste, hungere nach deinem Duft!
Wo birgst du deine Schönheit?
Welcher Garten des Paradieses
umfriedet deine Pracht?
Wo bist du - bist du -
süße
Blume meiner Tage?
_____
-
Erich Mühsam (1878-1934)
Es ging von dir zu mir ein
süßes Wehn.
Aus deinen Augen floß ein gütiges Licht.
Von deinen Händen glänzte alles Schöne.
Nie hatte ich dich herrlicher gesehn,
so wunderbar, so fern. Nur Duft und Töne.
So ging ein Wehn. - Doch ach, du sahst mich nicht.
Mir war ums Herz so schwer, wie, wenn du weinst. -
Da sagtest du zu mir: Dich liebt' ich einst.
_____
-
Clara Müller-Jahnke (1860-1905)
O Tag der Sonnenwende,
vollblühende Rosenzeit,
du hast mir ins Herz geduftet
berauschende Seligkeit!
Das pocht und glüht und zittert
und bebt im Vollgenuß,
als ging er nie zu Ende,
der
süße, erste Kuß -
_____
-
Betty Paoli (1814-1894)
Es ist in diesem Weltgetriebe
Nichts
süß und heilig als die Liebe.
Der Schmerz nur wesenhaft und wahr.
Drum hab' ich, frei mit mir zu schalten,
Den beiden, göttlichen Gewalten
Mich hingegeben ganz und gar!
_____
An ***
Wie
süß du meiner Seele bist,
Ich weiß es nicht zu sagen!
Was still in meinem Innern sprießt,
Will nicht an's Licht sich wagen.
Vom Lenze, der in meiner Brust
Geweckt ein neues Leben,
Vermag ich, wollend und bewußt,
Den Schleier nicht zu heben.
Es sei! Wozu versucht ich auch
Ihn absichtsvoll zu lüften?
Du merkst den warmen Frühlingshauch
An seinen linden Düften.
In meinen feuchten Augen siehst
Du Licht des Morgens tagen -
Wie
süß du meiner Seele bist
Brauch' ich dir nicht zu sagen!
_____
-
Alfons Petzold
(1882-1923)
Es ist die Welt voll
Süße,
seit du ihr schenktest deinen Tritt,
es brachten deine Füße
den Traum der Himmel mit.
Wo immer du auch weilest,
glänzt in der Nacht ein heller Strahl,
und wessen Raum du teilest,
der sitzt bei Gott zu Mahl.
_____
O so Lipp' an Lippe hängen dürfen
eine lange schöne Ewigkeit,
aus des ander'n Atem
Süße schlürfen
für die Bitternis der argen Zeit.
Nichts mehr reden, sondern nur noch lauschen,
wie des ander'n Herzschlag schneller geht -
und in allen Gliedern dieses Rauschen,
das Gesang ist und zugleich Gebet.
_____
-
Ludwig Pfau (1821-1894)
Da kommen sie und fragen,
Warum ich froh allein?
Wie soll ich stehn und klagen,
Wie kann ich traurig sein?
Ich trage dich im Herzen,
So
süß, so mild, so klar -
Seitdem bin ich von Schmerzen
Erlöst auf immerdar.
_____
Mein Lieb! all ihre Grüße
Schickt dir die Frühlingsnacht:
Schlaf wohl! du Wundersüße,
Du
Süße!
Gehüllt in deine Pracht.
_____
-
August Graf von Platen
(1796-1835)
Doch die schöne Zeit ersehn ich stündlich,
Wo dein Blick in
süßen Traum mich wiegt,
Und dein Herz, so lang unüberwindlich,
Überwunden an das meine fliegt.
_____
Aber einmal kömmt die teure Stunde,
Einmal kömmt der goldne Tag vielleicht,
Welcher
süßen Balsam meiner Wunde,
Neues Leben meinem Herzen reicht.
_____
Ist es die Sorge, daß dein Herz mir schweiget,
Daß ich an Klippen deines Stolzes strande,
Der als der Liebe größter Feind sich zeiget?
Ist es die Göttlichkeit so
süßer Bande,
Da stets die Liebe, wie vor Gott, sich neiget
Mit heil'ger Furcht vor ihrem Gegenstande?
_____
-
Luise von Ploennies
(1803-1872)
Da sank ich leise weinend an des Geliebten Brust,
Es zog durch meine Seele so schaurig
süße Lust;
Die Nacht war kühl gesunken, und wob sich um den Rhein,
Und geisterhaft sah Luna mit ihren Sternen drein.
_____
In's Allerheiligste von meinem Herzen,
Hab' ich dein Bild gerettet vor der Welt;
Dort hab' ich es in wundersel'gen Schmerzen,
Umweht von
süßen Schauern, aufgestellt;
Dort brennen hell der Liebe ew'ge Kerzen,
D'ran jeder meiner Tage sich erhellt,
Und meiner Sehnsucht Thränen, klar und rein,
Erglänzen drauf statt Perl' und Edelstein.
_____
-
Robert Prutz (1816-1872)
Es giebt ein Glück, so über alle Grenzen,
Daß, während dankerfüllt die Lippen beten,
Die Augen doch von
süßer Lust noch glänzen.
Solch Glück, solch sel'ges, gabst du dem Poeten,
Und wie man Heil'ge schmückt mit bunten Kränzen,
So nimm auch du die Lieder vom Kometen!
_____
Du mit der schwanenweißen Brust,
Berauschend wie der Duft der Traube,
Du meine flammenheiße Lust
Und keusch und züchtig wie die Taube;
Aus deines Auges milden Sternen,
So lockend und so fromm dabei,
Wann werd' ich je zu Ende lernen
Der Liebe
süße Litanei?
_____
O wohl, das ist die Stunde,
Wo Lieb' an Lieb' sich schmiegt,
Indessen tief im Grunde
Die Welt in Schlummer liegt;
Nun schlafen alle Schmerzen
In treuen Armen ein,
Nun lernen junge Herzen,
Wie
süß es ist zu Zwei'n.
_____
-
Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Liebeslied
Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O
süßes Lied.
_____
-
Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
Wo einst wir
süßes Gelüsten
Liebend und hoffend versäumt,
Wo wir uns tausendmal küßten,
Rauschen die Bäume, verhärmt und verträumt,
Als ob sie Alles wüßten.
_____
Deine vogelfernen, wundergroßen
Kinderaugen, ach erkennen sie
Meiner Sehnsucht
süße Phantasie,
Jetzt ein Wind zu sein in deinen Hosen –?
_____
Ein Liebesnacht-Wörtchen
Ja – – ja! – – ja!! – – ja!!! – –
Du hast so
süße Höschen.
Nun sind wir allein. Und es ist Nacht.
Ach hätte ich dir doch ein Röschen
Mitgebracht.
_____
-
Anna Ritter (1865-1921)
Mein Blut ist heiß, dein Mund so
süß ...
O Gott, wie kannst du küssen!
Das hat die Sommernacht gethan,
Daß wir versinken müssen.
_____
Du und ich
Du und ich … und über uns Beiden die Nacht!
Neige die Stirn, damit ich dich küssend umfange.
Neige das Ohr – ich raune dir
Süßes hinein,
Wonne und Weh, so wie's mir emporblüht im Herzen. -
Du und ich … Es ward uns nichts Andres bescheert
Als dieses Glück, das wir der Sonne verbergen.
Sieh, schon senkt sich abwärts der einsame Pfad -
Selige Lust steht lächelnd im Thale des Todes.
_____
Ich glaub', lieber Schatz ...
Unter den blühenden Linden -
Weißt du's noch?
Wir konnten das Ende nicht finden,
Erst küßtest du mich,
Und dann küßte ich dich -
Ich glaub', lieber Schatz, es war Sünde,
Aber
süß, aber
süß war es doch!
Der Vater rief durch den Garten -
Weißt du's noch?
Wir schwiegen ... der Vater kann warten!
Erst küßtest du mich,
Und dann küßte ich dich:
Ich glaub', lieber Schatz, es war Sünde,
Aber
süß, aber
süß war es doch.
_____
-
Friedrich Rückert
(1788-1866)
Liebste! nein, ich habe mich
nicht gesehnt beim Abendschein,
Liebste! denn man sehnet sich
nach Abwesenden allein.
Und abwesend warst du nicht,
sondern nah in Liebesmacht;
weißt du's nicht! mein
süßes Licht,
bei mir warst du all die Nacht.
_____
Süßer ist als Tun, viel
süßer, Leiden;
darum, Liebste, muß ich dich beneiden:
Weil das Lamm du bist und ich der Hirte,
du darfst folgen und ich muß dich weiden;
Weil du bist die Au und ich dein Frühling;
ich dich schmück und du dich lässest kleiden;
_____
Was soll ich dir für Namen geben?
Mein trautes Herz! mein einz'ges Leben!
Mein Sonnenblick! mein Seelenstrahl!
Mein Hoffen, Sehnen und Verlangen!
Mein Wünschen, Glauben, Zweifeln, Bangen!
O meine
süße Liebesqual!
_____
-
Johann Gaudenz von
Salis-Seewis (1762-1834)
Ich saß im dunkeln Buchenhain
Bei ihr auf weichem Moos,
Im trüben blassen Mondenschein,
Gelehnt auf ihren Schoß.
Ich spielte mit dem blauen Band
An ihrer weißen Brust;
Und bebte, bei dem Druck der Hand,
Im Schauer
süßer Lust.
_____
-
Adolf Friedrich von
Schack (1815-1894)
Süß sind die Laute all, in denen
Die Liebe traute Zwiesprach hält.
Süß ist das Wort, das zwischen Thränen
Und Lächeln flüchtig ihr entfällt,
Und
süß der Schwur auch, der gleich Zweigen
Zwei Leben ineinander flicht;
Doch
süßer noch der Lippen Schweigen,
Wenn Seele nur mit Seele spricht.
_____
Wenn unter duftgen Blüthenzweigen
Wir ruhen, Haupt an Haupt gelehnt,
Wie
süß der Küsse Wechseltausch!
Welch Flüstern in der Liebe Rausch!
Wie spricht, so oft die Lippen schweigen,
Das Auge, das von Wonne thränt!
_____
-
Richard von Schaukal
(1873-1942)
O
süße Sehnsucht
O
süße Sehnsucht, holdes Leid,
im Herzen dein Flattern und Drängen!
Ich glätte darüber mein Alltagskleid,
die Flügel dir zu zwängen.
Da willst aus meinen Augen dich,
Gefangene, ergießen:
Geliebte, lächelnd laß sie mich
mit glänzenden Fenstern verschließen.
_____
-
Jegor von Sivers
(1823-1879)
Wie ist die Täuschung
süß, die Wahrheit bitter!
Es ist so
süß, den Weiberherzen trauen,
Es ist so schön, auf Lieb und Treue bauen,
Der Traum ist
süß, doch ein Erwachen bitter.
_____
-
Ilse von Stach
(1879-1941)
Deine Nähe
Wie die milde Sommernacht beglückt,
also lindert deine
süße Nähe,
lange schon gereiftes Leid und Wehe,
tröstet auch in Tränen und entzückt.
Meine Seele, die gebunden ist,
hebt sich auf dem Fittich sanfter Träume
lächelnd hoch in unbegrenzte Räume,
haltlos, wenn du gegenwärtig bist.
_____
-
Karl Stieler (1842-1885)
Wohl ist es
süß, wenn ohne Laut,
Wenn, glutverzehrt von Qual und Hoffen,
Ein Menschenaug' in deines schaut,
Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;
Doch weißt du nicht, wie
süß das ist:
In jener Liebe sich ergeben,
Die liebend ihrer selbst vergißt
Und wähnt, ein Wunder zu erleben!
_____
-
Francisca Stoecklin
(1894-1931)
Ich denk an dich. Ich denke an die Liebesstunden
Die wir im Waldesinnern
süß erlebten.
_____
Meine Träume sind voll deiner Zärtlichkeit.
Mein Blut singt
süß deine Unendlichkeit.
Weiße Seele
Unsterblich Geliebter.
_____
Dann sind wir sündenlos und weise.
Dann ist kein Raum und keine Zeit.
Dann schweben wir so
süß erfüllt und leise
In Gottes Urunendlichkeit.
_____
Deine schmalen Hände behüten mit inniger Sorgfalt
Die Reliquien unserer Liebe,
Zarte Gebilde
süßer Erinnerungen.
_____
-
Theodor Storm (1817-1888)
O
süßes Nichtstun
O
süßes Nichtstun, an der Liebsten Seite
Zu ruhen auf des Bergs besonnter Kuppe;
Bald abwärts zu des Städtchens Häusergruppe
Den Blick zu senden, bald in ferne Weite!
O
süßes Nichtstun, lieblich so gebannt
Zu atmen in den neubefreiten Düften;
Sich locken lassen von den Frühlingslüften,
Hinabzuziehn in das beglänzte Land;
Rückkehren dann aus aller Wunderferne
In deiner Augen heimatliche Sterne.
_____
Das Herz, das Herz hat nimmer Ruh,
Das fliegt zu dir durch Zeit und Raum,
Im Traum mein
süßes Leben du,
Im Leben du mein
süßer Traum!
_____
-
Viktor von Strauß und
Torney (1809-1899)
O Lieb' im Himmel,
Du warest wach!
Er ist mir erschienen,
Der seligste Tag!
O du wogender Busen,
An dem ich lag,
Du lieblicher Mund,
Der das
Süßeste sprach.
_____
Wangen an Wangen,
Brust an der Brust,
Süßtes Umfangen,
Fülle der Lust!
_____
-
Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
Ein einzig
süß vertraulich Wort,
Ein Kuß, den nimmer wir beschließen,
Soll unser beider Leben fort
Und fort bis hin zum Ende fließen;
Bis in das große Liebesmeer,
Das Ewigkeit die Menschen nennen,
Wir untergehn um nimmermehr
In Ewigkeiten uns zu trennen.
_____
-
Frank Wedekind
(1864-1918)
Und als ich mich sonnte in deinem Blick,
War Angst und Not verschwunden.
Da hab ich das irdische Liebesglück
Weit
süßer als je gefunden.
_____
Ach, sie strampelt mit den Füßen,
Ach, sie läßt es nicht geschehn,
Ach, noch kann ich ihren
süßen
Körper nur zur Hälfte sehn;
Um die Hüfte weht der Schleier,
Um den Schleier irrt mein Blick,
Immer wilder loht mein Feuer,
Ach, sie drängt mich scheu zurück!
_____
Ich hab dich lieb, kannst du es denn ermessen,
Verstehn das Wort, so traut und
süß?
Es schließet in sich eine Welt von Wonne,
Es birgt in sich ein ganzes Paradies.
_____
-
Ernst von Wildenbruch
(1845-1909)
Küsse mich - küß mich lang und
süß;
Aus der Ruh', die du gegeben,
Wecke wieder mich zum Leben,
Daß ich wachend, Stund' auf Stunde,
Leben trinke dir vom Munde,
Du mein Erdenparadies -
Küß mich lang - küß mich
süß!
_____
-
Eliza Wille (1809-1893)
Mir ist das Herz so sanft, so weit,
Wo ist nur Täuschung, Schmerz und Leid
Und Sorge dieser Welt geblieben? -
Es ist so
süß, so
süß zu lieben!
_____
-
Sidonie
Grünwald-Zerkowitz (1852-1907)
So lang', seit ich Dich nicht gesehen!
So lang', seit ich Dich nicht geküßt,
Daß ich indessen vergessen konnte,
Wie
süß Dein Kuß, wie
süß Du bist!
_____
-
Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)
Entzückend wie ein himmlischer Akkord,
Süß wie die eben aufgeblühte Blume,
So lebt zu Dir die Liebe fort und fort
In meines Herzens innerm Heiligthume.
_____
-
Stefan Zweig (1881-1942)
Allein, wir zwei. - In jedem unsrer Blicke
Ein
süßes, sehnendes Zusammenstreben,
Verhaltne Worte, die auf dieser Brücke
Mit goldnen Flügeln stumm hinüberschweben
Und unsre Seelen leise ineinander weben.
_____
-
Charlotte von Ahlefeld
(1781-1849)
Für Dich dem Tode still mich hinzugeben,
Dünkt
süßer mir, als ohne Dich zu leben.
Doch knüpfte auch, im innigsten Vereine,
Mein Schicksal liebevoll sich an das Deine,
So würd' ich dennoch gern von Daseyn scheiden,
Befreite Dich mein Tod von Schmerz und Leiden,
Und selbst in banger Qual beglückte mich
Des Zauberwortes Himmelsklang: Für Dich!
_____
-
Sophie Albrecht
(1757-1840)
An F*.
Von allem, was wir einst in
süßer Fülle hatten,
Von unbegränzter Liebe Glück,
Bleibt nichts, als der Ahnung Schatten,
Von goldner Zukunft mehr zurück.
Doch, ach! vielleicht, daß dieser Ahnung Palmen
Erst jenseits über Gräbern weh'n;
Hier sehn wir unsrer Liebe Erndtehalmen,
Dort werden wir die Früchte sehn.
Geschworen sei dir Liebe auch für jenes Leben,
Wo Treue ihre Strahlenkrone flicht;
Die Ewigkeit wird uns den Aufschluß geben,
Warum so manches Herz zu früh hier bricht.
_____
-
Rosa Maria Assing
(1783-1840)
Ich hab' viel von dir geträumet
So
süß einst, und ach auch so schwer!
Und deine Lieder, sie tönten
Noch lange so
süß um mich her.
_____
O Frühlingszeit!
Wie mahnst du an die vergangne Zeit!
Es hatte mit dir in tausend Wonnen
Mein
süßes Liebeleben begonnen;
Und still, in Erinnrung und Liebe versenkt,
Mein Herze des vorigen Frühlings gedenkt.
O Frühlingszeit!
O Liebeszeit!
_____
-
Susanne von Bandemer
(1751-1828)
Die Liebe kann der Liebe im Entbehren
Mehr
Süssigkeit, als Sinnenlust gewähren,
Denn das Entzücken, das sie giebt,
Bleibt von der Reue ungetrübt.
_____
Die niedre Erde schwand, vor unsern trunknen Blicken
Enthüllte sich ein Himmel mir;
Ein
süsses Vorgefühl von göttlichem Entzücken
Der Seligen fand ich bey dir.
_____
-
Aloys Blumauer
(1755-1798)
Immerdar mit leisem Weben
Schwebt dein
süßes Bild vor mir,
Und ein liebesehnend Beben
Zittert durch die Seele mir.
_____
Küsse sind der Liebe Bund:
Es ist
süß, wenn Mund an Mund
Sich mein Blick umnebelt;
Aber noch weit
süßer, wenn
Dein gespitztes Züngelchen
Mit dem meinen schnäbelt.
_____
Gern deckt' ich in Assembleen
Dir den Busen, als Linon,
Oder hing in
süßen Wehen
Dir am Hals en Medaillon:
Doch zu meiner Freuden Fülle,
Schönste, wünscht' ich mir allein
Unter deines Bettes Hülle
Eine Nacht - ein Floh zu sein.
_____
-
Friedrich Bouterwek
(1766-1828)
Ein Kuß von meinem Mädchen
Begeistert mich zum Guten;
Der Sittenlehre Ruthen,
Ach! die begeistern nicht.
Man lernt so leicht durch Lieben
Die schwersten Pflichten üben.
Man übt so gern im Stillen
Der Liebe
süße Pflicht.
_____
Es wuchs für mich ein Baum empor;
Er hieß der Baum der Liebe.
In seinem Schatten blühte mir
Ein Himmel
süßer Zuversicht
Und nahmenloser Freude.
_____
-
Louise Brachmann
(1777-1822)
Sagen, nein ich kann es nicht,
Was im Innern für Dich glühet,
Was mich magisch an Dich ziehet,
Sagen, nein ich kann es nicht!
Sähst Du nur nicht selbst die Glut,
Die mir auf den Wangen brennet,
Wenn Dein
süßer Mund mich nennet,
Wenn auf mir Dein Lächeln ruht;
_____
Schweige, Mund und redet, Augen!
Andre Sendung will ich nicht.
Nur so zarte Boten taugen,
Wo ein zart Geheimniß spricht.
Durch der Wimpern Schattenschleier
Dringen Blitze, bang, doch kühn,
Süßes, wunderbares Feuer,
Spiegelnd in der Wangen Glühn.
_____
-
Clemens Brentano
(1778-1842)
Und ich bitte: Jinni holde, milde
Sieh ich dürste, sehne mich nach dir
Sinnend blickst du durch der Nacht Gefilde
Wende deinen
süßen Blick nach mir.
Ach dann wendet Jinni voll Vertrauen
Ihres Lebens
liebesüßen Blick
Mir ins wonnetrunkne Aug' zu schauen
Aus des Tages stillem Grab zurück.
_____
-
Gottfried August Bürger
(1747-1794)
Du mein Heil, mein Leben, meine Seele!
Süßes Wesen, von des Himmels Macht
Darum, dünkt mir, nur hervorgebracht,
Daß dich Liebe ganz mir anvermähle!
_____
"O Lieber", so sprach sie, so sang sie zu mir,
"O
Süßer, was sollt' ich nicht lieben an dir?
Bist
süß mir an Leibes- und Liebesgestalt;
Doch teuer durchs Herz, das im Busen dir wallt." -
_____
Wer hat zur Fülle
süßer Lust
Gewölbt des Mädels weiße Brust?
Der liebe Gottt hat's auch gethan,
Der stolz die Schwäne kleiden kann;
Der hat zur Fülle
süßer Lust
Gewölbt des Mädels weiße Brust.
_____
-
Adelbert von Chamisso
(1781-1838)
Küssen ist ein
süßes Spiel,
Meinst du nicht, mein
süßes Leben?
Nimmer ward es noch zu viel,
Küssen ist ein
süßes Spiel.
Küsse, sonder Zahl und Ziel,
Geben, nehmen, wiedergeben,
Küssen ist ein
süßes Spiel,
Meinst du nicht, mein
süßes Leben?
_____
-
Helmina von Chézy
(1783-1856)
Ade, Ade! Mir ist so weh,
Daß ich dich missen mußt'!
Dein lichter Blick
Blieb mir zurück,
Ein Pfeil in tiefster Brust,
Bald
süß, bald weh – Ade, Ade!
_____
Himmel und Welle
Gestern war ich voller Schmerz,
Heut ist Alles
süß und helle:
Wie der Himmel, so die Welle,
Wie mein Liebling, so mein Herz!
_____
Ich bin so reich in Deinem Angedenken,
Daß ich mich nimmer kann ganz einsam nennen,
Nur wenn ich mich kann ganz hinein versenken,
Dann gibt's für mich kein banges Herzenstrennen;
Will mir die Welt die eitlen Freuden schenken,
Ich fliehe sie, und mag sie nimmer kennen,
Welt, Seele, Herz und Himmel sind vereint,
Wo mir Dein Bild, ein
süßer Stern, erscheint.
_____
Ach, ich trank einmal mit Beben,
Süß durchschauert von Entzücken
Aus des Auges Flammenblicken
Leben, Liebe, Lieb' und Leben.
_____
-
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)
Blaue Augen, blaue Augen!
Ach, wie gebt ihr
süße Peine!
Aus dem schönen Wald unzählig
Stimmen zielen, grüne Scheine,
Und ich lass' mich gern verführen,
Locken Schmerzen so von weiten.
_____
O sterndurchwebtes Düstern,
O heimlichstiller Grund,
O
süßes
Liebesflüstern,
So innig Mund an Mund!
_____
Wenn Zwei geschieden sind von Herz und
Munde,
Da zieh'n Gedanken über Berg' und Schlüfte
Wie Tauben säuselnd durch die blauen Lüfte,
Und tragen hin und wider
süße
Kunde.
_____
-
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Dich sah ich, und die milde Freude
Floß von dem
süßen
Blick auf mich;
Ganz war mein Herz an deiner Seite
Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
Umgab das liebliche Gesicht,
Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
Ich hofft es, ich verdient es nicht!
_____
Ist es möglich! Stern der Sterne,
Drück ich wieder dich ans Herz!
Ach, was ist die Nacht der Ferne
Für ein Abgrund, für ein Schmerz!
Ja, du bist es, meiner Freuden
Süßer, lieber Widerpart;
Eingedenk vergangner Leiden,
Schaudr ich vor der Gegenwart.
_____
Sprich! unter welchem
Himmelszeichen
Der Tag liegt,
Wo mein Herz, das doch mein eigen,
Nicht mehr wegfliegt?
Und, wenn es flöge, zum Erreichen
Mir ganz nah liegt? -
Auf dem Polster, dem
süßen, dem weichen,
Wo mein Herz an ihrem liegt.
_____
Süß, den sprossenden Klee mit weichlichen Füßen im Frühling
Und die Wolle des Lamms tasten mit zärtlicher Hand;
Süß, voll Blüten zu sehn die neulebendigen Zweige,
Dann das grünende Laub locken mit sehnendem Blick.
Aber
süßer, mit Blumen dem Busen der Schäferin schmeicheln;
Und dies vielfache Glück läßt mich entbehren der Mai.
_____
-
Friedrich Wilhelm Gotter (1746-1797)
Die Liebe
Ach, was ist die Liebe
Für ein
süßes Ding!
Sorgenlos, wie Kinder,
Führt sie uns durchs Leben.
Unser ganzes Leben
Flieht mit ihr geschwinder,
Als uns ohne Liebe
Sonst ein Tag verging!
Ach, was ist die Liebe
Für ein
süßes Ding!
Ach, was ist die Liebe
Für ein
süßes Ding!
Muth gibt sie zur Arbeit,
Hilft sie uns verrichten.
Eine Blumenkette
Werden unsre Pflichten,
Und am Thron der Liebe
Hängt der Kette Ring.
Ach, was ist die Liebe
Für ein
süßes Ding!
Ach, was ist die Liebe
Für ein
süßes Ding!
Unsre Seele hebet
Sich auf ihrem Flügel,
Unsre Seele schwebet,
Neu von ihr belebet,
Ueber Thal und Hügel,
Gleich dem Schmetterling.
Ach, was ist die Liebe
Für ein
süßes Ding!
_____
-
Johann Christian Günther
(1695-1723)
Von der Liebe
O Liebe,
Was vor innig-süße Triebe
Hegstu nicht in deiner Brust!
Würden doch nur die Verächter
Einmahl unsrer Wollust Wächter,
Schwör ich bey Amoenens Gunst,
Daß sie erstlich selbst nicht wüsten,
Ob der Himmel zeitlich sey,
Und darnach vor Scham und Reu
Nur vom Zusehn sterben müsten.
Das thäten sie,
Das thäten deine Triebe,
O Liebe!
_____
Wir spielen unverstört mit Redligkeit und Küßen,
Wir haben gleichen Sinn, wir wüntschen einerley,
Sind Sclaven
süßer Macht, und niemand lebt so frey;
Wir schwazen, daß uns auch die Worte mangeln müßen,
Wir schencken uns an uns und nähmen, könt es seyn,
Als Seelen wahrer Treu nur einen Cörper ein.
_____
-
Ludwig Christoph Heinrich
Hölty (1748-1776)
Du
süßes Bild, das mir mit Feurentzücken
Die Seele füllt,
Wann werd ich dich an meinen Busen drücken,
Du
süßes Bild?
_____
Wer die
Süße
Treuer Küße
Nicht gekostet hat,
Irret, wie verloren,
Auf dem Lebenspfad,
Ist noch ungebohren.
Wer die
Süße
Treuer Küße
Schon gekostet hat,
Tritt auf lauter Rosen,
Wo sein Fuß sich naht,
Blühen lauter Rosen.
_____
-
Theodor Körner
(1791-1813)
Süßes Liebchen, komm zu mir!
Tausend Küsse geb' ich dir.
Sieh mich hier zu deinen Füßen.
Mädchen, deiner Lippen Glut
Gibt mir Kraft und Lebensmut.
Laß dich küssen!
_____
-
Ludwig Gotthard
Kosegarten (1758-1818)
O Wonne, du Starke! O Liebe, du
Süße!
Mich brennen, mich schmelzen die brünstigen Küsse!
Wie beb' ich! Wie fühl' ich die schlagenden Wellen
Den seligkeitflutenden Busen mir schwellen!
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Jakob Michael Reinhold
Lenz (1751-1792)
Ach tus, durchbohr mein Herz, gewiß, dann wird mir besser,
In deinen Armen will ich dann vom Leben ruhn.
Ach welche
Süßigkeit! von Lieb und Wollust trunken
Schläft dann mein mattes Haupt von seiner Unruh ein,
Auf deinen
süßen Schoß verliebt herabgesunken,
Und küsset sterbend noch die Ursach seiner Pein.
Ja tus! von deiner Hand wie kann der Tod mich schröcken?
Es ist das größte Glück, das ich erhalten kann.
Ein Stoß, so ists geschehn: wie
süß wird er mir schmecken,
Ein kleiner Stoß, und dann geht erst mein Leben an.
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Sophie Mereau (1770-1806)
In welches Labyrinth bin ich verschlungen?
Hat eine traurige Nothwendigkeit
mir dieses Leben furchtbar aufgedrungen?
O, Liebe! löse du den bangen Streit!
Ja, ich empfand, als ich mit
süssem Beben
der Liebe Gluth aus deinen Blicken sog,
und heiliges, noch nie empfundnes Leben,
mit Götterkraft durch meine Seele flog.
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Novalis (Friedrich von
Hardenberg) (1772-1801)
Mein Wunsch
König möchte sein, wer wollte!
Was ging mir der König an;
Möchte sitzen tief im Golde,
Wer es listig sich gewann!
Wenn ich ruhig könnte lachen
In Luischens weichem Arm,
Ungestört von stolzen Hachen,
Unbetäubt vom Torenschwarm.
Nur zum
süßesten Entzücken
Von der Freude selbst gestimmt,
Und aus ihren Feuerblicken,
Süßen Tod zu ziehn bestimmt.
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Nein,
Süßers als die Liebe
Empfand kein Sterblicher,
Was hie bevor war trübe,
Wird durch sie lieblicher.
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Friedrich Schiller
(1759-1805)
Selig durch die Liebe
Götter - durch die Liebe
Menschen Göttern gleich!
Liebe macht den Himmel
Himmlischer - die Erde
Zu dem Himmelreich.
Liebe sonnt das Reich der Nacht,
Amors
süßer Zaubermacht
Ist der Orkus untertänig.
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August Wilhelm von
Schlegel (1767-1845)
Süß berauscht in Thränen
An des Lieben Brust mich lehnen,
Arm um Arm gestrickt,
Mund auf Mund gedrückt,
Das nur stillt mein Sehnen!
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Klamer Eberhard Karl
Schmidt (1746-1824)
Blick und Kuß
Wißt ihr was
Süßeres hienieden
Als Blick und Kuß von Adelheid?
Wenn mir das Glück die Ferse beut,
Dann spricht den Traurer nichts zufrieden,
Als Blick und Kuß von Adelheid;
Die lindern selbst das schwerste Leid.
Wißt ihr was
Süßeres hienieden,
Als Blick und Kuß von Adelheid?
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Christian Friedrich
Daniel Schubart (1739-1791)
Liebe mich, du wirst empfinden
Wie durch Zärtlichkeit und Treu',
Wenn zwei Seelen sich verbinden,
Himmlisch
süß die Liebe sei.
O da wird uns manche Stunde
Unter Kuß und Druck entfliehn,
Wenn wir Beide Mund auf Munde
Neues Feu'r zur Liebe ziehn.
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Ernst Schulze (1789-1817)
Ach,
süß ist's an dem Busen zu ruhn der erröthenden Liebe,
Süß, wenn das sehnende Herz heiß sich an's sehnende schließt,
Wenn im erschütternden Taumel der Lust lauttobend die Brust klopft,
Und in stillen Triumph schweigend die Seele versinkt.
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O wie
süß ist ein geraubter Kuß!
Wenn das Mädchen keusche Lieb' empfindet,
Und ihr Auge leise nur verkündet:
O wie
süß ist ein geraubter Kuß!
Glaube nicht, sie thu' es aus Verdruß,
Wenn sie dann sich deinem Arm entwindet;
Nein, zu
süß ist ein geraubter Kuß,
Wenn das Mädchen keusche Lieb' empfindet.
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Elise Sommer (1767-?)
Nie vergeß' ich jener schönen Stunde,
Wo du mir am bangen Busen lagst,
Und mit
süßem zauberischem Munde:
»Meines Herzens Freundinn!« sprachst;
Wo dein Herz an meinem Herzen ruh'te,
Wo dein Arm mich liebevoll umfieng;
Keine Ewigkeit tilgt die Minute! -
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Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750-1819)
O Wonne, sein Weibchen zu wiegen
In Armen der Liebe, zu liegen
Beim Weibchen in
süssem
Genuß!
Ich achte, mit neidenden Blicken
Und schmachtendem Geisterentzücken,
Umschweben die Engel den Kuß.
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Sieh mich an und lächle,
Süsse!
Gieb mir deine Hand, und küsse
Deinen Trauten! Roth und blaß
Wallet zärtliches Verlangen
Zitternd über meine Wangen
Und die Wimpern sind mir naß.
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Ludwig Tieck (1773-1853)
Süß ist's, mit Gedanken gehn,
Die uns zur Geliebten leiten,
Wo von blumenbewachsnen Höhn,
Sonnenstrahlen sich verbreiten.
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Hans Aßmann Freiherr von
Abschatz (1646-1699)
Mit was vor
Süßigkeit / o zarter Mund /
Beküß ich den Rubinen-Grund!
Mit was vor
Süßigkeit hör ich die Lippen sprechen /
Die voller Honig-Worte seyn!
Ach aber / schöpff ich ein Vergnügen ein /
So muß ich unterdeß des andern mich entbrechen.
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Ach!
Du fragst / was sagen will diß Ach!
Das ich bey deiner Ankunfft sprach?
Es sprach: Ach! seht die holden Wangen /
Seht die beliebte Fillis an;
Da kommt auff Rosen-voller Bahn
Mein Tod / mein
süsser Tod / gegangen.
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Anonyme Barockdichter
(aus der Neukirch-Sammlung)
Ich höre noch die holden Amber-worte /
So ich bekam von deiner purpur-pforte /
Ich schmecke noch den
süssen zucker-thau /
So ich genoß auf deiner lippen au.
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Himmel! was vor bittrigkeit
Heget doch die
süsse liebe!
Heute helle / morgen trübe
Ist ihr bestes ehren-kleid.
Himmel / was vor bittrigkeit
Heget doch die
süsse liebe!
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Sie schloß mich ganz gebunden
In ihre armen ein:
Ach daß der
süssen stunden
Noch solten tausend seyn.
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Süsse brunst vergnügter flammen /
Brand! der mich aus mir entzückt;
Bringet eure glut zusammen /
Biß es geist und seel erqvickt;
Last eur feuer in mich rinnen /
Ich vergönne freien lauff /
Meine glieder / geist und sinnen
Opffre ich zum altar auff /
Denn ich nunmehr frey bekenne /
Daß ich ganz vor liebe brenne.
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Will dein herze mich verlassen /
So will ich mit lust erblassen /
Und verschmachten in der brunst;
Deinen mund einmahl zu küssen /
Soll mir meinen tod
versüssen /
Sterb ich nur in deiner gunst.
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Simon Dach (1605-1659)
Du kanst dich tieff in unsre hertzen sencken,
Und nimst mit
süsser pein
Da, wo wir es am wenigsten gedencken,
Den platz der seelen ein;
Daß man liebet ohne ruh,
Süsse Venus, das machst du.
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Ach, man kennt dich an dem bogen,
Süsser Amor, deine tracht
Hat dich leichtlich kunt gemacht!
O, komm glückhafft eingezogen!
Komm, verübe deine pflicht,
Triff das hertz und fehle nicht.
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Paul Fleming (1609-1640)
O Schönste der schönen/
benimm mir diß sehnen.
Komm/ eile/ komm/ komme/
du
süße/ du fromme.
Ach Schwester/ ich sterbe/
Ich sterb'/ ich verderbe.
Komm komme/ komm/ eile/
komm/ tröste/ komm/ heile.
Benimm mir diß sehnen/
O schönste der schönen!
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Ich bin froh bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein treues Herze.
Nichts ist
süßers, als zwei Treue,
wenn sie eines worden sein.
Diß ists, das ich mich erfreue,
und sie giebt ihr ja auch drein.
Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein treues Herze.
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Der Zucker meiner Not, das Labsal meiner Pein
und was dem Kranken sonst pflegt recht gesund zu sein,
das Alles ist mir, Schatz, dein güldnes Angesichte.
O Sonne meiner Lust, schein' ewig so, wie itzt.
Du bist die
süße
Glut, die meinen Geist erhitzt,
von dir, Glanz, nehm' ich Schein, von dir, Licht, werd' ich lichte.
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Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)
Auff euren
hügeln / schöne brüste /
Hat eine werthe mildigkeit
Den süssen saamen aller lüste
Zu vollem wachsthum ausgestreut:
Hier ist die
süsse frucht der welt /
Die nach dem paradiese schmecket /
Darein der starcke leim verstecket /
Der alle welt zusammen hält.
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Ich küsse noch die stunde /
Da ich den ersten liebes-kuß /
Aus keuscher freundschafft überfluß /
Genoß aus deinem zucker-munde:
Das reine siegel / so von dir
Auff meine lippen ward gedrücket /
Hat auch die seele selbst aus mir
In
süsse bande hingerücket.
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Soll denn ein kuß / ein unbefleckter scherz /
Ein
süsser blick sünd und verbrechen heissen?
Soll ich denn selber mich mir nun entreissen?
Der himmel kennt der menschen sinn und herz.
Lieb ist des himmels kind / es wird ja unsre flammen /
Als dieberey und mord / der himmel nicht verdammen.
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Laß mich den ausbund deiner pracht /
Der sammt und rosen nichtig macht /
Mit meiner schlechten haut bedecken;
Und wenn du deine lenden rührst /
Und deinen schooß gen himmel führst /
Sich zucker-süsse lust erwecken.
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Ernst Christoph Homburg
(1607-1681)
Was die Liebe?
Ein Fewer/ sonder Fewr/ ein lebendiger Todt/
Ein Zorn/ doch ohne Gall/ ein angenehme Noht/
Ein Klagen ausser Angst/ ein uberwundner Sieg/
Ein unbehertzter Muht/ ein Frewden-voller Krieg;
Ein Feder-leichtes Joch/ ein nimmerkranckes Leid/
Ein zweiffel-haffter Trost/ und
süsse Bitterkeit/
Ein unvergiffter Gifft/ und kluge Narrethey/
Ja kürtzlich: Lieben ist nur blosse Phantasey.
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O Rosen-Lippelein/ daran die meinen kleben!
Ach Purpur-Mündelein/ so lieblich ausgeschmückt!
O Geist/ der meinen Geist mir aus dem Leibe rückt/
Durch dieses
süsse Thun benimmet gantz das Leben!
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Christian Friedrich
Hunold (Menantes) (1681-1721)
Schönster Engel laß dich küssen/
Küsse mich mein Anderich!
Brich die
süsse Lust-Narcissen/
Liebe mich/ ich liebe dich.
Laß uns doch vertraulich schertzen
In den Paradieß der Hertzen.
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Zacharias Lund
(1608-1667)
Du bist/ O
süsser Kuß/ der Außtrag meiner Flammen/
Du ziehest meine Wündsch als ein Magnet zusammen:
Ein köstliches Ungvent/ ein Pflaster den ich seh/
Und heilet eusserlich das innerliche Weh.
Ich bleibe mannigmahl durch eigenes Verlangen
In deiner
Süssigkeit/ eh' als ich weis/ behangen:
Wie wann im Leime sich der Vogel selbst erhengt:
Wie wann im Wasser offt der Korb die Fische sengt.
Der liebliche Geruch/ und
süsser Schmack der Zungen
Hat offt im Schlaffe sich heimlich ins Hertz geschwungen
Biß daß ers außgelockt/ und gar mit Strick umbringt:
Wie wann der Speck die Mauß in eine Falle bringt.
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Heinrich Mühlpfort
(1639-1681)
Mein auserwählter Schatz / der du mich hast entzündet
Durch deiner Augen Pracht /
Nun kommt die
süsse Nacht /
So beyder Herz und Seel' in reiner Treu verbindet /
Und unsrer Liebe Licht und Schein
Heist nunmehr unauslöschlich seyn.
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Mische doch den Liebestranck /
Durch der Küsse
Süssigkeiten /
Ewig soll mein Mund auf Danck /
Seine Lippen zubereiten /
Flösse mir die Arztney-Flüsse
Ein durch Geisterreiche Küsse.
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Benjamin Neukirch
(1665-1729)
Auff ihren mund
Sylvia / dein
süsser mund
Machet / wenn verdruß und plagen
Tausend andre niederschlagen /
Mein verwundtes herz gesund.
Ja / daß ich nicht ganz verbrenne /
Daß ich mich nicht elend nenne /
Thut / wenn ich es nur bekenne /
Sylvia / dein
süsser mund.
Sylvia / dein
süsser kuß
Kan mir mehr erqvickung geben /
Als die ulmen jungen reben /
Und Egypten Nilus fluß;
Muß ich gleich zuweilen borgen /
So vertreibt doch alle morgen
Meinen gram und meine sorgen /
Sylvia / dein
süsser kuß.
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Erdmann Neumeister
(1671-1756)
Auff einen kuß
Ein kuß! ein kuß! ein kuß!
Ach ich bin ganz entzückt /
Da mich doch nur ein einziger erquickt /
Ein kuß / das ist ein kuß.
Ach soll ich noch mehr sagen /
So muß ich noch einmahl die
süssen lippen fragen /
Wovor man wohl solch labsal halten muß?
Doch / Iris / stimme mir mit hundert küssen bey /
Ich sage so / daß küssen in der liebe
Die quintessence sey.
_____
Nichts ist
süsser als das lieben /
Lieben ist ein himmelreich;
Menschen / die das wesen üben /
Sind dadurch den göttern gleich.
Ja zwey recht vertraute herzen
Sind zwey engel auff der welt /
Weil ihr angenehmes scherzen
GOtt und menschen wohlgefällt.
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Martin Opitz (1597-1639)
Jetzt blicken durch des Himmels Saal
Die güldnen Sternen allzumal /
Ich bin ohn' Hoffnung gantz allein /
Ich wach' / vnd andre schlaffen ein.
Du / Jungfraw / liegest in der Rhu /
Vnd hast die stoltzen Augen zu;
Du bläsest durch den rothen Mundt
Das
süsse Gifft so mich verwundt.
Du denckest nicht an meine Noth /
Noch an den
süssen Liebesgott /
Der mein betrübt Gemüt' hat bracht
In deine Hand vnd grosse Macht.
_____
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Johann Rist (1607-1667)
Ach weh der bösen Stundt/ da ich von
dir gesogen
Das
süsse liebe Gifft/ dadurch so schweres Leidt
In mir gebohren ward/ und nunmehr ist bereit/
Ach Amor hett ich doch dein güldne Pfeil geflohen/
_____
Sie ist mir ein kühle Lufft/
Wenn mein Hertz vor ängsten pufft
Sie ist mir ein
süsser Tranck/
Wann ich binn vor Liebe kranck.
_____
Ach! Ich brenn' im
süssen Leiden
Ich vergeh' in Liebes-Pein/
Deine Schönheit die zu meiden
Muß mein tunkles Grabmahl seyn
Ich verschmacht'/ ich schwind'/ ich schwitz
Als ein Gräßlein in der Hitz.
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David Schirmer
(1623-1687)
Ihr Lippen/ die ihr Blut der Purpur schnecke traget/
und den Corallen-glantz mit eurer Zierde schlaget
wer hat euch so verliebt den Rosen eingeetzt/
und ein so
süsses Meth auff euern Mund gesetzt?
_____
Amaranthe/ meinen Kuß
satzt ich dir auf deine Wangen/
da du drauf zum Uberfluß
bliebest unbeweglich hangen/
biß der
süsse Zimmet-Thau
nach der Lippen Purpur rante/
und ich auf der gantzen Au/
nichts als deine Rosen kante.
_____
Als ich im grünen saß/ hat mir Labelle geben
Den
süssen Liebes-Kuß/ der
süsser/ als mein Leben/
Und
süsser Nectar war. Die Liebe nam mich ein
Das mein entfärbter Mund must ohne Rede sein.
_____
Sie giebt mir tausend Lieblichkeiten
Aus jhrer
süssen Augen-Glut.
Sie machet es auf allen Seiten
Nach einer keuschen Liebe gut.
Wir lieben heimlich in der Stille
Ich und die schöne Purpurille.
_____
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Jacob Schwieger (um
1630-1664)
An Adelmuht über seinen Traum
Das war ja
Süßigkeit daß Ich o schönste Zihr
krigt einen
süssen Kuß zu Nacht im Traum von dihr.
So
süß' er mihr vor war/ so bitter ist er nun
weil ich gantz nichts gekrigt. Was sol ich aber thun?
Ich muß zu friden sein/ und denkken daß ein Kuß
macht weder reich noch arm/ nur daß er bringt verdruß.
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Kaspar Stieler
(1632-1707)
Wohl ist es
süß, wenn ohne Laut,
Wenn, glutverzehrt von Qual und Hoffen,
Ein Menschenaug' in deines schaut,
Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;
Doch weißt du nicht, wie
süß das ist:
In jener Liebe sich ergeben,
Die liebend ihrer selbst vergißt
Und wähnt, ein Wunder zu erleben!
_____
Wer will/ kan ein gekröntes Buch
von schwarzen Krieges-zeilen schreiben:
Ich will auff Venus Angesuch
ihr
süsses Liebes-handwerk treiben:
Ich brenne. Wer nicht brennen kan/
fang' ein berühmter Wesen an.
_____
Barbillchen/ die Zukker-dokke
Du
süßbeliebtes Honig-kind/
Barbillchen/ Labnüß meiner Seelen/
der Indiens
süsse Zukker-hölen
an Anmuht nicht zugleichen sind.
Ich wil es/ daß es alle wissen/
warum ich dich so offt muß küssen.
Der Zukker-trozz/ der Nektar-Wein/
der in den göldnen Demant-schaalen
springt bey der Götter Feyermahlen
macht/ daß sie ewig trunken sein/
weil deß Geschmakks/ des Zukker-süssen
sie nimmer mögen satt geniessen.
Dein unverglichner Labsal-Mund
ist solch' ein Nektar meinem Herzen/
für meiner Liebe Wermuht-Schmerzen.
Was auß Hymettens bunten Grund'
am Morgen die bemühte Biene
äzzt ab/ ist deiner Jugend grüne.
Süß ist der göldnen Haare Band/
süß deiner Stirne rund umfangen/
süß die Zinober-rote Wangen/
süß deiner Augen heller Brand.
Dem Lippen-tau/ dem Zukker-reichen
muß
süsser Alakant auch weichen.
Dein Atem
süsser/ denn Kaneel/
süß deines Halses schmale Länge/
süß deiner Brüste Perl-gepränge/
süß ihr' Inwohnerinn/ die Seel.
Süß deine Rede/
süß dein Lachen/
dein Schlaffen/
süsser/ ach! dein wachen.
Süß deine Kleider/
süß dein Rokk
das Fuppchen drein ist
süß darneben/
du weist/ was du mir drauß gegeben.
Barbillchen/
süsse Zukker-dokk'
Ich schmekke dünkt mich/ noch die Gaben/
die auch die Todten können laben.
Das
süsseste/ so an dir ist/
muß ich/ ungerne zwar/ verschweigen/
doch kan es über alles steigen/
was je die Sterblichen
versüßt.
Die
Süsse/ so es von sich giebet
macht Leib und Geist zugleich verliebet.
Man sagt wol/ daß was
süssers nicht
sey/ als der sanffte Schlaaff zufinden?
das kan ich leicht daher entgründen:
als neulich uns verschwandt das Licht/
war mir das wachen also
süsse/
daß ich den Schlaaff drum fahren liesse.
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Gottlieb Stolle (Leander
aus Schlesien) (1673-1744)
Wer kan der
süßen macht der liebe widerstehn?
Es muß der strenge Mars in ihren banden gehn.
Was ist wol in der welt, das ihr nicht dienen müsse?
Lufft, erd' und himmel liebt. So weit die sonne sticht,
Legt ihr ein ieder mensch das herze vor die füße;
Nur Amarillis nicht.
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Mein! warum wehret sich Lisette,
Wenn man ihr öffentlich ein küßgen geben will?
Die antwort ist nicht schwer: Weil sie das
süße spiel
Viel lieber im verborgnen hätte.
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Georg Rudolf Weckherlin
(1584-1653)
Einig
süßes mündelein
Röhter dan ein röselein
So Phaebus durch sein ansehen
Macht aufgehen:
Lefzen übertreffend weit
Den taw so die erden nötzet,
Und mit fruchtbarkeit ergötzet
In der
süßen Frülings zeit.
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Durch küß von
süssem nectar feucht
Das hertz und sehl von frewden leicht
Solt Ihr Euch nemen und mitthailen:
Ihr solt durch tief-wundende küß,
Ihr solt durch
süß-hailende büß
Euch verwunden und wider hailen.
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Zwo liebende geliebte sehlen,
Die ihre küß einander stehlen
Geniessend der lieb
süssen trew,
Die könden sich ja nicht bekräncken,
Vil weniger des tods gedencken,
Als aller forcht und sorgen frey.
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