Liebeslyrik der Gegenwart

 


 

Web zarte Fäden aus Licht ...

Liebesgedichte von Annette Gonserowski
 



Wind


Der Wind
kam vom Süden,
trug Wärme
und Worte,
verfing sich
in den Windrädern
am Hang.
Sie tanzten mit ihm
im erwachenden Licht.

Ich las
in ihren wortreichen
Schatten.
Nur ein Windrad
stand still,
verbarg dieses Wort,
das mir so fehlte:
Liebe.


_____
 

 

Zeit


Die Zeit flieht -
dieses Mal
nur in Gedanken
die Kerze
im Dom angezündet,
Dich gestreift
beim Betrachten
des Bildes,
dieses Mal
gelächelt,
als die Nähe
spürbar wurde -
diese unüberbrückbare Nähe,
seit es Dich gibt.


_____



OK


Der Verstand,
hat es befunden:
alles ist gut,
wie es ist.
Doch das Herz
ist wund
vom vergeblichen Herzschlag
Dich zu vermissen,
während die Seele floh
aus diesem Körper
zu ihrer Heimat,
zu ihrem Ziel,
hin zu Dir.


_____

 


Der Wind


Dem Wind vertrauen,
der die geflüsterten Worte trägt,
seit ewigen Zeiten,
der auch uns umweht,
unseren Worten lauscht,
der von uns geht
und wir sehnen.


_____



DU


Und Du,
der mir Abgrund bist
und Ziel,
in den ich falle
und schwebe
am Ende.


_____



Jasminduft


Mit geschlossenen Augen
atme ich
den Duft des Jasmins,
der mir die Unschuld bringt,
den Zauber,
das Lichte,
die Unendlichkeit
unseres ersten Tages.


_____



Sirene


Sieh,
heut trägt das Meer
mein Augenblau,
die Wellen
mein kräuselndes Haar,
der weite Himmel
meine Sehnsucht.

Heut
sitz ich auf dem Felsen
am Meer
und sing
mit der Sprache des Windes
von Dir.


_____



Fruchtbar


Einst vergrub ich
die Liebe
tief in den südlichen Boden
und wandte den Schritt.

Doch der Boden war fruchtbar,
sie wurzelte tief
und trieb helle Sprossen
ins Licht.


_____



Kiesel


Ich sammelte Kiesel
am Meeressaum,
gischtumspülte
steinerne Herzen
in der weißen Farbe
der Unschuld,
stapelte sie
und gedachte Dein,
legte sie mir auf mein Herz.


_____



Nacht


Einmal
nicht umkommen
in der Sehnsucht,
einmal die Nacht
aushalten
und ihre Stille,
das Dunkel,
in dem Du bist.
Einmal
die Nacht
ertragen.


_____



Innehalten


Das Leben mag
vorübergehen,
schneller
als der Tag sich neigt,
Deines oder meines.

Doch Du
bliebst stehen,
als mein Herzschlag
zu Dir klang,
und lauschtest.


_____



Worte


Web zarte Worte
an denen wir uns hangeln
aus dem Dunkel,
mit denen wir uns umschlingen,
an denen wir zueinander schweben,
mit denen wir uns berühren,
mit denen wir leben.


_____



Träume


Schenke mir Träume
in der Dämmerung,
damit Tagesbilder verblassen
und die Sehnsucht schweigt.
Schenke mir
Deine Träume,
damit mein Herz
ruhiger schlägt,
weil ich in ihnen bin.


_____



Traum


Ich schenk Dir
meinen Traum,
weil du in diesem bist.

Du bist der Traum,
Du bist mein Ein,
Du bist mein Alles,
Du bist die Nacht,
Du bist der Morgen,
bist
Nähe,
Ferne,
Sehnen,
Liebe,
Glück
und Traurigkeit,
bist Wenn
und Aber
und Dennoch,
bist
Antrieb,
Bremse,
Motor,
Feder,
machst federleicht,
machst schwebend,
machst bodenlos
und schwer.

Ich schenk Dir diesen Traum,
weil er mir alles ist,
und er ist ich
und er ist Du -
nun ist er Dein -
ich bin traumlos
im Erwachen -
Du bist fern,
ich bin allein.


_____



Zweisamkeit


Die kleine enge Welt
in der wir lieben
in der der ganze Kosmos ist
in einer Farbe,
sanftgetönt,
mit Grenzen,
watteweich gepolstert
und mittendarin
wir.

Außenherum die Welt
voll Leben,
Farben,
bunt und wild,
voll Treiben, Lärm
und allen Dingen,
unvermißt,
wie verloren wären wir
darin.


_____



Für Dich


Ich schenke Dir
diese Zeilen,
in denen Du bist
und mein Herzklopfen.
Lausch -
wie sie klingen -
Silbe
um Silbe
voll Sehnsucht.


_____



Lächeln


Manchmal wünsch ich mir,
ich wär in Deinem Traum,
nachts,
hinter Deinen Lidern,
der ungesteuert ist
und ungeweht,
dass Du zärtlich bist
noch im Erwachen und lächelst.


_____



Nenn mir ein Wort


Habe die Sprache
vergessen,
in der wir die Worte
fanden,
füreinander,
die voller Sanftheit
waren,
und Zärtlichkeit.

Nenn mir
ein Wort,
Geliebter,
auf dass die Erinnerung
zurückkehrt
in unsere Herzen
und die Worte
auf unsere Lippen.


_____



Zarte Bindung


Web
zarte Fäden
aus Licht,
die uns hinüberleiten
in diese andere Welt,
wo Gedanken wachsen,
mit süßen Dattelfrüchten
und wir uns berühren,
leicht,
mit den Palmwedeln im Wind.

Web
zarte Fäden
aus Licht,
damit wir die Stunde erhaschen,
die jenseits ist
von den Schatten,
die sich von dieser
und jener Seite
über uns legen.


_____



Lieb mich nicht


Du sagtest
lieb mich nicht,
ich lieb Dich nicht -
sagtest
lieb mich
oder verlaß mich.
Als ich Dich
verlassen wollte,
war ich noch nicht
angekommen,
als ich Dich
lieben wollte,
warst Du gegangen.
So ging auch ich,
Dir zu begegnen.


_____



Flüchtige Liebe


Als ich Dich traf,
Geliebter,
strahlte ich
blauäugig
in Deine Augen,
die grüner waren,
als jede Hoffnung.
Die Zeit
legte sich sanft
auf das Strahlen,
nahm unsere Worte mit
in die Flüchtigkeit.
Nur die Sehnsucht blieb,
vergeblich,
wie der Duft des Weißdorns
unter dem Junimond.


_____



Frühling


Beim Schwarzdorn
Schließe ich die Augen,
atme den Duft
des vergangenen Frühlings,
atme die Worte,
die mir galten,
Atme den Wind,
der sie forttrug.


_____



Sonne


Einmal Sonne sein,
einmal Wärme sein,
einmal Strahlen senden,
einmal Licht in Deinem Leben sein,
einmal Dich berühren,
einmal bei Dir sein
einmal willkommen sein.


_____



Frühling


Dieser Frühling!
Ach, wärst Du hier,
in diesem Frühling
und gingst Du neben mir!
Was wäre das Lärchengrün
gegen das Deiner Augen,
was wäre der Blütenduft
gegen den Deinen,
was wäre das Lied der Lerche
gegen den Klang Deiner Stimme?
Was ist dieser Frühling -
ohne Dich ...


_____



Clown


Heut spiele ich Clown,
male mir einen lachenden Mund
und lustige Fältchen
um tränende Augen.
Heut tanz ich,
den Arm voller Kastanienkerzen,
damit sie mir leuchten
durch meine Traurigkeit.
Heut bitt
Ich die Amsel
zu singen
von meiner Liebe.


_____



Liebe


Ich hab Dich lieb.
Du magst es nicht,
magst nicht *die* "großen Worte".
Ich liebe Dich.
Es ist in mir.
Es ist nicht kleinzukriegen.


_____



Heute
möchte ich ausruhen
von meiner Sehnsucht,
Atem holen
in ihr Schweigen,
lauschen
dem Herzschlag,
wie er ruhiger wird,
aushalten
Dein Bild,
mit geschlossenen Augen.


_____



Bewahren


Bewahren
den Augenblick,
in dem die Liebe erwacht,
das Staunen,
das Zarte,
den Zauber,
das Klopfen des Herzens.
Bewahren
den Augenblick,
in dem noch kein Hoffen ist,
kein Sehnen
und keine Traurigkeit.


_____
 


Umhüllen


Ich
füge Wort an Wort
im wortleeren Raum,
umhülle Schutzloses
mit schillernden Silben.

Liebe,
die vergeblich liebt,
gekettet
an den unerbittlichen Herzschlag.

Dich
will ich schützen.


_____



Sehnsucht


Die Sehnsucht,
die am Morgen
den geschäftigen Stunden wich,
die laut waren,
ihr keinen Raum ließen,
kehrte zurück
mit den Abendwolken
und mit ihr die Stille,
die den Herzschlag
hörbar machte
und die Gedanken,
die leise flüsterten
von Dir.


_____



Wien - U-Bahn-Station


Inmitten des lauten Treibens
lauschte ich
dem Fremden,
lauschte den Worten,
lauschte der Sprache,
die Musik in den Ohren war.
Ich schwieg.
Nur mein Herz
klopfte lauter,
bei dem Gedanken
an Dich.


_____



Mit Dir


Meine Gedanken -
zu viele
für meine Sprache,
meine Emotionen-
zu groß
für mein Herz,
es klopft laut
in meiner Brust -
Mit Dir
möchte ich
schweigen.


_____



Was


Was,
wenn das Herz
zu voll ist,
es sich dehnt,
bis die Wände
dünn werden,
durchscheinend,
gläsern,
bis es am Herzschlag
zerbricht.


_____



Traumfänger - Feder


Die Feder,
die schwebend
meine Nächte teilte
in Stunden des Wachens
und Stunden des Schlafes,
in der sich die Träume verfingen,
die sanft, voller Sehnsucht waren,
schenkte ich dem Wind,
der mich liebkoste
und weiterzog.


_____



Sehnsucht


Würde meine Seele
Flügel tragen
und mich heben
aus der Sehnsucht,
wären meine Gedanken
weiche Federn,
wie eines jungen Vogels Flaum,
der zaghaft noch
dem Wind vertraut.
Ach, wärst Du der Wind,
der zu mir weht.


_____



Te quiero


Als die Wellen
die Sehnsucht
nicht stillen konnten,
schwemmten sie mich
mit den Muscheln
ans Land,
schenkten mir
in jeder
ein Wort
der Liebe...


_____



Flamenca


Schau,
die rote Nelke
an meiner Brust.
Heut tanz ich Flamenco,
lös die verschränkten Hände
von meiner Brust,
lasse mich treiben
von peitschenden Rhythmen,
stampfe mit wirbelnden Füßen
meine Sehnsucht auf glattes Parkett,
dass die Stimme des Sängers
dunkel sich färbt,
und er singt
von Liebe und Tod,
dass die Saiten der Gitarre
zerspringen,
und die Castagnetten
einsetzen
in meinen Tanz.
Ich tanz
meine Liebe
und Trauer,
dass die Nelke
nah meinem Herzen verbrennt
in meiner Glut.


_____



Liebe


Würde ich
die Liebe beschreiben,
als buntes Bild,
würde ich schreiben
von einem schwarzen Strich
auf weißem Papier,
dünn
in der Mitte des Blattes,
stärker werdend,
sich öffnend
zum Herzen hin.
Vom Feuerwerk,
sprühend und bunt,
das den Himmel berührt
und von der Asche,
die zum Boden sinkt,
würde schreiben
von der Glut,
die bleibt,
und dem schwarzen Strich
aus der Asche,
dünn
in der Mitte des Blattes...

Ach, würde ich
über die Liebe schreiben.


_____



Fels in der Brandung

Fels bist Du
der mich hält
auf meinem Weg
ins Uferlose,
der die Brandung bricht,
den ich umtose,
den ich umträume
der mir Sprache gibt,
der Frage ist,
der Antwort ist,
in meinem Schweigen.


_____



Schneeweiße Rose


Schneeweiße Rose,
Gebliebte, Du.
Meine Sehnsucht
im Tautropfen
auf Deinem Blatt,
in dem der Morgen erwacht.
Meine Liebe
verströmend im Duft
Deiner geöffneten Blüte.
Meine Hoffnung
in Deinem welkenden Blatt
am Boden,
und wieder die Sehnsucht
im Tautropfen
auf Deinem Blatt
bei beginnender Nacht.


_____



Übergang


Dieser Übergang
Vom Schwarz, zum Grau, zum Weiß,
von jung zu alt,
von gestern, zu heute, zu morgen,
von der Liebe zur Sehnsucht.


_____



Nicht ferner


Nicht ferner
bist Du,
im Traum
oder im Wachen,
nicht näher.

Bist Welle,
bist Land,
bist Feder,
die aus dem Himmel
schwebend
im Sand sich verfing,
durch die der Wind streicht,
mit der ich schreibe
in flüchtiger Düne
von meiner Liebe.


_____



Das Licht auf dem Meer


Schau,
das Licht auf dem Meer!
Nicht zerfleddert
die Segel,
nicht gebrochen,
der Mast,
nicht zerschellt
an den Felsen
im Sturm.
Unter den eilenden Wolken,
unter dem leuchtenden Halbrund des Mondes,
die rote Lampe backbords gesetzt,
gleiten wir
von Welle zur Welle
auf dem Gefühlsmeer.


_____



Eins


Die Federn
unter dem leeren Nest,
das Klagelied der Amsel,
mein Herzschlag
in Deinem Schweigen
sind eins.
So trink ich
die Einsamkeit,
schmecke die Bitternis
in meinem Mund.


_____



Luftige Träume


Auf Luftballons
schrieb ich
die Träume,
vertraute sie an
dem flüchtigen Wind,
damit sie leicht
von mir gingen
und ich frei wurde
unter dem bunten Horizont.


_____



Neues Bild


Du hast ein Grübchen
auf den Wangen,
hast einen Kratzebart
und auf dem Kopf nur wenig Haar,
die Nase und das Lächeln
Deiner vollen Lippen
sind mir so vertraut.
Die Augen schauen anders heut,
ich les in ihnen,
was Du vor der Welt verbirgst,
was wir einander teilten
vor fast hundert Jahren,
als ich Dich liebte.


_____



Worte


Ich habe nur diese Worte
um meine Gefühle zu kleiden
mit schützender Haut:
Liebe,
Trauer,
Sehnsucht,
Hoffnung.

Meine Worte -
schutzlose Hülle
des Windeis,
durch die das Herz
sichtbar schlägt,
mit all seiner Liebe,
in die Vergeblichkeit.


_____



Freund


Fremdes
Unbekanntes,
Ungerufenes
Du


Ersehntes,
Erkanntes
Gleiches
Du

Unausgesprochenes
Vergangenes
Vermißtes
Du.


_____

 


(c) Annette Gonserowski
E-Mail: annette-gonserowski@Goki-Verlag.de
Homepage: www.gonserowski.de
http://annettegonserowski.blogspot.com/



 

 

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