Liebeslyrik der Gegenwart

 




Wenn du bei mir liegst ...


Liebesgedichte von Volker Knapp-Diederichs


 

Sonnenlicht


Wenn zwei ihrer Herzen
Blüte öffnen, in der Liebe
Sonnenlicht, wird eine Galaxie
geboren: Spielball in Händen
von dionysischen Engeln.

Wenn zwei in Blicken sich
erkennen, in der Liebe
Farbenrausch, malt der
Äther neu die Welt, auf der
Leinwand Flammenzungen.

Wenn zwei ihres Blutes
Rauschen erlauschen, singt
der Wind Hymnen, selig im
Herzschlag der pochenden Erde.

Wenn mein Herz in der Sonne
glitzert, dann schau, meine Liebe,
Bebe im Netz, in jenem Tau,
in dem noch keine Tränen sind.

Wenn dir mein Herz im Winde
flüstert, dann lache laut, meine
Liebe, lache und schenke dein
Lachen der ganzen Welt.

_____




Lichtspiralen


Sitze schwer im grauen Garten
im Herbst. Dann du. Von oben,
wie die Sonne. Licht um dich,
flugs erwache ich aus den

Nebeln meines Traums. Schön,
jung und charmant, das bist du,
silbern glänzt ein Faden, auf
scheinend aus Innersten. Sofort

hat mein Herz dich erkannt.
Dankt dem Leben für diesen
Blitz. Kenne dich, den Faden,
das Licht. Bevor ich ein erstes

Mal in deine Augen blicke,
weiß ich, das sie längst verschlungen
sind, die Fäden, Lichtspiralen
zwischen unseren Herzen.

_____





Licht I


Du hast nur meine Hand berührt
Da spürte ich, du bist es, ja, und
stille Lieder sirrten die Sterne.

Die Blüte meiner Seele,
würdig und still, im Dunkel,
zitterte leise, lächelte

Jetzt kreißender Stern, gewinne
ich mich im Staunen. Leicht nur
zuckte mein Herzlicht, verwundert
richtet es sich heute auf und strahlt.

_____




Buchtipp


Wenn zwei das Buch
ihres Herzens öffnen,
und den Geliebten
darin lesen lassen,

Wenn zwei das Buch
ihres Herzens offen
halten, sich beide
daraus vorlesen,

Dann finden sie:
sich selbst,
den Geliebten,
die ganze Welt.

_____





Sprache


Wenn wir uns treffen,
in der Brandung der
tosenden Stadt -

Wenn wir uns treffen,
im herzerhellenden
Augenblick -

Wenn wir uns treffen,
in Umarmung versinken
und in der ganzen Welt -

Dann.
Dann wird Stille sein.
Und Frieden. Und Licht.
Und Sternenglanz.

Dann.
Dann werden sie flüstern,
die Herzen. In ihrer
neuen Sprache. Alt
wie das Universum.

_____




Seit wir uns lieben


Seit wir uns lieben
leuchtet ein stilles Lächeln
aus meinem Herzen,
reckt sich, riesiger Leucht
Turm in den Himmel.
Der blinkt, nicht nur
freudianisch, sondern weg
weisend: aus den Stürmen
in den Hafen.

_____





Die ganze Wahrheit


Wünschte, alle Rosen dieser
Welt auf deine Wege zu streuen,
wo immer sie dich hinführen.

Wünschte, alle Liebeslieder dieser
Welt in einem Lied dir zu singen,
laut wie Donner und still wie Schnee.

Wünschte, dir mit einem Blick
die ganze Wahrheit zu erzählen,
die Wahrheit der Liebe Adams
zur Frau. So bin ich. Nur.
In dir: So wunschlos, Adam.

_____





All die Himmel


Jede Nacht mit dir: ein historisches
Ereignis größter Tragweite, einzig
artige Sternstunde der Menschheits
geschichten. Dabei ist mir unbegreiflich,

dass nicht die ganze Welt jubelt und
die Abendnachrichten davon an
vorzüglicher Stelle berichten. Erst
suchte mein Kopf rastlos nach dem

Etikett, das es nutzen könnte.
Jetzt ist Schweigen. So lasse ich
die Süße in jeder Zelle singen,
zeichne Himmel mit der Nasenspitze,
all die Himmel, und mein Herz erkennt.

_____





Schlaflied


Wenn du bei mir liegst
und ich bei dir, berühren
wir uns und das ganze
Sein. In der Gischt

des Liebestanzes finden
wir uns, kindernackt in Blicken,
seligtief im Muschelgrund:
Wenn du bei mir liegst

und ich bei dir, bewegt meine
Atemlosigkeit dein Haar, zufällig
zwischen zwei Blicken, die sich

erkennen ohne Furcht vor
Eden. Dann, meine Liebe,
haben wir Frieden gefunden.

Darum liege ich bei dir. Darum
schlafe ich bei dir. Wieder und
wieder. Und wieder. Und wieder.

_____





Mondtango


Das Herz ist ein Kind.
Äugt riesig von hier, mit
offenem Mund: da, da,
das Tier, zauberhaft,
klettert's im alten Baum.

Das Herz ist ein Maler.
Malt mit Fingern und Zehen,
tanzt wach und still den
Tango des Lebens
im warmen Sonnenlicht.

Das Herz ist ein Tanzpaar.
Wenn die Sonne untergeht,
jauchzen Seelenlichter
am Feuer, mondbeschattet
vom alten Baum, tanzen und
lachen, spielen Spiele der Liebe.

Und das Herz ist der Mond
hinter dem Baum. Kann die
Seele, die nur ins Feuer
starrt, das Licht erkennen?

Wird das Feuer blass, und
Augen suchen die Himmel,
ist er da, der Augenblick, der
Mond, der Tanz, der Mondtango.

_____




Sehnsucht


Heute Nacht.
Heute Nacht
erkannte ich sie,
die Stimme
meiner Sehnsucht.
Heute Nacht.

Heute Nacht
war sie kein
süßes Lied.
Kein Summen.
Kein Sonett.
Keine Symphonie.

Heute Nacht,
in der brachialen Weite
der Savanne,
brüllte der Löwe.

_____







(c) Volker Knapp-Diederichs

http://eintagsliebe-liebesgedichte.blogspot.com/

 


 

zurück

zurück zur Startseite