Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

LI. (51)

Wer von dem Freund den Reiz des Flaums im Auge hat,
Von dem ist es gewiß, daß er Geduld im Vorrath hat.

Wie eine Feder hab' ich mich nah hingelegt zum Flaum,
Und bleib', bis mit dem Schwerdt er mich getrennet hat.

Wie Mücken zu dem Licht', so kömmt zu dem Genuß,
Wer stets ein neues Haupt für deinen Degen hat.

Zu deinem Handkuß kommt nur jener, der den Kopf
Der Pfortenschwelle gleich, stets an der Thüre hat.

Der Nebenbuhler schoß in meine Brust den Pfeil,
Weil meine Brust dein Pfeil nicht werth geachtet hat.

Mich eckelt längstens schon vor der Enthaltsamkeit,
Bring Wein! weil vom Geruch mein Hirn Erfrischung hat.

Nützt dir zu Andrem nichts der Wein, ist's nicht genug,
Daß er von dem Verstand dich heut entmündigt hat?

Wer sonst Enthaltsamkeit nie überschritt, ist nun
Der Erste, der zur Schenk' den Weg gefunden hat.

Hafisens Herz will sich ergießen jetzt in Staub
Wie eine Tulpe, die das Maal im Innern hat.


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