Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

LXX. (70)

Die Seele schmolz für das Geschäft des Herzens,
Nichts ist daraus geworden,
Verbrennt bin ich in diesem rohen Wunsche,
Es ist mir nichts geworden.

Um's baare Geld die Gegenwart zu suchen,
O wehe! mir o wehe!
Gieng ich als Bettler zu dem Hochgeehrten,
Es ist mir nichts geworden.

Ich will einst bei der Nacht, so sprach der Liebling,
Des Kreises Führer werden,
Ich harrte sein; doch ist er nicht der Führer
Von meinem Kreis geworden.

Er gab die Botschaft mir, ich will in's künft'ge
Nur mit dem Trunknen sitzen,
Im Rausch verlor ich meinen guten Namen,
Er ist mir nicht geworden.

Wohl billig ist's, daß meine Herzenstaube
Mit Wunsch umher sich treibet,
Sie sah auf ihrem Weg das Netz der Locken,
Und ihr ist's nicht geworden.

Der Wunsch, daß ich einst den Rubin der Lippen
Im Rausche küssen möchte,
Hat viel des Bluts auf's arme Herz gegoßen,
Er ist mir nicht geworden.

Beginne deinen Weg nicht ohne Führer
In das Gebieth der Liebe,
Denn viel hab' ich mich drinn allein bemüht,
Es ist mir nicht geworden.

Es sann Hafis auf tausend neue Ränke
In seinen Herzgedanken,
Der Hoffnung, seinen Liebling zu bezähmen,
Er ist nicht zahm geworden.



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