Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

XCIV. (94)

Ist's denn wahr, daß man
Will nach allem Silber greifen,
Um auf böser That
Fromme zu ergreifen? 1

Meine Meinung ist,
Alle Freunde sollen
Nichts als ihres Freund's
Krauses Haar ergreifen.

Wenn das Unglück stürmt,
Werden fest sich halten,
Alle, die das Haar
Ihres Freund's ergreifen.

Wenn der Rab' sich nicht
Schämt zu geh'n auf Rosen,
Mag die Nachtigall
Kühn den Dorn ergreifen.

Rühme deinem Freund
Nicht des Armen Stärke,
Denn Ein Mann genügt
Vesten zu ergreifen.

Diese Türken, Herr!
Was sind das für Schöne,
Welche ihren Raub
Mit den Brau'n ergreifen.

Schön ist Tanz beim Sang
Und beim Ton der Laute,
Wenn man eine schöne
Hand dabey kann greifen.

Keine Huld, Hafis,
Hat man für die Armen,
Trachte einen Saum,
Wie du kannst, zu greifen.

1 Ist's wahr, meint Hafis, daß man eine genaue Untersuchung von dem Thun und Lassen der Zellenbewohner anstellen will, und daß dabey alle ihre verborgenen Lieblingsneigungen, Wein trinken, Knabenliebe u.s.w. den Augen der Welt preisgegeben werden sollen?


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