Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

XCVII. (97)

Ich weiß, daß Niemand meinem Freund
An Treu und Anmuth gleich kommt,
Und daß hierinn der Wiederspruch
Am wenigstens dir zukommt.

Ich schwör' es bei dem alten Bund,
Daß Keiner der Vertrauten,
Dem Freund an wahrer Dankbarkeit
Und an Geradheit gleich kommt.

Wiewohl sich mit Liebkosungen
Die Liebeshändler brüsten,
So weiß ich doch, daß meinem Freund
An Anmuth Keiner gleich kommt.

Viel tausend Münzen bringet man
Zu Markt, sie zu verkaufen,
Wiewohl nicht eine an Gehalt
Dem Kern des Freundes gleich kommt.

Mein Herz, betrüb' dich nicht zu sehr,
Ob bittern Spott der Neider,
Weil meinem hoffenden Gemüth
Daraus nichts Uebels zukommt.

Ich mahlte tausend Bilder aus,
Mit kunstgewandtem Pinsel,
Wiewohl kein einziges davon
Dem Bild des Freundes gleich kommt.

O weh! o weh! es zieht davon
Des Lebens Karawane,
So daß ihr Staub nicht bis in's Land
Von meinen Wünschen hinkommt.

Du lebe mit den Leuten so,
Daß wenn du Erbe wärest,
Doch Keinem, der vorübergeht,
Von dir ein Stäubchen zukommt.

Verbrennet ist Hafisens Herz,
Ich fürchte, daß die Sage
Davon nicht einstens bis zum Ohr
Des großen Schahes hinkommt.


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