Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

C. (100)

Wer deinen Hauch im Wehn
Des Ostwinds hört,
Hat vom vertrauten Freund
Ein Wort gehört.

Für's dankerfüllte Herz
Geziemt sich's nicht,
Daß es von seinem Freund
Was Hartes hört.

Schau auf den Bettler her,
O Schönheits Schah!
Ich hab' der Sagen viel 1
Hievon gehört.

Wir trinken nicht erst heut
Zum Lautenton,
Die Welt hat lange schon
Dies angehört.

Wir trinken nicht erst heut
Im Ordenskleid,
Der Wirth hat hundertmal
Hievon gehört.

Sieh die Geheimniße
Des Frommen, ey!
Wie hat denselben denn
Der Wirth gehört!

Kehr' ich beraubt zurück,
Was ist es denn!
Wer hat im Rosenbeet
Von Treu' gehört!

O Herr! wo ist ein Freund,
Daß ihm mein Herz
Vertrau', was es geseh'n,
Was es gehört.

Ich würze meinen Geist
Mit Moschuswein,
Vom Ordenskleid hab' ich
Nie Trug gehört.

Des Weisen Rath ist gut,
Und reines Gold;
Wohl dem, der folgsam ihn
Und wirklich hört.

Mein Herz spricht mit dem West
Des Abends stets;
Des Morgens hört der Ost
Mein Herzgespräch.

Zu fleh'n ist eine Pflicht,
Hafis sorg' nicht,
Darum ob sie's gehört,
Ob nicht gehört.

1 Eine Anspielung auf den im Persischen wohlbekannten Roman, Schah u Reda, der Schah und der Bettler, den mehrere Dichter behandelt haben.


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