Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

CXIV. (114)

Das Glück giebt mir vom Wind
Des Freund's das Zeichen nicht,
Das Schicksal spendet mir,
Des Haar's Geheimniß nicht.

Ich bin aus Sehnsucht todt,
Zum Schleier führt kein Weg,
Und führt ein Weg, so giebt
Man mir das Zeichen nicht.

Ich gab für einen Kuß
Des Munds die Seele hin,
Die Seele nimmt er nicht,
Den Kuß, den giebt er nicht.

Der Wind durchwühlt sein Haar,
O niederträcht'ges Loos!
Es giebt mir nicht die Kraft,
Dem Winde gleich zu weh'n.

Wie sehr ich auch den Rand
In Zirkelform umgeh',
So giebt mir doch das Loos
Den Punkt zum Durchgang nicht. 1

Der Dank wird endlich doch
Geärntet durch Geduld,
Die Zeit, die noth ist, nicht.

Ich sprach: ich geh' in's Bett,
Den Freund im Schlaf zu seh'n,
Allein Hafisens Ach!
Und Weh! giebt Ruhe nicht.

1 Ich umkreise die Peripherie um einen Eingang in des Freundes Gunst zu finden, allein mein Loos zeigt mir auch nicht einen Punkt, wo ich durchbrechen könnte.


zurück