Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

CXX. (120)

Brenne mein Herz, es wird der Brand
Dir vieles Unheil sparen,
Bitten von einer halben Nacht,
Entfernen hundert Uebel.

Wenn du die Schönen tadeln willst,
So thu's mit süßen Worten,
Augengekos't derselben kann
Wohl hundertmal dich strafen.

Wer sich dem Dienst des Glases weiht,
Worin die Welt sich spiegelt,
Hebet den Schleier sicher auf,
Der die Welten trennet. 1

Siehe, der Arzt der Liebe ist
Ein Heiland süßen Odems,
Wenn er dich aber krank nicht sieht,
Wen soll er dann wohl heilen.

Traue dem Herrn in deinem Thun,
Und sey dann frohen Herzens,
Wenn sich auch keiner dein erbarmt,
So wird sich Gott erbarmen.

Ueber das umgestürzte Glück
Bin ich mit Rechten traurig,
Aber vielleicht gedenkt man mein,
In dem Morgensegen.

Wehe! Hafis ist verbrannt, es kam
Kein Duft aus Freundes Locken,
Aber vielleicht verweis't der Ost
Mich zu diesem Glücke.

1 Aalem mulk und Aalem melkut, die Welt der Körper und Geister, des Sinnenrausches und der reinen Betrachtung. Das Glas, worin sich die Welt spiegelt, ist hier nicht das Weinglas, sondern das Herz des Geliebten. Wer sich seinem Dienste weiht, dem wird sich die Welt der Geister enthüllen.


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