Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

CXXIV. (124)

Ey, ey! was in der Schenke heut,
Des Morgens für ein Lärmen war,
Wo Schenke, Liebchen, Fackel, Licht
Im heftigsten Tumulte war.

Und wo (wiewohl Erklärungen
Die Lieb'geschichte nicht bedarf)
Die Flöte und die Trommel doch
Im lautesten Getöse war.

Wer blos aus Lieb' zu Streit und Zank
In diesem Kreis von Narren gieng,
Wohl weit entfernet von dem Streit
Der Schulen und der Kanzeln war.

Mein Herz war für Liebkosungen
Des Schenken voll von Dankbarkeit,
Wiewohl ich auf des Glückes Gunst
Nicht allzugut zu sprechen war.

Ich schloß aus dem Vergangenen,
Daß dieses böse Gaukleraug'
Wie einst Samir dem Zauberer
Voll böser Zauberstücke war.

Ich sprach zum Liebchen: weis mir an,
Auf deine Lippen einen Kuß,
Sie lächelte und sprach: hast du
Gehört, daß dies je Sitte war?

Es leuchtet mir ein Glücksgestirn,
Weil gestern zwischen dem Gesicht
Von meinem Freunde und dem Mond
Ein Gegensatz im Werke war.

O wehe! wie der Freundinn Mund,
Der einzig nur Hafisen heilt,
Zur Zeit der Gnaden, und der Huld
So wunder eng und lieblich war.


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