Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

CXL. (140)

Ey Wunder! was der Liebe Sänger
Für Melodieen hat,
Indem ein jedes der Gesänge
Verschiedne Weisen hat.

Es sey der Weise wohl erfahren;
Im Liebesjammerton,
Indem derselbe eigne Reize,
Und eignen Zauber hat.

Es thut zwar nichts der Weinverkaufer
Mit Gold, und mit Gewalt,
Doch gut ist's, daß er einen Herren
Voll Huld und Milde hat.

O halte du mein Herz in Ehren,
Weil diese Zuckerameis,
Seit daß sie dein verlanget, Flügel
Von Edens Vogel hat.

Es ist wahrhaftig nicht zuwider
Dem Recht, der Billigkeit,
Wenn seines Nachbars, sey's ein Bettler,
Ein Kaiser Sorge hat.

Ich habe meine blut'gen Thränen
Den Aerzten vorgezeigt,
Sie sagten: dies ist Liebesfieber,
Das Brandkur nöthig hat.

O lerne nicht von Augenwimpern
Die Ungerechtigkeit,
Denn jedes Ding wird in der Liebe
Belohnet und bestraft.

Mein Christenabgott aus der Schenke
Sprach dieses Wort zu mir,
Trink die Gesundheit jenes Mannes,
Der frohe Mienen hat.

O Fürst, Hafis sitzt in der Erde,
Und betet Fatiha 1
Er weiß, daß er von deiner Zunge
Den Lohn zu hoffen hat.

1 Fatiha, die erste Sure des Korans.


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