Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

CXLIII. (143)

Gestern begab sich Hafis in die Schenke,
Ohne Besinnung verlangt er das Glas.
Träumend erblickt er die Göttin der Jugend. 1
Siehe, da ward er als Greis noch verliebt.

Schnell gieng ein diebisches Knäblein vorüber,
Dieses verlangte Hafis ganz allein;
Gluthen der Rosen verbrennen Bülbüle,
Funken des Lichts sind des Schmetterlings Tod.

Jegliche Thräne verkehrt sich in Perlen;
Dank sey's! mein Klagen war doch nicht umsonst.
Gestern hat endlich der Rasende, welcher
Becher zerschlagen, sich nüchtern getränkt.

Zauberisch scheint die Narziße des Schenken,
Zauberei schleicht sich in unseren Kreis.
Fürsten besuchen Hafisens Gemächer,
Während die Seele bei'm Liebling verweilt.

1 Eigentlich die Schönheit, das schöne Gesicht der Jugend, er träumte, er sey wieder jung geworden.


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