Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

CXLVIII. (148)

Immer sehnt sich mein Herz nach deinen Lippen,
Was gewinnt es wohl von deinen Lippen?

Immer reichet mir dar der Schenk' des Herzens
Den Sorbet der Begier, den Wein des Wunsches.

Sieh die Schwärze des Haars an meiner Freundinn,
Ist beständig im Netz des Grams verstricket.

Um zu fangen ein Herz, hat sie gar schelmisch
Ein violenes Netz gespannt auf Rosen.

Dahin ist's mit mir, dahin gekommen.
Daß es zu fragen mir ziemt, wie sie sich nenne,

Wie gewönne von ihr wohl das Vertrauen,
Wer mit Groß und mit Klein sich immer abgiebt.

Frohen Herzens und Muth sey jener, dem es
Mit dem Liebenden stets zu seyn erlaubt ist.

Schön, Hafis, ist die Zeit in der Gesellschaft,
Wo man gänzlich gestimmt zur Freud' und Lust ist.


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