Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ta

IX. (9)

Gut ist was auf dem Pfad des Gemüths vor Betrachtenden herzieht,
Auf geradem Weg' hat sich noch keiner verirrt.

Wunderlich ist das Spiel, wir wollen den Bauer nur ziehen,
Denn auf diesem Feld zieht der Betrunk'ne nicht Schah.

Kennt ihr das hohe Gewölb mit vielen seltnen Gemälden?
Noch hat auf der Welt keiner das Räthsel gelößt.

Freilich begreifet mich nicht der außen frömmelnde Klausner;
Ihm verarge ich nichts, was er auch über mich sagt.

Was für Ergebung o Herr, und Dulden vergleicht sich mit meinem?
Sieh mir blutet das Herz, und es entflieht mir kein Ach!

Unser Wesir fehlt wider den Styl, und die Formen des Diwans 1
Denn die Formel durch Gott fehlet auf seinem Ferman.

Komme wer will, und Jeglicher sprech' nach seinem Belieben
Freundlich und liebreich sind Pförtner und Hüter des Thors.

Steht es nicht recht, so ist an meinem Wuchse der Fehler;
Denn es ist dein Kleid Keinem der Andern zu kurz.

In die Schenke geht ein Ihr Reinen von Herzen und Geiste,
Prahler und Gleisner gehört nicht auf der Trunkenen Weg.

Dienen will ich dem Herrn der mir beständig gewogen,
Nicht wie der Klausner und Scheih, bald mir gewogen, bald nicht.

Ehrenstellen verschmäht Hafis aus höherem Sinne:
Gold und Ehre reizt liebende Herzen nicht viel.

1 Hisbet lillah eine Formel, die dem Wir durch Gottes Gnaden entspricht, und oben auf die Briefe oder Kanzleybefehle gesetzt wird. Unser Wesir hat die Formel vergessen, seine Befehle sind ungültig; d.i. mein Geliebter handelt nicht nach Recht und Billigkeit.

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