Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Sa

VIII. (8)

Nach den Lippen bleibt mein Wunsch
Unerfüllt noch immer,
Harrend deinem Glasrubin
Trink' ich Gram noch immer.

An dem Tag des Looses stahl
Mir dein Haar den Glauben,
Ach! ich harre auf das End
Dieser List noch immer.

Schenke gib den Hefen mir
Dieses Feuerwassers.
Denn in der gekochten Kreis
Bin ich roh noch immer. 1

Ich verglich dein Haar bei Nacht
Einstens mit dem Moschus
Jedes Haar sticht mich dafür
Wie ein Schwert noch immer.

Eines Tags entfiel dem Freund
Ungefähr mein Name,
Seht mein Name haucht seitdem
Seelenduft noch immer.

Deinen Schimmer sah bei mir
Eines Tags die Sonne,
Seitdem geht dem Schatten gleich
Von der Thür sie nimmer.

Vom Rubin der Lippen trank
Ich am Tag' des Looses,
Von dem Hefen dieses Trunks
Taumle ich noch immer.

Gieb die Seele, sprachst du mir
Daß du ruhig seyest,
Sieh' ich gab sie ab dem Schmerz
Ruhe fehlt noch immer.

Seit Hafisens Feder schrieb
Vom Rubin der Lippen,
Träuft des ewgen Lebensquell
Aus der Feder immer.

1 In dem Kreise der Verliebten welche durch Liebesfeuer gar gekocht worden, bin ich noch immer roh; ich habe der Leiden, welche die Liebe mit sich bringt, noch nicht genug erfahren.


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