Aus: Der Buchstabe Dhad 
         
        I. (1) 
         
        Der Reiz der Schönheit deines Gesichts ergriff 
        Die ganze Welt der Länge und Breite nach. 
        Des Himmels Sonne ist beschämt 1 
        Von dem Gesichte des Erdenmondes. 
         
        Es ist mir nichts als billig, daß Jedermann 
        Hienieden deine Schönheit betheuere, 
        Und deines Angesichtes Anschaun 
        Ist selbst von Engeln für Pflicht zu halten. 
         
        Die Sonn' im vierten Himmel entlehnt 
        Dem Glanze deiner Wangen den Strahlenkreis, 
        Sie ist bedeckt mit Schulden gleich der 
        Siebenten Erde zurückgeblieben. 
         
        Der Geist der dir nicht opfert und huldig't 
        Wird ohne Leben bleiben für immerhin. 
        Zerstreuet seyen Körper die sich 
        Dir nicht zum Sklaven geweihet haben. 
         
        Es ist für dich nur eitles Bemüh'n Hafis 
        Wenn du den Staub der Erde zu küssen wähnst, 
        Denn die Geschichte deiner Sehnsucht 
        Sagen die Winde von allen Seiten. 
         
        1 Die Sonne ist ganz beschämt wie
        die Erde in der niedersten Athmosphäre zurückgeblieben,
        mit Schulden bedeckt, weil sie Anforderungen, welche
        deine Schönheit an sie macht, nicht bezahlen kann. Nach
        der orientalischen Sphärologie giebt es neun
        Sternenhimmel und sieben Erden, wovon die unsrige die
        siebente oder unterste ist. Diese neun Himmel und sieben
        Erden sind nicht zu vermischen mit den acht Paradiesen
        und sieben Höllen der orientalischen Religionslehre. 
        
         
         
         
         
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