Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Thy

I. (1)

Seit um meines Freundes Wangen
Runde Zeilen sind geschrieben,
Ist der Mond am Himmel selber
Aus dem Irrthum nicht gekommen. 1

Aus Begierde nach den Lippen
Die des Lebensquell besingen,
Fließt aus meinen Augen immer
Wasser wie des Eufrats Fluthen.

Bald geb' ich das Herz, die Seele,
Hin wie Staub aus heißer Sehnsucht,
Bald lösch ich der Liebe Gluthen
Aus in meiner Augen Wasser.

Wenn der Schah in seine Dienste
Mich als Sklaven nehmen wollte,
Gerne gäb' ich ihm ein Zeugniß
Von dem Segen seines Dienstes.

O Hafi's des Lebenswasser
Schämet sich vor deinen Rosen, 2
Keiner hat aus Liebessehnsucht
Solche Lieder noch gesungen.

1 Seit der Flaum um meines Freundes Mund ein Kreis bildet, ist der Mond am Himmel selber im Irrthum. Er weiß nicht, ob dies ein Mondhof sey oder nicht.

2 Deine Wangen sind feuriger, haben mehr belebende Kraft als des Lebenswassers.



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