Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Kiaf

III. (3)

Tausende Feinde mögen mir den Untergang drohen,
Bist nur du mein Freund, fürcht' ich der Feinde nicht.

Mich erhält beim Leben, Hoffnung deines Genußes,
Hunderfachen Tod fürcht' ich von deiner Flucht.

Bringt der Wind von Hauch zu Hauche deinen Geruch nicht,
So zerspring' ich wie Rosen von Zeit zu Zeit.

Läßt dein Bild wohl Schlaf in meine Augen? Beyleibe!
Bin ich fern von dir ruhig? Bewahre Gott!

Besser ist ein Schlag von dir als Pflaster von Andern,
Und ich zieh' dein Gift Anderer Theriak vor.

Mord mit deinem Schwerdte ist mir ewiges Leben,
Meine Seel' ist gut dir sie zu opfern, 1

Lenk' nicht ab den Zügel, schlage mich mit dem Schwerdte,
Denn ich zieh' die Hand nimmer vom Bügel ab.

Wo sah' je das Auge eine Schönheit, wie du bist,
Jeder schaut nach Maß seines Vermögens dich.

Damals wird Hafis von allem Volke geehret,
Wenn er sein Gesicht wälzet in deinem Staub.

1 Dieser Vers ist ein arabischer und heißt:
Bedharbi seifek katli hajatna ebeden
Lien ruhi kad tabe in jekun fedak.
In der Terminologie der arabischen Grammatik ist Katli das Mubteda und Hajatna das Chaber, die mit einander völlig übereinstimmen sollten; hier steht aber Mein Mord mit deinem Schwerdte ist unser Leben, was freilich weder in der arabischen noch irgend einer andern Grammatik sprachrichtig ist. Sudi verwirft daher auch diesen Vers, den er nicht in dem Diwan, sondern nur in den Kommentaren fand, und wenn, sagt er: der Vers wirklich Hafisen angehören sollte, so möge ihm Gott diese Sünde wieder die arabische Grammatik verzeihen.


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