Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Lam

I. (1)

Wenn ich so glücklich bin
Zu deinem Dorf zu kommen, 1
So wird der Hochgenuß
Auf sichern Gründen ruhen.

Von Doppelhyacinth 2
Ward mir Geduld geraubet,
Und die Ergebung nahm
Die doppelte Narzisse.

Da deiner Liebe Stein
Des Herzens Formen glättet,
So ist es spiegelrein
Von allem Unglücksroste.

Ich ausgezehrter Mann
Erlange neues Leben
Im Augenblicke, wo
Mich deine Wimpern morden.

Was that ich denn vor dir
O Herz! O meine Seele!
Daß schlichte Huldigung
Von dir nicht anerkannt wird.

Der mittellose Mann
Entblößt des Gold's und Silbers,
Vermag bei deiner Thür
Nicht aus und ein zu gehen.

Wohin? was soll ich thun?
Und was soll ich beginnen?
Der Gram der Zeit hat mich
In Traurigkeit versenket.

Dein Schmerz fand's nirgends so
Wie in dem Herzen wüste,
Deßwegen hat er sich
Ins enge Herz genistet.

Begnüge dich Hafis
Mit Liebesgram und schweige,
Entdeck' Verständigen
Nicht deine stille Liebe.

1 Aus dem persischen Koi stammt das deutsche Gau und das türkische Koi, wovon Jenes altdeutsch ist, und dieses im Türkischen ein Dorf heißt.

2 Die doppelten Hyacinthen sind die Locken, und die doppelten Narzißen die Augen.



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