Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ta

XIV. (14)

Seit deine Locke in die Hand
Des Ostwinds ist gefallen,
Ist mein zerstörtes Herz aus Gram
Durch dich entzwey gefallen.

Ein Meisterstück der schwarzen Kunst
Sind deine Zauberaugen,
Doch bleibt es wahr, es ist darinn,
Ein Fehler vorgefallen.

Was sind die schwarzen Pflästerchen
Im Wirbel deiner Locken?
Es ist nichts als ein Doppelpunkt
Der in ein C gefallen. 1

Was ist das Moschusfarbe Haar
Beim Rosenbeet der Wangen?
Es ist des Paradieses Pfau
Der auf die Flur gefallen.

O Seelentrauter aus Begier
Nach deinem Wohlgeruche,
Ist selbst mein Herz im Staub des Wegs
Zum Fuß des Osts gefallen.

Selbst jene Frommen, die zuvor
Nichts als die Kaaba kannten,
Sind mit dem Lobe deines Munds
Zur Thür hereingefallen.

Mein Leib vermag nicht wie der Staub
Vom Boden aufzustehen,
Weil er von deiner Gnadenhöh'
So schwer herabgefallen.

Dein Schatten ist o Wundermann!
Für den erstorbnen Körper,
Der Glanz vom Lebensäther, so
Auf morsch Gebein gefallen.

Du stimmest überein o Gram
Mit dem gefallnen Herzen,
Hafisen sey von Ewigkeit
Schon dieses Loos gefallen.

1 Vielleicht wäre es besser gewesen, dieses Buchstabenspiel gar nicht zu übersetzen; indeß steht es hier der Treue willen. Im Originale steht der Buchstabe Dschim, dem das C am nächsten entspricht. Nun gehören in das C nicht zwey Punkte, sie haben sich darum verirrt wie die Schminkpflästerchen in das Haar des Geliebten.

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