Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Lam

VII. (7)

Beim Zauber deines Auges
Mein holdes Spiel!
Beim Nicken deines Flaumes
Mein Glücksgestirn!

Bei deinem Mundrubin
Mein Lebensborn!
Bei deinem Schmelz und Duft
Mein Schönheitslenz!

Beim Staube deines Wegs
Mein Hoffnungszelt!
Bei deiner Füße Staub,
Dem Wasser weicht.

Bei deinem holden Gang,
Wie Rebhuhns Schritt,
Bei deinem Schmeichleraug,
Gasellen gleich.

Bei deinem Wohlgeruch
Beim Morgenduft,
Bei deiner Locken Wehn
Beim Ostwinds-Hauch.

Bei dem Rubin, mir statt
Des Zauberrings,
Beim Edelstein, er dir
Die Rede schmückt.

Beim Wangenglanz, wovon
Die Rose glüht.
Beim Stirneplan, dem Feld
Der Fantasie.

Ich schwöre dir! bist du
Hafisen gut,
So bleibt ihm keine Kraft
Für's Leben mehr!

Diesen hohen und heiligen Schwur der Liebe: non ego perfidum dixi sacramentum! eine der begeistertsten und geschmackvollsten Eingebungen des Dichters hat Herr G. Karl v. Harrach in jener früheren Zeit unserer persischen Weihestunden, folgenderweise treu und glücklich übersetzt.

Beim Zauber deiner Augen
Du Spielwerk holder Tändelei!
Bei deiner Flaumen Zartheit
Du Loos der schönsten Deuterei!

Bei deinen Mundkorallen
Du meines Lebens Weihequell!
Bei deinem Duft und Farben
Schön wie der junge Lenz und hell!

Beim Wirbelstaub, der kündend,
Als Hoffnungszelt vor dir herzieht,
Beim Staube deiner Füße,
Den selbst der Quell' mit Neid besieht.

Bei deines Wandelns Anmuth,
Wie Rebhuhnsgang am Gartenzaun!
Bei deinem Liebeäugeln
Wie liebender Gasellen Schaun!

Bei dem Rubin der Lippen
Dem Zaubersiegel deines Blicks!
Beim Perlenschatz des Mundes,
Dem reichsten Kleinod des Geschicks!

Bei jenem Blatt der Wangen
Des Geistes zartem Rosenbeet,
Bei jener Flur des Busens,
Um die mein trunkner Sinn sich dreht.

Beim Odem deiner Kehle
Und bei dem Wehn der Morgenluft,
Beim Hauchen deiner Locken,
Und bei des Abendwindes Duft.

Begünstige Hafisen
Und lohne seine Leidenschaft!
Entfliehen wird das Leben,
Wo bliebe ihm dazu die Kraft.


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