Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

VII. (7)

Deine Wimpern haben meinen
Glauben tausendmal durchstochen,
Komm', daß ich vom kranken Auge,
Tausend Leiden für mich sammle.

Herz! das mir so nah' verwandt ist,
Deiner Freunde denkst du nimmer,
Ferne, fern von mir die Stunde,
Wo du meiner nicht mehr denkest.

Wer kann auf die Welt noch bauen,
Diese Mörderinn Ferhardens, 1
Wehe! ihre Streiche bannen,
Mich von meiner süßen Seele.

Beider Welten Seligkeiten,
Opfere ich auf dem Schenken,
Denn es sind die Herrn der Erde,
Knaben auf dem Weg der Liebe.

Wählt mein Liebster andre Freunde,
Soll dies frey zu thun ihm stehen,
Aber mir ist's streng verbothen,
Andre Freunde mir zu wählen.

Unsrer Trennung Gluthen haben,
Mich versenkt in Schweiß wie Rosen,
Komm' o Nachtwind bring' mir einen
Duft vom Freund der Schweiß austrinket. 2

Alle Sagen der Begierde,
Welche diese Blätter füllen,
Sind kein Fehler, denn dieselben
Hat Hafis mir eingegeben.

1 Ferhad, der Anbeter Schirin's, das Muster treuer, ausharrender, unauslöschlicher Liebe.

2 Ich bin mit Schweiß bedeckt, wie die Rose mit Thau, komm' o Nachtwind und bring' mir einen Hauch vom Geliebten, der diesen Schweiß austrockne.


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