Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

IX. (9)

Komm' Schenke, denn ich möchte dir
So gerne dienen,
Ich sehne mich nach deinem Dienst,
Und wünsche deinen Segen.

Vom Orte wo dein Becher strahlt,
Mich zu entfernen,
Dünkt mir so finster als das Land
Der Finsterniße.

Bin ich auch hundertmal versenkt
In's Meer der Sünden,
So wird mir doch verziehn, wenn ich
Die Liebe kenne.

O Frommer! schmäh' nicht meinen Rausch
Und bösen Namen,
Denn dieses war von Ewigkeit
Mir so bestimmt.

O trinke Wein, die Lieb' ist nicht
In meiner Willkühr,
Von Ewigkeit her gab man sie
Mir zum Geschenke.

Nie gieng ich aus dem Vaterland
In meinem Leben,
Doch sieh', ich gehe dir zu lieb
Nun in die Fremde.

Zwar bin ich fern dem Anschein nach
Von deiner Pforte,
Allein ich bin mit Geist und Herz
Stets gegenwärtig.

Auf meinem Weg liegt Berg und Meer,
Ich bin erkranket,
O Chiser, du Gesegneter, 1
Komm' mir zu Hülfe.

O Morgenwind, wenn du durchhauchst
Die Moschuslocken,
So sollst du meiner Eifersucht
Ja nicht vergessen.

Ich führe meinen Blickpfeil
Von meinen Brauen
Zum Ohre der Vernunft hinan,
Und laure dorten.

Vor deinen Augen wünscht Hafis
Den Geist zu opfern,
Dies ist mein Plan, wenn mir das Loos
Nur Muße schenket.

1 Chiser, der Hüter des Quells des Lebens im Land der Finsterniße.


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