Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

XXXVI. (36)

Es ist schon lang, daß ich in Schenken
Den Diener mache,
Daß ich als Bettler die Geschäfte
Der Reichen mache.

Der Prediger hat nie vernommen,
Den Duft der Wahrheit,
Ich sag' es laut, und will daraus kein
Geheimniß machen.

Bis in die Falle des Genußes
Das Rebhuhn rennet,
Will ich im Stillen Jagd auf gute
Momente machen.

Ich gehe, wie der Ostwind, schwankend
Zum Gau des Liebchens,
Da müßen Rosen und Jasminen
Mir Hülfschor machen.

Ein Netz sind meines Liebchens Locken,
Ein Pfeil die Wimpern,
Behalte Herz in dem Gedächtniß
Mein Lehren-machen.

Die Erde deines Gaus kann nimmer
Die Lasten tragen,
Du bist gnädig! nun wir wollen
Es leichter machen.

O Gnädiger! verhüll' auf immer
Dem Aug' des Bösen,
Die Heldenthaten, die im Stillen
Wir gelten machen.

Behüte Gott, daß ich das jüngste
Gericht nicht fürchte,
Laß morgen geh'n, wir wollen heute
Uns lustig machen.

Selbst Gabriel, der Himmelshüter
Wird Amen sagen,
Wenn ich beginn' das Lob der Herrn
Der Welt zu machen.

O Herr! ich hoffe auf den Gipfel
Des Himmelreichs,
Das heißt, ich werde deine Schwelle
Zum Kußort machen.

Hafis ist klug in einem Kreis,
Im andern trunken,
O sieh den Schelm, er weiß den Leuten
Es weis zu machen.


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