Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

LVII. (57)

Wiewohl mir eine Locke
Vom Haar ist zugefallen,
So öffn' ich doch die Augen
Nach neuer Huld und Gnade.

O glaube nicht, daß froher Sinn
Mir so die Wangen röthet,
Es ist das Blut des Herzens,
Das außen wiederscheinet.

Es wird des Sängers Weise
Mich selber nie entziehen.
O weh! wenn diese Weise
Mir nicht erlaubet würde.

Ich bin durch ganze Nächte
Des Herzharemes Wächter,
Nur ihrem Bild erlaub' ichs,
Den Schleier durchzuschlüpfen.

Sie hat durch Zaubereien
Das Schicksal eingeschläfert,
O sag' dem Ost, o sag' ihm,
Daß er mich doch erwecke.

Ich bin der süsse Sänger,
Der durch des Wortes Zauber,
Vom Rohr' der Feder Zucker
Und reinen Kandel träufet.

Ich trat mit großer Hoffnung
Den Weg an in die Wüste,
O Führer meines Herzens,
Laß mich hier nicht zurücke.

Da ich im Zug des Windes
Nicht sehen kann die Freundinn,
Wem soll ich's sagen daß er
Der Freundinn etwas sage.

Hafis, so sprach sie gestern,
Ist voll von Träumereien,
Ich sprach, ich kenne nichts als
Den Staub von deiner Thüre.


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