Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

LXIII. (63)

Verwunde nicht mein Herz mit Wimpernpfeilen,
Vor deinem kranken Aug' muß ich sonst sterben.

Vollkommen ist der Reiz von deiner Schönheit.
Bedürftig bin ich, thu' mir Armen Gutes.

Ich bin der Vogel, der so früh als Abends
Nur auf dem Dach des Himmels niedersitzet.

O füll' das Glas, ich bin im Glück der Liebe,
Noch jung, wiewohl ich schon an Jahren alt bin.

So sehr ist von der Freundinn voll der Busen,
Daß Sorge für mich selbst daraus verbannt ist.

Wenn je mein Schreiber eine Feder anrührt.
So sey's, die Rechnung von dem Wein zu machen.

Im Lärmen fraget keiner um den Andern,
Ich nehme Gnaden an von meinem Wirthe,

Wie lang' betrügest du mich noch wie Kinder,
Mit schönen Aepfeln, Milch, und Honigkuchen?

Ich schloß mit Weinverkäufern dieses Bündniß,
Daß mein der Schenke sey am Tag des Grames.

O gute Zeit, wo ich, im Rausch begraben,
Entbehren kann des Schahs und des Wesirs.

Es liegen viel Schätze mir im Busen,
Wiewohl der Nebenbuhler arm mich glaubet,

Mein Herz hab' ich Hafisen dann entwendet,
Als insgeheim den Schenken ich geliebet.


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