Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

LXVII. (67)

Ob Pracht und Größe bin ich nicht
Zu dieser Thür gekommen.
Mich zu verwahren vor dem Loos,
Bin ich hierher gekommen.

Ich wandle auf der Liebe Pfad,
Und von des Nichtseyns Gränzen
Bis in das Land des Seyns bin ich
Hieher des Wegs gekommen.

Ich sah den grünen Flaum des Barts, 1
Und bin vom Paradiese,
Zu pflücken dieses seltne Kraut,
Ganz eigens hergekommen.

Der Hüter über solchen Schatz,
Ist Gabriel der Engel,
Als Bettler bin ich zu der Thür
Des Schatzes hergekommen.

O Schiff der Leitung und der Huld!
Wo ist der Güte Anker?
Ich bin im Meere dieser Welt
In die Gefahr gekommen.

O Regen, der die Sünden wäscht,
Mein Wangenglanz verschwindet,
Wasch' mich, ich bin durch meine Schuld
In's schwarze Buch gekommen.

Hafis wirf weg das woll'ne Kleid,
O wirf es in das Feuer,
Denn hinter Karawanen her 2
Bin ich mit Weh gekommen.

1 Der grüne Flaum, den Hafis in einem der vorigen Gaselen gar Grünspanflaum nennt, ist der junge Bart, der mit grünem weichen Grase verglichen wird, wie das Haar mit dunkeln Veilchen und Hyacinthen – wiewohl die nächste Beziehung nicht in der Farbe, sondern dort in der Weichheit, hier in der Krause liegt.

2 Hinter den Karawanen der Gleißner und Heuchler bin ich hergekommen, tausend Ach! aus dem Busen stoßend.



zurück