Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Nun

IX. (9)

Wenn ich der Staub der Freundinn bin,
So reinigt sie den Saum von mir,
Und wenn ich sage: kehr' dein Herz
So kehret sie sich ab von mir.

Sie zeigt ihr schönes Angesicht
Der ganzen Welt den Rosen gleich,
Und wenn ich sage: deck' es zu,
So decket sie es zu vor mir.

Wenn ich wie Kerzen vor ihr steh',
Lacht sie wie's Morgenroth zum Gram;
Und wenn ich böse drüber bin,
So zeiget sie sich böse mir.

Ich sprach zu meinem Aug', o schau',
Sie einmal an mit einem Blick;
Mein Auge sprach zu mir: Willst du
Es fließ' ein blut'ger Strom von mir.

Sie dürstet stets nach meinem Blut,
Nach ihren Lippen dürste ich,
Erhalte ich vielleicht mein Ziel,
Rächt sie sich wohl vielleicht an mir.

Ihr Freunde! eines Kusses halb
Gäb' ich die ganze Seele hin,
Seht! wegen solcher Kleinigkeit
Bleibt sie zurück im Lauf mit mir.

Entflöhe mir aus Bitterkeit
Die Seele, wie Ferhaden einst,
So macht es nichts, es bleiben einst
Der süßen Sagen viel von mir.

Versiegle doch dein Wort Hafis,
Denn wenn du so die Liebe singst,
So singet vor in jeder Eck'
Die Liebe Zaubereien mir.


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