Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Nun

XII. (12)

Kennst du das Glück, des Freundes Angesicht zu seh'n,
Bei ihm zu betteln lieber, als ein Fürst zu seyn?

Ein leichtes ist's, aus Seelen bannen die Begier,
Die Seele fortzuscheuchen von dem Freund ist schwer.

Mit eignem Herzen geh' ich Knospen gleich einher,
Und dort zerreiße ich des guten Namens Hemd,

Bald kos' ich heimlich mit den Rosen, wie der Ost,
Bald hör' ich die Geheimnisse der Nachtigall.

Der Freunde Lippen küß', wenn du nur immer kannst,
Sonst wirst du in die Lippen beissen voll von Gram.

Ergreife die Gelegenheit des Freundgesprächs,
Wer weiß, begegnen wir uns wieder auf dem Weg.

Du sagst, Hafisens denkt nicht mehr der Schah Manßur, 1
O stöß' ihm, Herr, für die Derwische Sorge ein.

1 Hafis führt sich selbst in das Angedenken des Schahes zurück, der ihn vergessen zu haben scheint.


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