Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Waw

VI. (6)

Der Freundes Wangen Flaum,
Der selbst den Mond ergriffen,
Ist zwar ein schöner Ring,
Doch hat er keinen Ausweg.

Der Freundinn Augenbrau'n
Sind stets des Glückes Wohnort,
Dort reibe deine Stirn',
Dort klage deine Nöthen.

Du Hefentrinker Dschems, 1
O halte rein den Busen,
Ein Spiegel ist er, ach!
Vor dem sich nichts verstecket.

Der Zellenmänner Thun
Macht mich zum Weinverehrer,
Sieh' diesen Rauch nur an,
Der meine Schriften schwärzet.

Sag' zu dem Teufel gram:
Thu', was dir nur beliebet,
Ich habe mich vor dir
Zu Trunknen schon geflüchtet.

O Schenke, halt' das Glas
Als Leuchte zu der Sonne,
Und sag': hier zünde an
Die Fackel deines Morgens.

O schütte Wasser aus
Auf's Tagbuch unsers Thuns,
Wegwaschest du vielleicht
Damit der Sünden Zeiten.

Wird sich der Träumerei'n,
Mit der sich Bettler schmeicheln,
Wird sich derselben wohl
Der Fürst einmal erinnern?

Hafis hat angestellt
Der Liebenden Versammlung,
Daher sey dieser Platz
Nie leer von seinem Daseyn!

1 Du Hefentrinker Dschems, das Wunderglas Dschems, von dem so viel gefabelt wird, ist, meint der Dichter, nichts als das Weinglas.


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