Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ja

VII. (7)

Hätte dieser schwarze Bart
Mir ein Wort geschrieben,
O das Blatt von meinem Seyn
Wäre aufgeschrieben!

Bringet Trennung gleich zuletzt
Früchte des Genusses,
Besser wär's, man hätte jetzt
Nicht verpflanzt den Samen.

Deine Feder hört nie auf
Zucker auszuströmen!
Doch du zeigtest Liebe nicht,
Schriebest keine Antwort.

Hätte dich der Architekt
Liebe nicht gebauet,
Wär' mit Liebe Menschenthon
Nicht geknetet worden?

Sage mir vom Paradies
Nichts, du frommer Klausner,
Denn mein Mädchen ist Huri,
Und mein Haus ist Eden.

Gieb nicht für den Prunk Schebads, 1
Für den Garten Erems,
Eine Flasche voll von Wein,
Eine Saat der Lippen.

Was ist für ein Unterschied
Zwischen unserm Wissen,
Wer nicht sieht, was weiß er wohl,
Was da schön und mild sey.

Nicht allein in meinem Sinn
Ist ein Götzentempel,
Ueberall steht ein Alatr,
Ueberall Idole.

Nimmer ruht es sich bequem
Auf der Liebe Soffa.
Mangeln goldne Polster nur,
Thun's auch Strohtapeten.

Weises Herz, wie lang wirst du
Leiden auf der Erde?
Weh des Schönen, welches sich
Hat verliebt in Wilde.

Von dem Kleid mit Wein befleckt,
Rühret her das Unglück,
Sage, wo ist wohl der Mann
Deines Sinns und Herzens.

Warum ließ Hafis dein Haar
Wohl aus seinen Händen,
So ward es ihm einst bestimmt,
Konnt' er anders handeln?

1 Schebad der arabische König, der ein irdisches Paradies aus Gold und Silber und Edelsteinen in Jemens glücklichen Fluren erbaute. Im Koran geschieht dieser Sage Erwähnung, Erem von Säulen gestützt soll nach den meisten Auslegern dieses irdische Paradies bedeuten; allein der scharfsinnige Geschichtsforscher Ibni Chaladim meint mit weit mehr Wahrscheinlichkeit, daß Erem mit vielen Säulen nichts anders als einen arabischen Stamm dieses Namens bezeichne, der viele Säulen, d.i. viele Zeltpfähle, und folglich viele Zelten hatte.


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