Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ja

XV. (15)

Du die, indem du mich ermord'st,
Nichts weißt von Nachsicht,
Du zehrst mein Lebenskapital
Ganz ohne Schaam auf.

Es wohnet in den Leidenden
Ein Gift, das tödtet,
Drum nahe du dich ihnen nicht,
Es ist gefährlich.

Du bist im Stand, mit einem Blick
Mich auszuheilen,
Es ist nicht billig, daß du mir
Gar nichts verschreibest.

Du weißt, mein Auge ward durch dich
Zum Thränenmeere,
Warum gehst du zum Zeitvertreib
Nicht an das Ufer?

Das Unrecht, welches man von dir
Im Volk erzählet,
Ward von den Neidern ausgesprengt,
Du bist nicht schuldig.

O Frommer, wenn mein Schenke dir
Zu schmeicheln anfängt,
Verlangest du von Gott nur Wein,
Genuß vom Liebenden.

Hafis bet' an den Hochaltar
Der Augenbrauen,
Denn betest du wohl irgendwo
Mit größrer Innbrunst?


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