Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ja

XVII. (17)

Saget nicht dem Nebenbuhler
Rausch und Liebegeheimniß,
Sonsten geht voll Eigendünkel
Ohne Kund' er zu Grunde.

Freue dich mit deiner Schwäche
Wie der Ostwind erfreue dich,
Denn die Krankheit ist hienieden
Besser als die Gesundheit.

Wie ist Sicherheit möglich
Im verborgnen Winkel,
Wenn die trunkene Narzisse,
Rauschgeheimnisse plaudert.

Sey verliebt, es werden Welten
Einstens gehen zu Grunde,
Kommt der Tod, gehst du hinnen
Aus dem Hause des Daseyns.

An den Himmel denke immer
In dem Kreis der Geliebten,
Denn du fällst vom Glückesgipfel
Sonst hinab in Verachtung.

Zwar verletzen mich diese Dornen,
Dennoch verlang' ich Rosen,
Bitterkeit des Weins ist lieblich
In der Süße des Rausches.

Mönche trinken aus dem Becher
Und Hafis aus den Flaschen,
O ihr kurzen Aermel, wann, wann
Werden kürzer die Hände. 1

1 Wann wird die Lebensweise der Mönche besser ihrem Kleide entsprechen?


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