Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ja

XXXV. (35)

Mit Schönheits-Linien, die du
Auf deinen Wangen ziehst,
Ist's sicher, daß du einen Strich
Durch Rosenbeete ziehst.

Betracht', daß meine Thränen, (die
In dem Harem der Brust
Geheimnißvoll versenket sind)
Du auf den Markt hinziehst.

Ha, wie mit deiner Locken Duft
Du jeden Augenblick,
Dem Ostwind gleich ein jedes Herz
In deine Bande ziehst!

Und wie du jeden Augenblick
Durch dein berauschtes Aug',
Und durch der trunknen Lippen Duft
Mich in die Schenke ziehst.

Du sprichst, es ziemt sich, daß dein Haupt
In meinen Banden sey,
Sehr wohl! wenn du nur diese Last
Mit Freuden nach dir ziehst.

Soll ich mich wider deine Brau'n
Berathen mit dem Aug'?
O weh! des Bogens, welchen du
Straf auf mich Kranken ziehst.

Komm', daß von deinem Angesicht
Ich wend' das böse Aug',
O frische Rose! welche du
Den Saum durch Dornen ziehst.

Hafis! wiewohl du dir verlangst
Die Güter dieser Welt,
Das Beste ist doch, daß du trinkst
Und Freundeslocken ziehst.


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