Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ja

XXXVII. (37)

Wir sind zwar in der Fasten,
Doch gieb mir nur ein Glas,
Von jenem Wein der Liebe,
Der Rohes kocht.

Viel Tage schon verflossen,
Seit daß ich nicht
Ergriff des Buchses Schenkel,
Der Schönen Wuchs.

Mein Herz! es ist die Fasten,
Ein hoher Gast,
Wohl, wenn sie bleibt, doch besser,
Wenn sie sich hebt.

Ein schlauer Vogel fliegt nicht
Zur Kloster-Thür',
Die Prediger sie stellen
Jetzt Netze auf.

Ich klag' nicht über Klausner,
So ist's ihr Brauch,
Denn auf den Morgen folget
Der Abend auch.

Geht, um die Flur zu sehen,
Hinaus mein Freund,
So bring' ihm von mir Kunde,
O Morgenwind!

Sag' ihm, ein Mensch, der trinket
Bei Tag und Nacht,
Kann er sich wohl erinnern
Auf Andrer Gram?

Hafis! wenn dir der Richter
Nicht Recht erweis't,
So kömmst mit deinem Dünkel
Du schwer zum Ziel.


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