Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ja

XLIX. (49)

Morgenwind hast einen Duft
Von den Moschuslocken?
Komm' und bleibe fein bei mir,
Mich ganz durchzudüften.

Das Geheimniß meiner Brust,
Lieb' und Schönheitskunde,
Kann ich, findest du's für gut,
Deiner Hand vertrauen.

Nur dein Aeußres zeigen uns
Deines Lob's Verkäufer,
Denn von Rosen nimmst du an
Farb' und Wohlgerüche.

Dir, der Mondgesichter Herrn,
Ziemt es, wie der Sonne,
In der Schönheit Lustrevier
Durch und durch zu ziehen.

Deine angeborne Huld
Zeiget sich hierinnen,
Daß du leidest mit Geduld,
Nebenbuhlerinnen.

Wie kann wohl die Nachtigall
Dir, mein Herz, gefallen!
Wenn du des Verstandes Ohr
Schwätzerzungen leihest.

Deine Hefen haben ganz
Meinen Kopf berauschet,
Sag', von welchem Faße ist
Deiner Kanne Neige?

Nahe dich der Freundinn nicht,
Stattliche Cypresse,
Denn aus Schaam mußt du den Kopf
Vor ihr niederbeugen.

Such' der Liebe Kleinod nicht
In dem Zellenwinkel,
Willst du's suchen, trag' Hafis
Deine Füße weiter.


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