Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ja

LXVI. (66)

Es sagten deine Schmeichler dir,
Du sey'st der zweite Jusuf,
Doch als ich besser sah, fürwahr
Ich sah, du sey'st was bessers.

Viel süßer bist du und deßhalb
Sag' ich dankbaren Sinnes,
Chosru der Schönen bist du nicht
Zugleich Schirin der Zeiten?

Es wolle Niemand deinen Mund
Vergleichen einer Knospe,
Denn eine Knospe hatte nie
Ein gar so kleines Mäulchen.

Es wollte zwar den Wunsch der Mund
Gewähren, wie du sagtest,
Doch achtest du wie Lilien
Nicht viel das Wort der Zunge.

Du würdest mir so Wunsch als Gruß
Verleihen, wie du sagtest.
Ich fürchte, du vereiteltst mir
Den Wunsch und auch die Seele.

Es dringet deines Auges Pfeil
Tief durch den Schild der Seele,
O wehe! wer getroffen wird
Von diesem harten Bogen.

Vergießt dein eignes Aug' vielleicht
Einmal der Zähren eine,
So ist's vielleicht, weil auf dich selbst
Du einen Blick geworfen.

Auf deinem Wege wallt Hafis
Mit Kopf und Fuß wie Cedern,
Erweis' ihm einmal doch die Huld,
Ihn wie ein Buch zu lesen.


zurück