Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ta

XL. (40)

Aufs Paradies o Klausner laß
Verzicht uns thun,
Wir sind von Anfang her dazu
Nicht eingeschrieben.

Wer Gott zu lieb auf dieser Welt
Kein Körnlein pflanzet,
Der wird mit keinem Körnlein auch
Des Daseyns froh.

Dir ziemt Moschee und Rosenkranz
Gebet und Tugend,
Und mir die Schenk' und Glockenton
Und Kirch und Kloster. 1

Du frommer Mann, o halte mich
Nicht ab vom Weine,
Es ward mein Staub am Schöpfungstag
Mit Wein geknetet.

Der ist kein Weiser, der verdien't'
Nicht himmelsfreuden,
Wer in der Schenke nie sein Kleid
Für Wein verpfändet.

Wer seines Freundes Kleidersaum
Entschlüpfen lasset,
Wird Edenslust, und Engelskuß
Nie recht genießen.

Hafis wenn Gottes Gnade dich
Mit Gunst bezeichnet,
Scheu du die Hölle nicht, du bist
Des Himmels sicher.

 

1 Hafis suchte seine Geliebten in christlichen Klöstern, wie noch heute häufig die Türken. Diese kennen sogar in den Zoten ihres chinesischen Schattenspieles keine gesalznere Posse, als wenn sie griechische Kelogeren und Popos vor den Augen der ernst zuschauenden Versammlung gewaltsam mißbrauchen.


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