Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ta

XLIII. (43)

Wer die Einsamkeit wählt, was hat er vonnöthen des Gaffens?
Ist er im Winkel des Freunds, hat er der Felder nicht noth.

Ich beschwör' dich bei Gott! Hast du vonnöthen des Himmels,
Frag mich ein einzigesmal, frage mich, was ist dir noth?

Viel sind unsere Nöthen, jedoch wir sparen der Bitten,
Denn bei ihrem Gemüth haben wir Flehen nicht noth.

Forderst du meinen Geist, was hat es Erklärung vonnöthen,
Dir gehört mein Gesicht, hat es des Raubens wohl noth?

Meiner Freundin Gemüth ist der weltenzeigende Spiegel; 1
Ach sie hat des Berichts, daß was dir noth ist, nicht noth.

Einige Zeit ertrug ich die Last der Qualen des Schiffes,
Seit die Perlen mein sind, hab' ich des Meeres nicht noth.

Bettler! Es kennt der Freundin seelenvergeudende Lippe
Deine Ford'rung, sie hat keiner Erläuterung noth.

Fürst der Schönheit, bei Gott! Ich bin aus Liebe verbrennet;
Frag' mich endlich doch: haben die Bettler wohl noth?

Du Vielfodernder flieh, ich habe mit dir nichts zu schaffen;
Meine Freunde sind da, hat es der Feinde wohl noth?

Siegte Hafis dein Wort, von selbst erscheinet die Tugend.
Zank und leerer Streit sind mit dem Gegner nicht noth.

 

1 Der Weltenspiegel Alexanders ist dasselbe Glas, von dem schon weiter oben Erwähnung geschehen, worinn er mit einem Blicke alle Geheimnisse und Plane seiner Feinde durchschaute.


zurück