Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

XVIII. (18)

Die Priester, die mit Stuhl und Pult,
In Kirchen gar so heilig thun,
Sie werden in der Einsamkeit
Das Gegentheil desselben thun.

Ich habe einen Zweifel, frag'
Den Weisen der Gemeind' darum,
Warum die Buße-Prediger
Denn selbst so wenig Buße thun?

Nach allem Anschein glauben sie
Nicht an die Stunde des Gerichts,
Weil sie mit Trug und Gleisnerey
So viel des Aergernißes thun.

Geleite diese Zunft, o Herr!
Zu ihrem Eselstall zurück.
Ihr Uebermuth rührt blos daher,
Weil sie mit Striegeln Nichts zu thun.

Ihr Engel an der Schenkenthür,
Lobsinget Euern Preisgesang,
Die Säuerung von Adams Stoff, 1
Nichts anders ist der Trinker Thun.

Seht ihre Schönheit mordet stets
Die Liebenden, ein Wunder ists,
Daß ungeachtet dessen stets
Noch Liebende hervor sich thun.

Ich bin ein treuer Knecht des Wirths,
Denn seine Jünger sind so reich,
Daß sie nur eine Handvoll Staub
Auf Reichthum und auf Schätze thun.

O Bettler, springe schnell herbei,
Ein Wasser, theilet man jetzt aus,
Ein Wasser, das die Herzen stärkt,
Die dann Verzicht auf alles thun.

Mach rein dein Herz vom Götzendienst,
Es sey nur des Geliebten Dach,
Wiewohl die Allbegierigen
Auch mehrere zusammen thun.

Des Morgens schallte ein Getön
Vom Himmel her: da sprach Vernunft:
Die Engel lernen dich Hafis,
Was könnten sie wohl Beßres thun?

 

1 Trinken heißt nichts anders, als den Erdenteig säuern, aus dem Adam geknetet ward; ohne diese Säuerung bliebe der Mensch ein abgeschmackter ungegohrner Klumpen.


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