Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

LVI. (56)

Geh' ich ihr nach, so werden Zauberei'n entstehen,
Verlaß ich sie, so wird sie wider mich aufstehen.

Und wenn auf ihrem Weg ich eine ganze Stunde,
Auch ihrer harr', wie Staub wird sie, wie Wind entfliehen,

Und wenn ich einen Kuß zur Hälfte nur begehre,
Wird ihr der Spott vom Mund wie Zucker fallen.

Der Liebe Berg und Thal sind voll von Unglücksnetzen,
Wo ist ein Löwenherz, das sich davor nicht scheue,

Die Schelmerei'n, die ich von dem Narziß gesehen,
Vergoßen in den Staub viel Wasser guten Rufes,

Wenn ich zum Freunde sag', was machst du bei dem Volke,
So treibt er es so arg, daß Blut die Thränen mischet.

Du wünsche dir Geduld, und Leben denn der Himmel
Wird dir noch mancherlei von Wunderdingen zeigen.

O leg' Hafis, leg' auf die Schwelle der Ergebung
Dein Haupt, und dulde still die Ungerechtigkeiten.


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