Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

CXXVII. (127)

Wer? wer bleibet mir treu, von eigener Milde beweget?
Wer wird mir was Gutes erweisen?

Wer bringt Kunde vom Freund mit Tönen der Trommel und Flöte?
Wer bleibt treu beim Becher voll Weines?

Laßt uns am Freund, der nichts des Guten uns that nicht verzweifeln,
Denn vielleicht erweis't er sich gütig.

Keine Locke, so sprach ich, hab' ich vom Haare gelöset,
Dich soll, so sprach sie, kränken die Locke.

Dieser wollenbekleidete Mönch ist unwissend im Lieben,
Sprich ihn betrunken, er bleibe nicht nüchtern.

Schwer wird’s Bettlern, wie mir, einen Freund zu besitzen,
Giebt sich mit Trunknen der Gasse der Fürst ab?

Unrecht ist's, wenn ich vom gekräuselten Haar gekränkt bin,
Werden Betrüger um Banden sich kümmern?

Ohne Zahl sind die Heere des Grams, o günstiges Glück hilf!
Abdußamed sey der Tröster der Schmerzen. 1

Habe Hafis nichts zu thun mit ihren listigen Augen,
Ach die finsteren Locken sind trüglich.

1 Fachreddin Abdußamed, ein besonderer Freund und Gönner des Dichters.


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